Mülheim. Eppinghofen hat den Ruf als Problemviertel Mülheims. Seit Jahren sind Müll, Ratten und Verkehrslage Störfaktoren. Was sich bald ändern könnte.

Eppinghofen, inmitten Mülheims gelegen, ist das Herz der Stadt – würde manch einer sagen. Lebendig, pochend, aber auch voller Narben. Immer wieder sind die Dauerprobleme Vermüllung, Rattenbefall, Verkehrslage und Sprachbarriere Gegenstand der öffentlichen Debatte. Mal mehr, mal weniger prominent. Etliche Stadtteilprojekte sollten in der Vergangenheit Linderung verschaffen. Aber es geschieht noch zu wenig, sind sich zumindest die Menschen einig, die im Stadtteilbüro Eppinghofen am offenen Dialog für Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils zusammengekommen sind. In offener Runde, zu der das Stadtteilmanagement gemeinsam mit der Verwaltung geladen hatte, gab es eine ungeschönte Bestandsaufnahme.

Vermüllung

Von den rund 20 Bürgerinnen und Bürgern, die der Einladung zum offenen Gesprächsabend gefolgt waren, thematisierte der Großteil konkrete Fallbeispiele der Vermüllung im Viertel als eklatantes Problem. So auch Frau und Herr R., die an der Uhlandstraße unweit des Aldis wohnen und etwa an den Glas- und Papiercontainern in der Nähe ihres Zuhauses immer wieder wilde Müllkippen beobachten. „Es ist wirklich unfassbar, was die Leute da abladen“, schildert Herr R., der in der Vergangenheit nicht davor gescheut habe, frisch Ertappte anzusprechen. „Das bringt aber nur bedingt was.“ Nachbarin Frau S. schildert ein Beispiel: „Wir sind nachts um halb zwei wach geworden, weil da jemand lautstark seinen Unrat abgeladen hat. Als ich die Polizei gerufen habe, rieten die mir, runter zu gehen - um zwei Uhr nachts?“ Letztlich sei rund 20 Minuten später eine Streife eingetroffen. „Da war die Person aber schon längst weg.“

An langer Tafel kamen Bürgerinnen und Bürger Eppinghofens zu einem offenen Austausch zusammen.
An langer Tafel kamen Bürgerinnen und Bürger Eppinghofens zu einem offenen Austausch zusammen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ein Hotspot von vielen bestätigen Ulrike Bresa, Leiterin des Amtes für Umweltschutz, und Jennifer Ebbers, Sprecherin der MEG. „Jährlich“, so Bresa „gehen 200 Meldungen von wilden Müllkippen in Mülheim ein.“ Kein reines Mülheimer Phänomen, man beobachte aber durchaus einen gewissen „Müll-Tourismus“ aus anderen Städten, „die Strafen sind in Mülheim vergleichsweise niedrig“. In der Stadt sind laut MEG-Sprecherin Ebbers sechs Mülldetektive rund um die Uhr im Einsatz. „Sie observieren auch, aber es gehört schon eine Menge Glück dazu, jemanden auf frischer Tat zu erwischen.“

Das allein bleibt eine symptomatische Bekämpfung, doch wo liegen Ursachen? „Mir ist nicht klar, wieso die Stadt nicht prüfen kann, wer wie viele Mülltonnen pro Haus zur Verfügung hat“, wirft ein Bürger ein. „Doch, das können wir“, erklärt Ulrike Bresa. „Das ist aktenkundig. Was wir aber nicht wissen ist, wie viele Menschen an einem Standort leben, die womöglich nicht gemeldet sind.“ Dadurch ergebe sich ein Ungleichgewicht zwischen Bewohnerzahl und verfügbaren Mülltonnen. So habe eine jüngste Überprüfung durch das Amt für Umweltschutz zwischen Parallel- und Bruchstraße ergeben, dass in 26 von 60 Wohneinheiten ein Missverhältnis vorliegt. „Zu kleine Müllvolumina“, so Bresa. „Die Eigentümer der Immobilien werden angeschrieben und aufgefordert, entsprechend aufzustocken.“ Die entstehenden Mehrkosten würden aller Voraussicht auf die Anwohnerschaft umgelegt.

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Rattenbefall

Wo Müll ist, bleiben Ratten nicht fern. „Die kommen halt dahin, wo sie was zu futtern kriegen“, stellt Ulrike Bresa nüchtern fest. „Wir beobachten aber auch, dass immer wieder Wildtiere wie Vögel, Waschbären oder Füchse vom Müll fressen und dadurch teilweise sehr dick werden oder sogar sterben.“ Einer dieser Orte, auch hier landet Schilderungen aus der Bürgerschaft zufolge immer wieder Müll, ist der Spielplatz Charlottenstraße. „Da tummeln sich die Ratten regelrecht“, berichtet ein Anwohner. „Da wird zwar regelmäßig aufgeräumt, aber es gibt immer neuen Müll.“

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Serkan Ersavas, Inhaber des „Ruhrpott Döner“ an der Sandstraße, zählt etliche Gebäude der Straße auf, die bekanntlich von Ratten befallen seien – „aber da macht keiner was!“. Ausgelutschte Hülsen von Sonnenblumenkernen, die vielfach auf den Bürgersteigen des Stadtteils landeten, locken seiner Beobachtung nach die Nager an.

„Wieso kann die MEG nicht auch wie auf der Schloßstraße täglich mit einem Sauger über die Eppinghofer Straße gehen“, fragt Bernd Köhler vom Eppinghofer Bürgerverein. „Anders als auf der Schloßstraße sind auf der Eppinghofer Straße die Hauseigentümer für die Instandhaltung der Gehwege verantwortlich“, erklärt Dirk Eurskens, Logistikleiter der MEG. „Das ist so im Abfallwirtschaftskonzept der Stadt festgeschrieben.“

Verkehrslage

Parken in Eppinghofen – offenbar eine Glückssache und unter Umständen mit viel Stress verbunden. Neben „Ruhrpott Döner“-Inhaber Serkan Ersavas schildert auch Teyyar Ulas vom „Istanbul Fisch und Steak Haus“, dass ihnen Park- und Halteraum für ihre Lieferdienste fehle. „Vielleicht ließe sich das über spezielle Zonen für Lieferdienste oder noch mehr Anwohnerparkscheine regeln“, schlägt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Jörg Dieter Kampermann vor. Nicht das einzige Problem rund um die Sandstraße. „An der Sandstraße 24 biegen die Autos immer viel zu schnell ab“, berichtet Serkan Ersavas. „Meine Kinder dürfen da nur entlang, wenn ich sie begleite – zu gefährlich.“ Denkbar hier: Ein Schild, das für mehr Rücksicht bei Autofahrern wirbt.

Sprachbarriere

„Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich nur ein, zwei, drei Menschen mit Migrationshintergrund“, sagt Vahide Tığ vom Jugendzentrum Stadtmitte. „Das ist nicht Eppinghofen und das finde ich schade. Aber woran liegt das?“ Stadtteilmanager Cemal Sari weiß aus seiner täglichen Arbeit um die Schwierigkeit, alle im Viertel gleichermaßen abzuholen: „Da habe ich noch keine Patentlösung gefunden, aber wir arbeiten an unseren Kommunikationswegen und wollen zugänglich sein.“

Stadtteilmanager Cemal Sari sieht zwar keine Patentlösung, aber viel Potenzial für Eppinghofen.
Stadtteilmanager Cemal Sari sieht zwar keine Patentlösung, aber viel Potenzial für Eppinghofen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Fazit

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Am Ende steht eine lange Liste an Herausforderungen, die meisten davon schon Jahre alt. Aber eben auch ein lebendiger, offener Austausch mit einigen konkreten Ansätzen, die durch das Stadtteilmanagement in die Gremien getragen werden sollen.

Trotz allem – es gibt auch vieles, vieles Gutes in Eppinghofen. „Nur um mal ein Beispiel zu geben“, erzählt Bernd Nierhaus vom Verein „Rolli Rockers Sprösslinge“, „als ich mal mit meinem Rolli auf der Eppinghofer liegen geblieben bin, kamen etliche Ladeninhaber raus. Bernd, willst du einen Tee, willst du einen Döner? Und das ist auch Eppinghofen.“