Zur Internationalen Gartenausstellung 2017 existiert in Mülheim die Vision einer neuen Grünen Mitte zwischen Steinbruch und Dohne.

Mit dem Vorhaben, das Ruhrgebiet im Jahr 2027 bei der Internationalen Gartenausstellung (IGA) zu präsentieren, ist im Technischen Rathaus die Vision verbunden, in Mülheim eine Grüne Mitte rund um die Ruhr herauszubilden, die einerseits Wohnen in attraktiver Lage ermöglicht, andererseits Natur erfahrbar macht, die im Moment für Bürger abgesperrt ist.

Das alte Gelände der Lindgens-Lederfabrik, wo Investor SMW (Sparkasse und Mülheimer Wohnungsbau) rund 200 Wohneinheiten errichten will, das Areal rund um die Ruine der Brauerei Ibing am Heuweg, dazu der Steinbruch Rauen: Für all diese momentan öffentlich nicht zugänglichen Brachgelände will die Stadt in den nächsten zehn Jahren eine Entwicklung möglich machen. „Innovative, nachhaltige Nutzungen und Konzepte“ schweben den Stadtplanern vor. Diese könnten, so der Wunsch im Technischen Rathaus, als städtebaulicher Akzent zur IGA 2027 präsentiert werden.

Aktuell ringen Stadt und Investoren um Lösungen für das Lindgens-Areal, Planungsdezernent Peter Vermeulen skizziert aber schon ein großes Ganzes, auch als Brückenschlag über die Ruhr hinaus skizziert er das Bild einer „Grünen Mitte, die sich da formt“.

Den naturnahen Raum bewahren, aber auch erfahrbar machen – Vermeulen plädiert dafür, bei der Stadtentwicklung deutlich stärker noch auf Qualität zu achten und sieht diese eng verbunden mit einer guten Lebensqualität. Dies gelte nicht nur für die Kommune selbst, sondern auch für alle Investoren, die in der Stadt Neues schaffen. „Jeder Eigentümer sollte sich mit seinen Projekten als Teil einer Gesamtentwicklung verstehen“, sagt Vermeulen und strebt einen Bewusstseinswandel an.

Qualität nicht nur in der Architektur

Bei Qualität denkt der Dezernent nicht nur an die Architektur. Ihm gehe es auch um Luftqualität, um einen sorgsamen Umgang mit Energie, darum, eine viel bessere Naherholungsqualität zu schaffen in einer dicht besiedelten Region. Auch eine gute Bildungsinfrastruktur zählt er zu den Qualitäten einer Stadtentwicklung, und das fängt für ihn beim Kita-Angebot an.

All das, so Vermeulen, könne in Mülheims künftiger Grünen Mitte Samt Dohne-Insel und der Ruhr selbst realisiert werden. Beispiel Steinbruch Rauen. Für das riesige Brachgelände soll in den nächsten Jahren mit den Eigentümern ein Masterplan entwickelt werden. In Teilen soll Wohnbebauung möglich werden, immer aber unter Berücksichtigung des Natur- und Artenschutzes vor Ort. Durchaus als visionär zu werten ist das Ziel, das bedeutende Geotop des Steinbruchs zu sichern.

„Die Stadt wünscht sich gemeinsam mit der Eigentümerfamilie, einen Weg zu finden, wie man das Geotop erlebbar macht und für die Nachwelt erhält“, sagt Vermeulen. Nicht wieder wolle man, wie einst beim Erzbergwerk in Selbeck, eine Fläche einfach abriegeln. „So wollen wir nicht mit der Natur und der knappen Ressource Raum umgehen“, so der Dezernent.

100 000 Euro Planungskosten und 400 000 Euro an investiven Mitteln sind für die Entwicklung eines Geoparks Rauen vorgesehen. Vermeulen weiß, dass es ohne ein Wohnbaukonzept nicht möglich sein wird, die nötigen Mittel etwa für Hangsicherungen und ein ­Betriebskonzept eines Geoparks aufzubringen. Jedenfalls das Ziel steht: den Steinbruch aus seinem Dornröschen-Schlaf zu erwecken.

20 bis 40 Jahre im Blick

Mit der Internationalen Gartenausstellung sieht Vermeulen große Chancen, neue Lebensqualitäten zu schaffen. „Wir schaffen in jedem Fall heute die Qualität für die nächsten 20 bis 40 Jahre“, so der Dezernent und gibt dabei zu bedenken: „Auch wenn die Einwohnerzahlen derzeit steigen, sind wir auf die nächsten Jahre gesehen eine schrumpfende Stadt.“