Sprockhövel. Oberflächlich gesehen ist die AfD in Sprockhövel noch kein Thema. Doch Attacken gegen die Flüchtlingshilfe nehmen zu. Wo die AfD sonst zuschlägt.
In Sprockhövel gibt es viele Menschen, die einfach froh sind, dass die Alternative für Deutschland in dieser kleinen Stadt offenbar noch keine Wurzeln geschlagen hat. Nicht im Stadtrat vertreten ist, in keinem Ausschuss. Im Stadtbild sind sie nicht präsent, auch nicht als Ortsgruppe organisiert – noch nicht. Doch wenn die Flüchtlingsproblematik in Sprockhövel hochkocht, ist die AfD dabei.
2020 hätte es soweit sein können: Im Vorfeld der Kommunalwahl, als die Parteien ihre Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt haben, schaute mancher mit ungutem Gefühl nach Witten, wo die AfD ihre Kreisgeschäftsstelle hat. Doch dann die Nachricht, dass sie für Sprockhövel keine Kandidaten aufstellen würde. Aber da war die so genannte Alternative auch noch nicht bundesweit so stark und die Krisen im Land auch noch nicht so viele.
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Attacken gegen die Flüchtlingshilfe
Offen über die AfD im Zusammenhang mit Sprockhövel reden, will so recht niemand aus der Kommunalpolitik, da ist nichts zitierfähig – man wolle ihre sicher vorhandenen Sympathisanten in Sprockhövel ja nicht unnötig aufwerten. Anders ist das bei Vertreterinnen und Vertretern der Flüchtlingshilfe, die zwar keine Begegnungen auf der Straße haben, dafür umso mehr in den sozialen Medien, wo Anhänger der AfD sehr aktiv sind. „Ich selbst, aber auch andere Ehrenamtler unseres Vereins werden da regelmäßig beschimpft“, sagt Miriam Venn, Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Sprockhövel. Jüngst hatte sie ein Pamphlet im Briefkasten, in dem die Arbeit des Vereins mit Staatsschädigung gleichgesetzt wird.
Bilder der Kampagne „AfD nee“ zur hessischen Landtagswahl
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Wann die AfD aus der Deckung kommt
Ganz selten wagen sich Funktionäre und Mitglieder der AfD, die jedoch nie aus Sprockhövel stammen, aus der Deckung: Am vorvergangenen Montag hatte die Stadt zu einem Bürgerinformationstermin eingeladen, der die Unterbringung von Flüchtlingen zum Thema hatte. Gleich in der ersten Sitzreihe war Kreisvorstandsmitglied Andre Paffrath dabei. Die Stadtspitze nahm bei der Schilderung der Probleme, die wachsende Zahl der Zugewiesenen unterzubringen, kein Blatt vor den Mund: Gleich um die Ecke, neben der Grundschule Börgersbruch, werden nach 2016 zum zweiten Mal wieder Container aufgebaut.
Muster bei öffentlichen Veranstaltungen
Unter den Anwesenden viele Anwohner, deren Stimmung war aggressiv. Und dann das Muster: Paffrath erhob sich, ohne sich als AfD-Mann zu bekennen, und gab die Stichworte wie „Sicherheit für die Bürger“, „Angst und Sorge der Bürger um ihre Kinder“, um die Diskussion hochzukochen. Es gab einigen Applaus dafür. „Der Kreisvorstand der AfD Ennepe-Ruhr wird über die Gründung einzelner Ortsverbände ab dem kommenden Jahr zeitnah beraten“, sagt AfD-Kreissprecher Matthias Renkel mit Blick auch auf die Kommunalwahl 2025.
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