Mülheim. .
Die Erfahrung siegt. Opa Manfred führt an Bahn 16 - und zwar eindeutig. Er wird nicht mehr einzuholen sein. Anna (11) und Carolina (4) Pahl strengen sich trotzdem an, versuchen den kleinen roten Ball mit möglichst wenigen Schlägen ins Loch zu bugsieren. Papa Thorsten schafft es mit dem sechsten Versuch. Oma Hannelore auch. Jetzt muss nur noch Mama Frauke beweisen, dass sie gut zielen kann.
Minigolf ist Familiensache. An der Holzstraße in Broich ganz sicher. „Junge Pärchen, Cliquen von Jugendlichen, vor allem aber Familien kommen zu uns“, sagt Diana Roß-Frank, die die einzige Minigolf-Anlage Mülheims in diesem Frühjahr übernommen und frisch renoviert hat. Die Betonbahnen wurden neu verfugt und gestrichen, Mülltonnen und Ablagetische aufgemöbelt und die Elektrik überholt. Man soll nun auch abends hier gut spielen können - und zwar ganzjährig.
Die Sonne brennt, dennoch ist es auf dem Platz angenehm kühl. Große Bäume sorgen für viel Schatten auf dem mit rund 6000 Quadratmetern ungewöhnlich großen Minigolf-Areal. „Die Anlage ist total schön, es ist so grün hier“, finden Julia und Christian Schmidt, die hergekommen sind, um in ihrem Urlaub „etwas Entspannendes zu machen“. Spannung kommt zwischen den beiden aber dennoch auf, denn die junge Frau führt zwei Bahnen vor Schluss nur mit drei Punkten. Sie ist also noch zu schlagen . . .
Batzen Geld investiert
Das viele Grün auf dem Grund der Firma Rauen muss gebändigt werden und hat seinen Preis. „Jeden Tag geht hier ein Gärtner durch“, so die Betreiberin. Das verursacht Kosten, Dumpingpreise könne man den Besuchern daher nicht anbieten (Erwachsene zahlen 4,30 Euro, Kinder bis 12 Jahre 2,50 Euro). Investiert haben Diana Frank-Roß und ihr Mann in das Kleingolfvergnügen (und die angrenzende Tennisanlage) jedenfalls „einen Batzen Geld“. Dennoch gibt es schon weitere Pläne: Die kleine Café-Terrasse beispielsweise soll im kommenden Jahr erweitert werden.
Dort, unter den Sonnenschirmen, sitzen vier Mütter, die eine Kindergruppe des HTC Uhlenhorst betreuen. Die Mädchen haben sich gewünscht, im Rahmen ihres Feriencamps mal den Minigolf- statt den Hockey-Schläger in die Hand zu nehmen. Sie haben ihren Spaß - und ihre Mühe. Denn so manche Bahn hat ihre Tücken - etwa die, bei der der Ball einen Looping machen muss. „Nach hinten raus wird es immer schwerer“, weiß Diana Roß-Frank und meint damit den letzten Abschnitt des Parcours.
Anlage ist 49 Jahre alt
Das ist vermutlich so gewollt und wurde wahrscheinlich von einem Spezialisten vor Jahrzehnten so angelegt. Die Anlage hat nämlich schon 49 Jahre auf dem Buckel - im kommenden Sommer feiert sie 50-jähriges Bestehen. „Roc-Golf“ heißt sie seit ihrer Einweihung im August 1963. Wieso „Roc“, das wissen die Roß-Franks nicht genau. Der Beiname „Golf auf dem Felsen“ ist jedenfalls eine Anspielung auf die Nähe zum Steinbruch Rauen. Als Betreiber firmierte einst die Gesellschaft „Sportpark Rauen“.
Die zwei Mädchen an Bahn 10 wissen das alles nicht, sie interessiert nur, wie man gerade schlägt und sicher einlocht. Johanna (12) zeigt unterschiedliche Form. An zwei Bahnen muss sie elf Mal zugeschlagen, an einer anderen landete der Ball aber mit nur einem Schlag im Loch. Rekord. Manchmal siegt nicht die Erfahrung, sondern die jugendliche Unbekümmertheit - oder das Glück.