Hattingen. Die AfD Ennepe-Ruhr denkt über einen Ortsverband in Hattingen nach. Bislang ist die Partei nicht im Stadtrat. Was die Partei, was Gegner sagen.
Der AfD-Kreisverband Ennepe-Ruhr denkt über einen Ortsverband in Hattingen nach, teilte Matthias Renkel, AfD-EN-Kreissprecher, auf WAZ-Anfrage mit. Im Rat der Stadt ist sie nicht vertreten.
„Der Kreisvorstand der AfD Ennepe-Ruhr wird über die Gründung einzelner Ortsverbände ab dem kommenden Jahr zeitnah beraten“, so Renkel und nennt als Grund das „Wachstum unserer Partei in diesem Jahr. Wir werden uns bis Ende des Jahres mitgliedertechnisch nahezu verdoppelt haben.“
AfD-Kreisverband Ennepe-Ruhr spricht von Mitgliederwachstum
Die Vermutung, dass ein Ortsverband gegründet werden soll, hegt Heiko Koch von Partnerschaft für Demokratie in Hattingen schon länger: „Darauf weist der Informationsstand der AfD in der Innenstadt im letzten August hin. Es waren dabei allein drei NRW-Landtagsabgeordnete der AfD vor Ort. Vermutlich werden in dem Kontext der Kommunalwahlen 2025 das Thema Migration und die Unterbringung geflüchteter Menschen wieder eine große Rolle spielen.“
Wie viele Mitglieder die Partei in Hattingen hat, verrät Renkel nicht: „Mitgliederzahlen für einzelne Städte geben wir grundsätzlich nicht bekannt.“ Er erklärt, dass „wir auch in Hattingen über eine starke und vor allem wachsende Mitgliederbasis verfügen“.
Bürgermeister Dirk Glaser froh: „Keine Rechtsbewegung Teil unserer politischen Arbeit“
Bürgermeister Dirk Glaser ist froh, dass „eine Rechtsbewegung glücklicherweise kein Teil unserer politischen Arbeit ist – und das wird hoffentlich auch in Zukunft so bleiben“. Aber man dürfe die Unzufriedenheit der Menschen nicht außer Acht lassen und müsse sie ernst nehmen. „Die Montagsspaziergänger sind ja immer noch bei uns in Hattingen aktiv. Woche für Woche sind sie mit seltsamen Einstellungen unterwegs und verbreiten ihre Ansichten. Auch wenn es schwerfällt, das Demonstrationsrecht ist nun mal ein hohes Gut. Dem können und müssen wir mit Haltung entgegentreten, wie wir es beispielsweise ganz aktuell mit unserer Schilderaktion ,Hattingen hat keinen Platz für Rassismus’ tun.“
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Die „AfDnee“-Kampagne des Vereins zur Förderung demokratischer Bildung und Kultur Demokult e.V., so AfD-EN-Sprecher Renkel, sei als „Versuch der Diskreditierung für uns als lokaler Kreisverband stets ein willkommener Anlass, um den Menschen ein tatsächliches Bild unserer politischen Ansätze zu vermitteln“. Er verweist auf die Gegenkampagne „AfDjaa“.
Bilder der Kampagne „AfD nee“ zur hessischen Landtagswahl
AfD stand bei der Kommunalwahl 2020 nicht zur Wahl
Bei der Kommunalwahl 2020 stand die AfD in Hattingen nicht zur Wahl, wohl aber wollte sie in den Kreistag einziehen. Sie erhielt da 4,96 Prozent der Stimmen.
Bei der Bundestagswahl 2021 trat die AfD im Kreis mit Kandidat Carl-Dietrich Korte an – einem Gymnasiallehrer mit den Fächern Mathematik und Religion. Doch in Hattingen regt sich Widerstand: Unter dem Motto „Rassismus ist keine Alternative“ protestierte das Bündnis „Buntes Hattingen gegen Rechts“ gegen die AfD-Wahlkampfveranstaltung auf dem Untermarkt. Korte kam – wie alle Bundestagskandidaten des Wahlkreises – auch bei der Diskussionsveranstaltung von „Demokratie leben“ in der Gebläsehalle des Industriemuseums am 14. September 2021 zu Wort. Am Ende erhielt Korte 2321 Erststimmen und 2377 Zweitstimmen in Hattingen – und lag damit vor dem Kandidaten der Linken. An die AfD gingen 7,25 Prozent der Stimmen.
Bündnis gegen rechts stellt sich immer wieder gegen die AfD
Bei der Landtagswahl 2022 trat dann Andre Paffrath aus Schwelm an. Die AfD erhielt da 5,48 Prozent. Ihr höchstes Ergebnis in Hattingen erzielte die AfD bei der Europawahl 2019 mit 8,83 Prozent.
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Das Bündnis „Buntes Hattingen gegen rechts“ positioniert sich immer wieder klar – wie am Tag der Befreiung von den Nazis im Mai. Auf dem Untermarkt sangen die Teilnehmenden unter dem Motto „Lieber schräg singen als ver-quer denken“.
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