Mülheim. Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in Mülheim übersteigt das Angebot. Ein Überblick über Neubau-Projekte, die an den Markt kommen könnten.
„Wenn alles gut geht, wird die Politik in diesem Jahr bis zu zwölf Satzungsbeschlüsse fassen“, sagt Mülheims Chef-Stadtplaner Felix Blasch mit Blick auf Bebauungspläne, die vom Technischen Rathaus aus auf die Zielgerade gelenkt werden – darunter auch einige, die neuen Wohnraum versprechen. Eine Übersicht über Bauland, auf dem in nicht allzu langer Zeit Ein- oder Mehrfamilienhäuser entstehen sollen.
Wasserwerk/Dohne. Das wohl herausragendste Wohnbauprojekt, das in diesem Jahr einen wesentlichen Schritt weiterkommen soll, ist jenes auf dem Areal des ehemaligen RWW-Wasserwerkes zwischen Leinpfad und Dohne. Die Verwaltung peilt laut Blasch an, der Politik den überarbeiteten Entwurf für einen Bebauungsplan im dritten Quartal vorzulegen, um anschließend ein letztes Mal auch Bürgern den Raum zu geben, Kritik und Anregungen anzubringen. Baurecht könnte dann 2022 geschaffen werden.
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Investor Bonava will 80 hochwertige Wohnungen zwischen Ruhr und Dohne bauen
Investor Bonava will, aufsetzend auf dem Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs (Architekturbüro Rotterdam Dakowski aus Leverkusen), in Ruhrlage zehn Mehrfamilienhäuser bauen. 80 hochwertige Wohnungen mit insgesamt 6800 Quadratmetern Wohnfläche sollen geschaffen werden.
Direkt am Leinpfad sind drei Voll- und ein Staffelgeschoss vorgesehen, die laut Blasch in der weiteren Planung nun weiter vom Leinpfad abgerückt sind. Die weiteren Häuser (mit Tiefgarage für die meisten der rund 110 geplanten Stellplätze) sollen derart locker angeordnet werden, dass auch ein Quartiers- und ein öffentlicher Spielplatz direkt am Leinpfad möglich werden. Dazu soll es einen öffentlichen Gehweg durch das Quartier geben, der in Verlängerung der Wasserstraße eine attraktive Verbindung vom Kahlenberg zur Ruhr schafft.
Am Hantenweg in Mülheim-Selbeck sind acht Villen geplant
Dass sich das Verfahren verzögert hat (eine Offenlage war eigentlich schon für das erste Quartal 2021 anvisiert), liegt laut Blasch in der „schwierigen Hanglage“ begründet, auch arbeite der Investor noch an einer Lösung für die Tiefgarage, insbesondere das Grundwasser und die Hanglage sind hier Herausforderungen. Kritiklos werden Bürger, auch die Minderheit der Politik die Pläne nicht durchwinken. Die Baumasse ist vielen ein Dorn im Auge, dazu der zusätzlich zu erwartende Verkehr auf der Dohne und die Fällung zahlreicher Bäume.
Hantenweg. Tief in die Tasche werden auch Bürger greifen müssen, die am Hantenweg in Selbeck heimisch werden wollen. Auf großen Grundstücken sollen dort im Hinterland acht Villen entstehen. Im Mai sollen die leicht abgeänderten Pläne in die Offenlage gehen, so dass auch Anwohner, die dem Projekt ablehnend gegenüberstanden, noch einmal ihre Kritik anbringen können. Apropos Selbeck: Auch auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Rumbaum werden ab Sommer Einfamilienhäuser gebaut, 40 an der Zahl. Der Bauherr hat aber schon ein Schild rausgehängt: Ausverkauft!
Oberhausener Investor IPM plant an zwei Standorten fast 70 Wohnungen
Dickswall/Muhrenkamp. Erst im August 2020 hat die Politik ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht, der eine städtebauliche Entwicklung auf dem 3700 Quadratmeter großen Areal plant, das auf dem Dickswall von der ehemaligen Europcar-Filiale bis einschließlich der Werkstatt von Pitstop reicht. Rings um die im Hinterland stehende Villa („Haus HuMy“), die jungen Frauen in einer Wohngemeinschaft Zuflucht bietet, sollen nach dem Abriss von Altbestand Neubauten mit 780 Quadratmetern Bürofläche und 42 Mietwohnungen entstehen, 60 bis 115 Quadratmeter groß.
Investor IPM aus Oberhausen habe Anregungen aus dem Gestaltungsbeirat und der Politik aufgenommen und damit Wünschen entsprochen, am Dickswall weniger hoch zu bauen, sagt Planungsamtsleiter Blasch. Es bleibe aber bei einer Riegelbebauung am Dickswall, die die Sicht auf die Villa nehmen werde. Blasch benennt die Vorteile dieser Lösung: a) schaffe der Baukörper Lärmschutz für die Wohnlagen im Hinterland (Villa und Muhrenkamp), b) entstehe so ein attraktiver Hinterhof für die künftigen Bewohner. Blasch rechnet damit, dass der Bebauungsplan schon im Herbst beschlossen wird und der Bauherr loslegen kann.
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Halle einer ehemaligen Maschinenfabrik soll für Wohnungsbau weichen
Brückstraße/Von-Graefe-Straße. Zwischen Körner- und Brückstraße soll der Gewerbebau einer ehemaligen Maschinenfabrik abgerissen werden für den Neubau von sechs Mehrfamilienhäusern mit rund 26 Mietwohnungen sowie einer Tiefgarage. Investor ist hier ebenfalls IPM.
Im Mai will das Planungsamt mit dem entsprechenden Bebauungsplan-Entwurf in die Offenlage gehen, noch in diesem Jahr soll Baurecht geschaffen sein. Vereinzelte Hinweise aus dem Gestaltungsbeirat und der Politik seien aufgenommen worden, so Blasch. Etwa werde weniger Fläche versiegelt und würden die Gebäude nun in einer einheitlichen Formsprache geplant.
Alte Christuskirche in Raadt: Baurecht für betreutes Wohnen und eine Kita
Areal Christuskirche, Raadt. Zügig vorangehen sollen auch die Planungen für eine neue Bebauung auf dem Areal der Christusgemeinde an der Parsevalstraße. Im Frühjahr soll der Planentwurf in die letzte Öffentlichkeitsbeteiligung gehen, im Herbst soll das Baurecht unter Dach und Fach gebracht werden.
Der Mülheimer Wohnungsbau will auf dem Gelände für die Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung drei Häuser für betreutes Wohnen für Jugendliche und Menschen mit geistiger Behinderung bauen. Außerdem soll eine viergruppige, inklusive Kindertagesstätte samt Familienzentrum entstehen.
SWB will an der Boverstraße alte Mehrfamilienhäuser durch neue ersetzen
Boverstraße/Lerchenstraße. An der Boverstraße will die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWB alte Mehrfamilienhäuser (Baujahr 1954) abreißen, um Neubauten mit mehr Wohnfläche je Einheit hinzusetzen. Insgesamt sollen nach ersten Entwürfen 38 Wohnungen entstehen: zehn Zweiraum-Wohnungen à 55 bis 60 Quadratmeter sowie 28 Vier-Raum-Wohnungen für Familien mit Kindern à 85 bis 95 Quadratmeter. Das Planungsamt will im Herbst mit den nur im Detail veränderten Planungen in die Offenlage gehen. Anfang 2022 soll dem Baustart für SWB nichts mehr im Wege stehen.
Mendener Straße/Hahnenfähre. Mit Spannung erwarten Naturschützer und Anwohner in Menden den Ausgang dieses Bebauungsplanverfahrens. Es ist als (politische) Reaktion auf den Bau eines massiven Mehrfamilienhauses in Nachbarschaft von Haus Ruhrgarten eingeleitet worden, der offengelegt hatte, dass das Mendener Ruhrufer vor weiterer Bebauung nicht so geschützt ist, wie es sich viele wünschen.
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Weil Investoren auch nördlich und südlich der Hahnenfähre Wohnbebauung in 1a-Lage planen, wurde der Bereich für den Bebauungsplan 2018 noch einmal nach Süden hin erweitert, so dass am Ende aufgezeigt werden soll, was baulich möglich sein wird am Ruhrufer zwischen Mendener Brücke und Mulhofs Kamp sowie dem Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde, auf dem das alte Haus Jugendgroschen steht.
Das Ziel ist es, Grünflächen von weiterer Bebauung freizuhalten. „Alles runter zur Ruhr soll grün bleiben“, sagt Blasch, auch neben Haus Ruhrblick solle nicht gebaut werden. Im September, so glaubt der Planungsamtsleiter, wird er präsentieren können, was das Baurecht noch möglich machen soll. Der Bebauungsplan könnte im Winter beschlossen werden. Nördlich der Hahnfähre – auf ehemaligem Bauerngrund – plane ein Investor Mehrfamilienhäuser, die sich wie um einen Hof herum gruppierten. Auf dem Areal am Haus Jugendgroschen sollen in lockerer Anordnung Einfamilienhäuser möglich werden.
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Lindgens-Areal: Weiter ist Geduld gefragt - Baurecht soll im Jahr 2022 stehen
Lindgens-Areal am Kassenberg. Die Entwicklung des Areals der ehemaligen Lederfabrik zum Wohnparadies an der Ruhr wird noch Zeit in Anspruch nehmen – nicht nur, weil Investor SMW (Sparkasse, Mülheimer Wohnungsbau) gegen den Denkmalschutz für Kesselhauses mit Pumpengebäude und Schornstein (1940) sowie das Überbleibsel eines alten Fabrikgebäudes klagt. Es läuft noch bis Anfang 2022 die Artenschutzprüfung, auch die Entwässerung und die Führung des Heubachs über das Gelände waren zuletzt noch nicht endgültig geklärt. Es läuft laut Blasch die Planung für Straßen und Gelände, das „möglicherweise etwas anzuheben ist“.
SMW will auf dem Gelände bis zu 300 Wohneinheiten bauen. In den Gebäuden an der Düsseldorfer Straße soll Gewerbe Platz finden. Hier könnte SMW durchaus jetzt schon aktiv werden, die spätere Baustellen-Logistik spricht aber wohl dagegen, ebenso lässt sich das Areal wohl besser vermarkten, wenn das Baurecht komplett gegeben ist.