Mülheim. Mülheims Politik blockiert derzeit die Ausweisung der Dohneinsel inmitten der Ruhr zum Naturschutzgebiet. So ist der Stand der Dinge.
Die Ruhrinsel (auch Dohneinsel genannt) zwischen Altruhrarm und Kraftwerkskanal war stets „verbotenes Gebiet“. Seit ihrer Entstehung in den 1920er Jahren ist sie für die Bevölkerung tabu. Das soll auch so bleiben, obwohl es bereits Begehrlichkeiten gab, auf dem Eiland luxuriöse Eigentumswohnungen zu bauen.
Um dem Baubegehren der Investoren einen Riegel vorzuschieben, will die Stadt auf der Insel den bisher bestehenden Landschaftsschutz zum Naturschutz aufwerten. Dieser unterliegt strengeren Regeln, um Magerwiesen und Artenvielfalt dauerhaft zu erhalten. Bauen ist dort dann absolut tabu.
Hochstufung zum Naturschutz liegt zurzeit auf Eis
Das Vorhaben der städtischen Naturschützer stieß nicht überall auf Gegenliebe. Vor allem die Geschäftsführung der RWW (Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft) ließ Unverständnis für diese Verbesserung des Naturschutzes hören. Die Widerstand setzte sich bis in die politischen Fraktionen durch.
Zurzeit liegt die die Hochstufung zum Naturschutz für die Ruhrinsel auf Eis, weil „niemand vorher über dieses Vorhaben mit der RWW gesprochen hat“, lautet die offizielle Begründung von CDU und SPD. Die Gespräche sollen nach der Corona-Krise nachgeholt werden. Einst gab es auf der Ruhrinsel ausgedehnte Sandfilterbecken, in denen das Ruhrwasser vor der Verarbeitung zum Trinkwasser mechanisch gereinigt wurde.
Wasserwerk Dohne wird nicht mehr gebraucht
Nachteile für die RWW, die Eigentümerin der Ruhrinsel ist, entstehen auch beim Naturschutz nicht. Die Mitarbeiter dürfen weiterhin das Land betreten, um die Leitungsverbindungen der Grundwasserbrunnen zum Wasserwerk in Styrum in Stand zu halten. Eine Verbindung zum Wasserwerk an der Dohne besteht nicht mehr. Es wird nicht mehr gebraucht. Dieses Areal ist bereits verkauft. Dort plant ein Investor hochwertige Eigentumswohnungen direkt am Wasser.
Seit Jahrzehnten riegeln hohe Zäune die grüne Wieseninsel zwischen Kraftwerkskanal und Altruhrarm ab. Das Wassergewinnungsgelände der RWW-Gesellschaft war und ist nur bestimmten Personen zugänglich. Die Stadt will auf jeden Fall die 10,25 Hektar große Fläche in ein Naturschutzgebiet umwandeln.
Bevölkerung darf Wirtschaftsweg nutzen
Das dazu notwendige Einleitungsverfahren liegt trotz der bisherigen Blockade durch die politische Mehrheit auf Wiedervorlage. Nach der Kommunalwahl kann sich eine Mehrheit dafür aussprechen. Die Betroffenen können dann im Beteiligungsverfahren ihre Bedenken anmelden, die in einen Abwägungsprozess münden.
Auch die Änderungen zum Landschaftsplan, der die Bereiche rund um die Ruhrinsel betrifft, werden weitere Einschränkungen und Verbote bringen. Neben dem ehemaligen Wassergewinnungsgelände verläuft auch der Wirtschaftsweg der RWW. Der ist seit dem Bau der Florabrücke 1927 auch zum Flanieren für die Bevölkerung freigegeben.
Dieser schmale Weg ist auch Teil des Ruhrradweges. Ob sich das ändert, sollten die Dohne und die Mendener Straße zur Fahrradstraße umgewandelt werden, ist noch offen.