Langenberg. Der CVJM Langenberg wollte eigentlich den Verein konzeptionell neu ausrichten. Dann kam Corona. Und die Pläne hängen auch an einer Personalie.
„Corona kam richtig unpassend“, sagt Tim Helfensdörfer. Er ist Vorsitzender des CVJM Langenberg und war – wie das ganze Vorstandsteam – „eigentlich gerade richtig motiviert.“ Denn die Ehrenamtlichen hatten neue Anregungen bekommen und wollten „den Verein eigentlich konzeptionell neu aufstellen.“
„Wir hatten uns überlegt, was für Ziele wir uns setzen wollen“, sagt Helfensdörfer. „Wir möchten zum Beispiel junge Mitglieder für die Arbeit im Vorstand gewinnen und auch selber wieder näher an der Jugendarbeit dran sein, uns selber mehr einbringen.“
Corona bremst den Vorstand aus
So sollte der CVJM mit neuem Leben gefüllt werden. Doch dann kam Corona und es passierte erst einmal – nichts. „Dann haben auch wir auf die Technik zurückgegriffen und uns in Video- oder Telefonkonferenzen abgesprochen“, erläutert der Vorsitzende. „Dabei haben wir dann einige Ideen weiterentwickelt.“
Allerdings hänge die gesamte Planung auch an einer Personalie: Jugendreferentin Wiebke Leben wird die Gemeinde im August verlassen, die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger ist schon in vollem Gange. „Wir sind alle berufstätig“, sagt Tim Helfensdörfer, „da wird eine hauptamtliche Kraft nötig sein, um uns zu unterstützen.“ Denn die Verwaltung des Vereins, „das schaffen wir“, fährt der Vorsitzende fort. „Aber Projekte stemmen, das wird schwierig.“
Der Verein hat knapp 50 Mitglieder
Knapp unter 50 Mitglieder hat der CVJM Langenberg, der es zudem mit einer in der Gesamtstadt einmaligen Konstruktion zu tun hat: „Es gibt hier auch noch die Evangelische Jugend“, sagt Detlef Schnecke, der Kassierer des Vereins. Denn während in den anderen Stadtbezirken sowie in Nierenhof beide Organisationen jeweils im CVJM aufgegangen sind, ist das in Langenberg anders.
„Das ist historisch so gewachsen“, erläutert Schnecke, „und hängt auch damit zusammen, wie früher die Pfarrbezirke aufgeteilt waren.“ Anders als die Evangelische Jugend, die der Gemeinde angeschlossen ist, „ist der CVJM ein Verein inklusive Vorstand“, erläutert der Kassierer. „Bei uns können die Mitglieder also auch in gewissem Rahmen mitbestimmen.“
Anlaufstelle für junge Leute
Von diesen Mitgliedern hat der 1847 gegründete Christliche Verein junger Menschen derzeit knapp unter 50. Offiziell Mitglied werden kann man ab 16, „die Konfirmanden sind bei uns also eher ,Gäste’“, sagt Detlef Schnecke, „während die älteren Mitglieder eher passiv sind.“
Nichtsdestotrotz ist der CVJM Anlaufstelle für junge Leute: „Immer freitags bieten wir im Jugendhaus an der Wiemerstraße den Jugendtreff an.“ Wenn nicht gerade eine Pandemie das öffentliche Leben ausbremst. „Wir bieten dann verschiedene Sachen an“, sagt Tim Helfensdörfer, „zum Beispiel Spiele, Filmabende – aber auch Andachten.“ Im Sommer steht auch der große Hof zur Verfügung.
Bei gutem Wetter soll der Jugendtreff starten
Der Jugendtreff soll bei gutem Wetter nun auch wieder anlaufen, denn dann kann der CVJM die Aktivitäten draußen anbieten. „Im Jugendhaus können wir unter Corona-Bedingungen nichts machen, dafür ist hier zu wenig Platz“, erläutert der Vorsitzende.
So sei auch klar, dass vorerst die Kinderdisco ausfallen muss. „Die ist aus der stadtbekannten CVJM-Disco ,Make it, take it’ hervorgegangen“, berichtet Kassierer Detlef Schnecke. „Damals reichte es, eine Lichtorgel aufzustellen und eine Discokugel aufzuhängen.“ Das würde heute niemanden mehr anlocken. Stattdessen gibt es im Normalfall sechs Mal im Jahr die Kinderdisco.
Die Freizeit musste der CVJM absagen
„Die ist auch gut besucht, ab 20 Kindern aufwärts sind dabei“, sagt Detlef Schnecke. Das Angebot richtet sich an Kinder im Grundschulalter, „da sind dann auch einige Mütter engagiert.“ Die Disco selbst „ist dann eher spielerisch“, sagt Schnecke. „Die Kinder tanzen ja nicht stundenlang, wie es etwa Teenager tun.“
Absagen musste der CVJM auch die geplante Freizeit. Eigentlich eines der beliebtesten Angebote. „Wir waren schon in Spanien und Holland, in Schweden und auf Korsika“, zählt Tim Helfensdörfer auf. „Freizeiten machen nicht nur Spaß, sie sind für uns auch eine gute Möglichkeit, Leute zu ziehen.“
Engagierte Mitarbeiter gesucht
Oft wären unter den Teilnehmern ganze Cliquen, und nicht alle, die zu diesen Freundesgruppen gehören, „sind auch schon bei uns“, so Helfensdörfer. „Aber wenn das Programm gut ist, dann bleiben einige, engagieren sich vielleicht auch und werden dann sogar Mitarbeiter.“ So könne der CVJM junge Menschen längerfristig an sich binden.
Und solche jungen Erwachsenen kann der CVJM gut brauchen, sagt der Vorsitzende: „Gut ist, wenn die- oder derjenige auch alleine etwas organisieren kann.“ Freuen würde er sich aber auch über erfahrenere Neuzugänge, „zum Beispiel Leute, die früher schon einmal in der Jugendarbeit aktiv waren, dann ausgesetzt haben, weil sie Nachwuchs bekommen haben, und nun wieder einsteigen wollen.
Wer Interesse an der Mitarbeit hat, kann sich hier informieren: kontakt@cvjm-langenberg.de
Mitglied im Stadtjugendring
Der CVJM Langenberg ist Mitglied im Stadtjugendring Velbert und beteiligt sich unter anderem am großen Kinderfest, das immer – außer in diesem Jahr – am 1. Mai am Schloss Hardenberg in Neviges stattfindet.
„Aber“, so schränkt der Vorsitzende Tim Helfensdörfer ein, „früher haben wir mehr gemacht, waren bei viel mehr Festen aktiv.“ Doch die immer strenger werdenden Auflagen, „die können wir nicht mehr erfüllen.“
Verein wurde bereits 1847 gegründet
Der CVJM Langenberg ist schon ein wenig älter, gegründet worden ist der Verein 1847, „als Jünglingsverein“, erläutert Kassierer Detlef Schnecke. Gründer ist Louis Sigel, über den aber laut Festschrift zum 150-jährigen Bestehen nicht viel bekannt ist. Vermutlich war Sigel Diakon der Gemeinde.
Die Mitglieder zu Beginn waren bunt gemischt: Katholiken waren dabei, ebenso ein Jude, dazu viele junge Leute, die gar nicht aus Langenberg kamen. Und schnell hatte der Verein eine wichtige Aufgabe: Bildungsarbeit. Denn, so steht es in der Festschrift: „Ein Teil der Mitglieder konnte kaum oder überhaupt nicht lesen und schreiben.“
Bis 1918 wächst der Verein
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wuchs der Verein: Es gab eine Turnabteilung, einen Chor und einen Posaunenchor. Nach dem ersten Weltkrieg nahm der CVJM schon bald die Aktivitäten wieder auf. Unter welchen Bedingungen, das macht eine Zahl aus dem Jahr 1923 deutlich: Der Jahresabschluss der Kasse weist einen Betrag von mehr als 12,5 Billionen Mark aus – in Deutschland war in Folge der schweren Wirtschaftskrise die Inflation explodiert.
Die aber wohl schwerste Zeit durchlebte der CVJM zwischen 1933 und 1945: In Folge der Gleichschaltung musste die Jugendarbeit beendet werden. Dennoch entschieden sich die Mitglieder 1935, den Verein nicht aufzulösen, besonders die wöchentliche Bibelstunde blieb bestehen.
Im Jahr 1948 nannte sich der Verein in Christlicher Verein junger Männer (CVJM) um, und mit der Zeit etablierte sich die Arbeit innerhalb des Vereins so, wie sie heute noch gelebt wird. Seit 1979 unterstützen Jugendsekretäre die Vereinsarbeit.