Mülheim. Abgesperrt und in großen Teilen im Dornröschenschlaf wartet Mülheims Steinbruch Rauen auf eine Entwicklung. Am Rande soll Wohnen möglich werden.

In Nachbarschaft zum Steinbruch Rauen will die Stadt nach langen Jahren der Vorberatungen mit der Eigentümerfamilie eine Wohnbebauung ermöglichen. Ein Bebauungsplan soll für die insgesamt 5,5 Hektar große Fläche zwischen Holzstraße und Heuweg in Broich regeln, was geht – und was nicht.

Mülheims Beigeordneter Peter Vermeulen, bis Jahresbeginn noch für die nun vom OB verantwortete Stadtplanung zuständig, hatte schon in der Vergangenheit deutlich gemacht, welches Pfund er in einer Entwicklung auch des Rauen-Areals für die Ausbildung einer „Grünen Mitte“ Mülheims sieht – in einer Achse, die sich von der Dohne auf der anderen Ruhrseite über die Dohneinsel sowie die Gelände der ehemaligen Lederfabrik Lindgens und der Brauerei-Ruine Ibing bis eben hin zum Steinbruch erstrecken könnte.

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Jetzt soll ein neuer Mosaikstein für diese Entwicklung gelegt werden, nachdem Baupläne am alten RWW-Wasserkraftwerksstandort an der Dohne und für Lindgens schon weit fortgeschritten sind und zumindest angedacht ist, die Dohneinsel als Naturschutzgebiet dauerhaft zu sichern.

Fakten zum Areal

Das Areal, auf dem nun Wohnbebauung möglich werden soll, zählte bis in die 1950er- und 1960er-Jahre hinein zum Betriebsgelände des Steinbruchs der Familie Rauen. Teile davon dienten als Lager für den abgebauten Ruhrsandstein, von hier aus wurde auch verkauft, etwa auch Grabsteine. Steinhauer und Steinmetze waren hier tätig.

In den 1960er-Jahren wurde zunächst eine Minigolf-Anlage errichtet, im folgenden Jahrzehnt die Tennisanlage.

Im Steinbruch nebenan wird seit mehr als 100 Jahren Ruhrsandstein abgebaut. Gesteinsschichten im Steinbruch offenbaren, dass Mülheim vor etwa 90 Millionen Jahren am Rande des Kreidemeeres gelegen hat.

Das Planungsamt geht mit dem ersten Entwurf für einen Bebauungsplan für Teile des Rauen-Geländes nun in die Politik, als erstes wird sich die Bezirksvertretung 3 am 16. September damit befassen, am 28. September soll der Planungsausschuss das Verfahren dann offiziell in Gang setzen und eine erste Bürgerbeteiligung ermöglichen.

Eigentümer: Aktuell keine konkreten Pläne für Entwicklung weiterer Steinbruch-Areale

Das zu überplanende, 5,5 Hektar große Areal erstreckt sich von der Holzstraße im Norden bis zur Straßenrandbebauung am Heuweg. Ausgenommen ist das heutige Betriebsgelände des Steinbruchs, auf dem verschiedene Unternehmen wirken. Die Familie Rauen unterhält dort selbst noch einen Handel für Natursteine, der hauptsächlich Garten- und Landschaftsbauer als Kunden bedient. Rauen verkauft von dort auch Schlacken aus der Industrie für die Bauindustrie, etwa für den Straßen- und Wegebau. Auch dieses Areal ist seit Jahren im Blick der Städteplaner. „Aktuell gibt es da aber keine konkreten Pläne“, sagt Hans-Joachim Rauen von der Eigentümerfamilie.

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Konkretisieren sollen sich derweil die Pläne für das Areal westlich des Steinbruchs. Inbegriffen ist hier etwa die Kleingartenanlage an der Holzstraße, um deren Bestand jahrelang gerungen worden war – und dessen Pächtern nun die Planungssicherheit gewährt werden soll, an Ort und Stelle verbleiben zu können. Ebenso inbegriffen ins Planungsgebiet sind bestehende Wohngebäude an der Holzstraße (113, 115 und 119) sowie die 2015 bereits aufgegebene Tennishalle mit ihren Freianlagen ringsum und die ehemalige Minigolf-Anlage. Hier waren in den vergangenen Jahren – auch in Holzhäusern - Flüchtlinge untergebracht worden.

Wald rings um den Heubach soll geschützt bleiben

Dieser nördliche Bereich des Areals – rund 2,66 Hektar – soll als Allgemeines Wohngebiet ausgewiesen werden – wie gesagt: mit Ausnahme der Kleingartenanlage. Am Rande der Holzstraße sind Einzel- und Doppelhäuser angedacht, im Hinterland sollen Tennishalle und Flüchtlingsunterkünfte weichen für eine aufgelockerte Wohnbebauung, wie sie charakteristisch ist für diesen Teil von Broich. In der Vorlage für die Politik spricht die Verwaltung, wohl in Anspielung auf eine nicht allzu dichte Bebauung, von einem „Wohnpark“.

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Der im Osten des Plateaus befindliche Baumstreifen, der das Gelände von der Bruchkante des Steinbruchs trennt, soll ebenso erhalten bleiben wie im Süden der Wald, durch den der Heubach teils offen verläuft und der sich vom Friedhof bis zum Fossilienweg ausbreitet.

Eigentümer wünscht eine „attraktive, zeitgemäße und nachhaltige Bebauung“

Für das ehrgeizige Wohnbauprojekt haben die Rauen eigens eine Grundstücksgesellschaft gegründet, die die Geschwister Birgit und Hans-Joachim Rauen als Miteigentümer und Geschäftsführer vertreten. Letztgenannter begrüßt die aktuelle Entwicklung in der Sache, die 2004 schon einmal mit einem Bebauungsplanverfahren gestartet, aber im Sande verlaufen war. Zu wünschen sei eine „attraktive, zeitgemäße und nachhaltige Bebauung, die dem Stadtteil gut tut“, so Rauen. Er sei guter Dinge, dass es diesmal klappt.