Mülheim. Einigen Unmut über Zigarettenstummel gibt es auch in Mülheim-Eppinghofen. Stadtteilmanager Cemal Sari und Händler wollen das Problem angehen.
Am Anfang hatten die Skeptiker das Wort: Ob sich das durchsetzt, in Eppinghofen? Nun aber hat das Stadtteilbüro an der Heißener Straße 16 schon die ersten Pflanzsteine vor dem Schaufenster, mit bunt blühenden „Schmetterlingspflanzen“. Und jetzt hört man: Klar, wir gießen auch mit – ist doch für uns alle.
Freilich: Bis Eppinghofen auch auf der Geschäftsstraße aufblüht – so der findige Werbespruch einer bereits seit einigen Jahren laufenden Aktion für mehr grüne Oasen im Veedel – muss noch einiges mehr geschehen. Erst im Stadtteil-Check dieser Zeitung im Jahr 2020 erhielt die Sauberkeit ein glattes „Mangelhaft“. Nicht nur sollen die terrakottafarbenen Pflanzovale deshalb weitere Händler überzeugen, es gleich zu tun. Mit weiteren Maßnahmen will man auch dem Müll an den Kragen. Vor allem den Kippen.
Mülleimer sind vorhanden, doch wohin mit der Kippe?
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Denn Zigarettenstummel findet man an der Eppinghofer Straße und den Seitenarmen nahezu vor jedem Geschäft, in Fugen und Ritzen, während der Müll nur noch vereinzelt zu sehen ist. Einige Händler fegen am Dienstagmorgen kurz vor 10 Uhr vor den Läden und blaue Mülleimer sind praktisch alle hundert Schritte montiert.
Doch wohin mit der Kippe? Das Dilemma zeigt sich überraschend deutlich gerade an den Mülleimern: Hier hat man eine Metallschiene am Rand des Eimers montiert, damit Raucher dort ihre Glimmstängel ausdrücken können. Doch keiner wirft sie anschließend ein, sie landen stattdessen unter dem Plastikeimer. „Ich würde meine Zigarette auch nicht dort reinwerfen, nachher fängt der Eimer an zu brennen“, zeigt Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken (Die Grünen) Verständnis. Es ist kein böser Wille der Raucher, eher Vorsicht, glaubt sie.
Dilemma um Aschenbecher zeigt sich in Mülheim nicht nur an der Eppinghofer Straße
Kurzer Szenenwechsel: Kaum eine Woche ist es her, dass Grüne und CDU einen Mülleimer mit Aschenbecher für eine Bank an der Speldorfer Friedhofstraße beantragen wollten. Auch dort fanden sie im Umfeld jede Menge Zigarettenstummel. Die Verwaltung indes lehnte ab: „Umweltbewusste Raucher gehen die paar Schritte zum vorhandenen MEG-Abfallbehälter oder nutzen einen Taschenaschenbecher“, argumentierte diese.
Zudem enthüllte die Stadt eine traurige Statistik: Mehr als 70 Prozent der ursprünglich einmal von der MEG aufgestellten 60 Aschenboxen seien gestohlen oder zerstört worden.
Kosten der Kombination für Müll und Zigaretten: rund 900 Euro pro Eimer
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„Taschenaschenbecher werden höchstens von wenigen sehr umweltbewussten Rauchern genutzt“, hat Stalleicken ihre Zweifel an dieser Alternative zur öffentlichen Aschenbox. Zumindest an besonderen Orten, wie etwa Haltestellen, sollten Kombinationen aus Mülleimer und Aschenbox aufgestellt werden – Kostenpunkt voraussichtlich rund 900 Euro das Stück.
Keine Kleinigkeit, doch Eppinghofens Stadtteilmanager Cemal Sari und Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken haben bereits eine Alternative angestoßen: Geschäfte sollen eigene silberne Aschenbecher vor ihr Geschäft stellen. Das sparte der öffentlichen Hand nicht nur enorme Summen, sondern verhinderte auch den Vandalismus. Denn abends kommen die Eimer wieder ins Geschäft zurück.
Etwa 30 Händler im Umfeld der Eppinghofer Straße hat Sari bereits überzeugen können, bei der Aktion mitzumachen. In der Teestube an der Heißener Straße ist das kein Thema: „Klar, halten wir unseren Bereich sauber. Wir leben doch auch hier“, sagt ein Besucher. Und ebenso beim Folkloreverein – drinnen ist das Rauchen ohnehin verboten, den Glimmstängel muss man daher draußen ausdrücken.
So will der Stadtteilmanager die Mülheimer Händler überzeugen
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Und so sieht man beim Rundgang über die Straße einige Aschenbecher schon an den Ladeneingängen stehen. Andere Händler wiederum zeigen sich zurückhaltend, obwohl dort teils sogar Rauchwaren angeboten werden.
Dabei hat man denjenigen, die mitmachen wollen, den Weg schon erleichtert: „Wir haben mit dem Ordnungsamt geklärt, dass Händler, die sich bei uns melden, Aschenbecher und Pflanztöpfe vor dem Geschäft aufstellen können“, sagt Stadtteilmanager Cemal Sari. Dafür war die Unterstützung der Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken durchaus hilfreich. Pflanzen und Aschenbecher sollen zwar nicht mehr Platz als 30 Zentimeter von der Fassade aus einnehmen, dafür aber entfällt die „Sondernutzungsgebühr“.
Und Stalleicken und Sari wollen den Gedanken noch weiter in die Köpfe pflanzen, etwa mit einem Wettbewerb für schöne Außengestaltung. Die Geschäftsstraße, die aktuell nicht nur ein Baugerüst vor herabfallenden Ziegeln schützen soll, sondern wo derzeit auch der bepflanzte Kreisverkehr an der Heißener Straße weitgehend ein Opfer der Dürre geworden ist, könnte mehr Grün vertragen. Ein Problem, das man bei der Bepflanzung offenkundig nicht bedacht hat: Wie gießt man regelmäßig in einem Kreisverkehr?
„Die Menschen werden sensibilisiert“, sagt Bezirksbürgermeisterin Stalleicken, „aber das braucht Zeit – und kontinuierliche Begleitung“.