Hattingen. Das erste Schild gegen Rassismus in Hattingen steht, weitere sollen folgen. Auch „Die Partei“ zeigt Flagge gegen Rechts. Ein Experte fordert mehr.

Es sind augenfällige Aktionen, mit denen Bürgerinnen und Bürger in Hattingen Flagge zeigen gegen Rechts. So demonstriert eine Gruppe der Partei „Die Partei“ seit kurzem in Gallier-Kostümierung gegen die mittwochs stattfindenden Schilder-Demos der „Spaziergänger“ entlang der Nierenhofer Straße. Und nun werden auch Schilder gegen Rassismus an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet aufgestellt. Ist das genug?

Die durchmischte Gesellschaft ist unsere Lebensrealität

„Hattingen hat Vielfalt und keinen Platz für Rassismus“: So steht es auf dem Schild zu lesen, das an diesem Freitag (15.9.) im Bereich August-Bebel-Straße/Ecke Roonstraße aufgestellt worden ist – passend zum „Tag der Demokratie“. Brigitte Lümmer, eine engagierte Bürgerin aus Hattingen, hat sich für dieses Bekenntnis eingesetzt. Angeregt dazu wurde die Seniorin von Antirassismus-Schildern in Sprockhövel und Witten. „Das fand ich toll, dass eine Stadt gleich jedem, der kommt, erklärt, dass Rassismus keinen Platz hat. Die durchmischte Gesellschaft ist unsere Lebensrealität. Und wir sollten alle gut miteinander umgehen.“

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Anfang des Jahres hatte sich Brigitte Lümmer mit ihrer Idee dabei an Bürgermeister Dirk Glaser gewandt. Darauf folgte eine Unterschriften-Sammlung, im März beschloss der Stadtrat das Projekt einstimmig. Nach und nach soll es nun insgesamt elf Straßenschilder gegen Antirassismus im Hattinger Stadtgebiet geben – gut sichtbar an Eingangsstraßen postiert.

Stadt sucht noch Paten für die Antirassismus-Schilder

„Es ist schön zu sehen, dass Bürger aus Eigeninitiative Dinge in der Stadtgesellschaft bewegen können. Wir als Stadt unterstützen ihr Vorhaben gerne und freuen uns über weitere Menschen, die hinter diesem Projekt stehen und eine symbolische Patenschaft übernehmen“, erklärt Christine Freynik, Erste Beigeordnete der Stadt.

Projekt: Finanzierung, weitere Pläne, Patenschaften

Die Schilder gegen Rassismus werden aus dem Förderprogramm „Bundesprogramm Demokratie leben!“ finanziert und durch die Fachstelle der „Partnerschaft für Demokratie Hattingen“ unterstützt.

Im Rahmen des Projekts plant die Stadt Hattingen eine kleine Foto- und Videoreihe, die auf der Homepage und in den sozialen Medien der Stadt Hattingen veröffentlicht werden soll.

Anfragen für Patenschaften für die Schilder gegen Rassismus nimmt Olaf Jacksteit entgegen. Kontakt: (02324) 204 3150, E-Mail:

„Man sollte regelmäßig ein Auge auf das Schild werfen. Außerdem würden wir uns als Stadt über eine Rückmeldung freuen, falls das Schild defekt oder verschmutzt ist. Alle Kosten und weitere Aufgaben übernimmt natürlich die Verwaltung“, erklärt Olaf Jacksteit von der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration.

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Erste Schilderpaten gibt es dabei bereits, zu ihnen zählt auch Martin Wagner von der Partei „Die Partei“. Auch ihm ist Protest gegen Querdenker dabei ein großes Anliegen. So protestiert er – neben einzelnen Mitgliedern der Omas gegen Rechts und des Bunten Bündnisses Hattingen – mit einer kleinen Gruppe von Parteikollegen um Daniel Schmied regelmäßig mittwochs am Nachmittag an der Nierenhofer Straße mit Plakaten gegen die dort stattfindende Schilder-„Mahnwache“.

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In Asterix- und Obelix-Kostümen haben Mitglieder der Partei „Die Partei“ jüngst wieder gegen die Schilder-“Mahnwache“ der Querdenker entlang der Nierenhofer Straße in Hattingen demonstriert.
In Asterix- und Obelix-Kostümen haben Mitglieder der Partei „Die Partei“ jüngst wieder gegen die Schilder-“Mahnwache“ der Querdenker entlang der Nierenhofer Straße in Hattingen demonstriert. © MW

Seit kurzem tragen Wagner und Co. dabei Asterix- und Obelix-Kostüme. „Das ist eine satirische Anspielung auf die Spaziergänger, die sich in sozialen Medien selbst als gallisches Dorf des Widerstandes gegen die Obrigkeit und die Kriegstreiber bezeichnen.“ Die Aufmerksamkeit für ihre Proteste gegen Rechts sei mit der Kostümierung zudem gestiegen. „Etliche Vorbeifahrende haben uns den erhobenen Daumen gezeigt.“

Heiko Koch, Leiter der Koordinierungs- und Fachstelle „Partnerschaft für Demokratie“ mit Sitz im Holschentor, begrüßt derlei Aktionen sehr. Doch er erklärt auch: „Ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Bürger regelmäßig und deutlich Flagge gegen Rechts zeigen würden.“ Die neue Art rechtspopulistischer Politik, deren Anhänger ihre antidemokratischen Ziele verschleierten und sich zu Gerechtigkeits- und Friedensfreunden stilisierten – wie in Hattingen bei den allwöchentlichen Straßendemonstrationen und Mahnwachen am Montag und Mittwoch – müsse „massivst geächtet werden“.

Damit man sich an die Hetze und Verachtung der „Spaziergänger“ nicht gewöhne und diese womöglich sogar zur politischen Normalität werden, so Koch.