Mülheim. Thema Bildungsentwicklungsplan: Mülheims Grundschulen müssen Jahr für Jahr mehr Kinder aufnehmen. Die Verwaltung erklärt, wo gebaut werden soll.
Immer mehr Schüler und Schülerinnen – und dann noch der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz für alle ab 2026: Die Mülheimer Grundschulen brauchen dringend mehr Platz und intelligente Raumkonzepte, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu stemmen. Der Bildungsentwicklungsplan, den die Politik Ende Juni beschließen will, zeigt auf, wie das Großprojekt gelingen könnte. An etlichen Grundschulen muss laut Stadt in den kommenden Jahren gebaut werden.
So zum Beispiel an der Barbaraschule, die von zwei auf drei Züge erweitert werden soll. Bildungsdezernent David Lüngen und Peter Hofmann, stellvertretender Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, halten dort einen Anbau für erforderlich, um auf lange Sicht alle Mädchen und Jungen aufnehmen zu können.
Mülheimer Dezernent: „Jetzt geht es erst mal um den Grundsatzbeschluss der Politik“
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Wie genau ein solcher Bau aussehen könnte, ist indes noch nicht absehbar. Man sei erst am Anfang des Verfahrens, erklärt Lüngen: „Jetzt geht es erst mal um den Grundsatzbeschluss der Politik.“ In der zweiten Jahreshälfte stünden dann Planungsbeschlüsse an, die der Immobilienservice vorbereitet und später umsetzt. Auch stehen die Gelder noch nicht zur Verfügung, erst im nächsten Haushalt wird es darum gehen. Selbst wenn die Zeit drängt: „Ein solches Verfahren besteht immer aus mehreren Phasen – es gibt keine Abkürzung.“ Vor 2026 werde sicher nicht gebaut.
Auch die Grundschule am Steigerweg soll um einen Zug auf insgesamt vier Züge erweitert werden. Auch dort ist die Rede von einem Anbau. Dieser allerdings könnte den Schulhof arg verkleinern – man werde aber gemeinsam mit der Schule eine Lösung finden, versprechen die städtischen Vertreter.
Einzelne Räume der Katharinenschule müssen grundschulgerecht umgestaltet werden
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An der Katharinenschule, die künftig ebenfalls vierzügig geführt werden soll, gibt es laut Lüngen und Hofmann ausreichend Räume für die Schülerflut. Das Gebäude, in dem einst eine Hauptschule untergebracht war, müsse jedoch zum Teil umgestaltet werden. So gebe es Klassenzimmer, die früher für naturwissenschaftliche Fächer genutzt wurden, und bislang nicht zu den Bedürfnissen der Kleinen passen.
Umbaumaßnahmen sind laut Stadtverwaltung auch in der Grundschule an der Zunftmeisterstraße vonnöten, wo die Zahl der Schüler schon jetzt deutlich angestiegen ist. Eine Dreizügigkeit auf Dauer ist geplant, die Raumsituation aber noch schwierig. „Das frühere Kitagebäude, das die Schule bereits nutzt, muss so umgebaut werden, dass es zur Schule passt“, sagt Lüngen. Auch an der Astrid Lindgren-Schule will man die bereits gelebte Dreizügigkeit langfristig sichern und denkt über einen Anbau nach.
Die Gebit hat Schülerzahlen notiert, Räume erfasst, Ideen für die Zukunft entwickelt
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Über anderthalb Jahre hat sich das sozialwissenschaftliche Beratungsunternehmen Gebit aus Münster mit der Situation an Mülheims Schulen befasst: Schülerzahlen wurden notiert, Räume erfasst, Ideen für die Zukunft entwickelt. . . „„Das Riesenthema“ Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz ab Sommer 2026 haben die Berater allerdings nicht abschließend dargelegt, heißt es im Gespräch mit Lüngen und Hofmann.
Die Stadt Mülheim rechnet damit, dass eines Tages bis zu 80 Prozent aller Grundschüler in der OGS oder der VGS betreut werden. Um das zu bewältigen, wird über zusätzliche Baumaßnahmen nachgedacht, aber auch über spezielle Raumkonzepte: Eine Idee könnte sein, Klassenräume so intelligent zu möblieren, dass sie unkompliziert verwandelt werden können von Zimmern, die am Morgen dem Lernen dienen, in Zimmer, die am Nachmittag zum Spielen einladen. Fraglich ist zudem, wie alle OGS-Kinder künftig mit Mittagessen versorgt werden können. Laut Lüngen sind die meisten Räume, die bis dato als Mensa dienen, wohl zu klein: „Drei, vier Gruppen können dort essen, eine fünfte aber nicht mehr.“
Damit der OGS-Ausbau gelingen kann, werden alle Grundschulen noch mal überprüft
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Vor diesem Hintergrund werden alle Grundschulen noch einmal gesondert angesehen, kündigt der Dezernent an. Vier Einrichtungen aber habe man schon ausgemacht, an denen ganz sicher Maßnahmen erfolgen müssen: So fehlten der Grundschule am Dichterviertel Flächen für die Verwaltung und das Kollegium. Auch die Situation an der Grundschule am Krähenbüschken sei nicht perfekt. Die dort aufgestellten, zweistöckigen Pavillons stünden in der Kritik. „Die Schule hätte lieber einen konventionellen Bau“, so Hofmann. Man erwäge einen Ersatz für die Pavillons oder einen unabhängigen Anbau.
An der Schildbergschule sollen Räume im Bestand so verändert werden, dass sie ausreichend Platz für die OGS bieten. Und für die Hölterschule ist ein Erweiterungsbau im Gespräch.
An jedem einzelnen Standort müsse man genau überlegen: Wie kriegen wir das hin?
Insgesamt, so sagt Lüngen, ist die Ertüchtigung aller Schulen eine riesige Aufgabe für die Stadt. An jedem einzelnen Standort müsse man sich genau überlegen: Wie kriegen wir das eigentlich hin? „Wir haben ja völlig heterogene Räume, von der Größe her, von der Ausstattung.“
Auch wenn vieles unterschiedlich ist, eines sei in den vergangenen Wochen fast überall gleich gewesen: „Die Grundschulen haben sich viel Mühe gemacht, Ideen einzubringen“, lobt der Dezernent. Er verspreche allen: „Niemand hat für den Papierkorb gearbeitet; wir werden die Anregungen berücksichtigen.“
Auch Mülheims Förderschulen müssen erweitert werden, sagt die Verwaltung
Auch Mülheims Förderschulen haben verstärkt Zulauf. Das habe auch damit zu tun, so Hofmann, dass heutzutage auch schwerst mehrfach behinderte Kinder gute Chancen auf ein längeres Leben und damit einen Schulbesuch haben. An der Rembergschule habe man „in den vergangenen 25 Jahren schon dreimal ausgebaut“, eine einfache Lösung sei nun nicht mehr in Sicht. „Da müssen wir kreativ werden.“ Barrierefreiheit sei das A und O. Man benötige nicht nur Räume für den Unterricht, sondern auch für verschiedene pflegerische Aspekte. Möglicherweise biete sich die Fläche eines Nachbargrundstücks für die Erweiterung an.
An der Wilhelm-Busch-Schule, die Kinder mit den Förderschwerpunkten Sprache, Lernen und Emotionale und soziale Entwicklung aufnimmt, muss laut Verwaltung ebenfalls zusätzlicher Platz geschaffen werden. Nicht am Standort Klotzdelle, wohl aber am Springweg, wo sich die OGS für die Erst- bis Sechstklässler befindet. Dort wolle man übrigens vom Vorschlag der Gebit abweichen, so Lüngen und Hofmann. Anders als von den externen Beratern angeregt, sei es an dieser Art Förderschule nämlich keinesfalls ratsam, Räume doppelt zu nutzen – also für Unterricht am Morgen und Betreuung am Nachmittag. Für die optimale Versorgung der Kinder sei es pädagogisch angezeigt, separate Betreuungsräume vorzuhalten.