Hattingen. Brigitte Lümmer sammelt Unterschriften für Anti-Rassismus-Schilder an den Ortseingängen von Hattingen. Nachbarstädte haben sie längst angebracht.
„Hattingen hat Vielfalt, keinen Platz für Rassismus“: Dieses Bekenntnis möchte Brigitte Lümmer auf Zusatzschildern an den Ortseingängen der Stadt sehen: Dafür sammelt sie gerade Unterschriften – am Samstag, 11. März, beispielsweise auf dem Wochenmarkt.
Die Idee entstand im Herbst 2022. „Da habe ich in den Nachbarstädten Sprockhövel und Witten solche Schilder gesehen und mich darüber gefreut.“ An Sprockhövels Ortseingängen ist seit September 2020 „Sprockhövel hat keinen Platz für Rassismus“ zu lesen.
Brigitte Lümmer kämpft für Anti-Rassismus-Schilder an Hattingens Ortseingängen
„Das fand ich eine tolle Sache, dass eine Stadt gleich jedem, der kommt, erklärt, dass Rassismus keinen Platz hat.“ Damals dachte sie, dass in Hattingen sicher auch zeitnah solche Schilder angebracht würden. Wurden sie aber nicht.
Banneraktion gegen Rassismus
Die Broschüre „Hattingen hat keinen Platz für Rassismus“ ist im Jahr 2018 erschienen. Herausgeberin der Broschüre ist die Koordinierungs- und Fachstelle „Partnerschaft für Demokratie (PfD)“. Darin finden sich auch Fotos einer Banneraktion.
Die Banneraktion „Hattingen hat keinen Platz für Rassismus“ wurde initiiert von der Partnerschaft für Demokratie Hattingen. Verschiedene Hattinger Gruppen ließen sich mit dem Statement-Banner fotografieren und setzten, zusammen mit ihrer persönlichen Stellungnahme, ein klares und unmissverständliches Zeichen gegen Ablehnung und Abwertung von Menschen, aufgrund ihrer (vermeintlichen) Herkunft oder Religion - und für ein vielfältiges Hattingen.
„Das möchte ich ändern“, erklärt die 70-Jährige, die betont, dass sie keiner Partei angehört. Sie schrieb die großen Parteien im Rat der Stadt an. Im Dezember 2022 war das. „Die Vertreter fanden das prima. Aber passiert ist noch nichts.“ Sie kontaktierte den Bürgermeister, brachte ihr Anliegen dem Stadtrat nahe.
Stadtrat befasst sich mit dem Schilder-Vorschlag
Brigitte Lümmer überlegte, was sie noch tun könnte, um das Anbringen solcher Schilder voranzubringen – und kam auf eine Unterschriftensammlung. „Weil das auch ein Thema ist, was jüngere Menschen betrifft, wollte ich auch in Schulen Unterschriften sammeln, aber das Schulverwaltungsamt hat mir mitgeteilt, dass das nicht erlaubt ist.“ Zwar hat sie sich immer sozial engagiert, aber bislang nie so öffentlich. „Ich habe damit keine Erfahrung.“ Sie habe die Mühen, ein solches Anliegen nach vorne zu bringen, unterschätzt.
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„Das Thema wird am 30. März in der Stadtverordnetenversammlung als Einwohnereingabe behandelt und damit als Punkt auf die Tagesordnung gesetzt. Damit beraten und beschlossen werden kann, muss eine entsprechende Sitzungsvorlage dazu noch erstellt werden. Sie wird 13 Tage vorher in unserem Sitzungsdienst veröffentlicht“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann.
Unterschriften-Sammlung läuft
Bis dahin sammelt Brigitte Lümmer, deren Gemälde eines Stahlwerkers neben der Tür des Bürgermeisterbüros hängt, in der Stadt Unterschriften – auch am Samstag, 11. März, auf dem Wochenmarkt am Finanzamt von 10 bis 12 Uhr. „Wir bauen dort auch einen kleinen Informationstisch auf“, erklärt Brigitte Lümmer, die schon Freitag am Reschop Carré Unterschriften sammelte.
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Mit dabei hat sie dann auch eine Broschüre „Hattingen gegen Rassismus“. Vernetzt hat sie sich bereits mit „Demokratie leben!“ und „Buntes Hattingen gegen Rechts“. „Das ist ganz frisch. Herr Koch von Demokratie leben hat mich gut beraten“, berichtet sie. Und auch Flyer hat sie inzwischen erstellt.
Unterschiedliche Reaktionen
Dass es Rassismus in der Stadt gibt, hat sie auf der Heggerstraße erlebt, wo sie zunächst Unterschriften sammelte: „Es gab durchaus manchen, der mich beschimpft und sogar bedroht hat. Andere interessieren sich für das Thema, fragen nach. Meine Erfahrung ist, dass gerade Menschen mit Migrationshintergrund zögern, zu unterschreiben, sie sind zurückhaltend, trauen sich nicht.“ Brigitte Lümmer ist überzeugt: „Die durchmischte Gesellschaft ist unsere Lebensrealität. Und wir sollten alle gut miteinander umgehen.“
Welche Entscheidung auch immer der Rat am 30. März fällt: „Ich werde sie akzeptieren. Wenn dabei herauskommen sollte, dass es am Geld mangelt, könnte man ja versuchen, Sponsoren für die Schilder zu gewinnen. Dabei würde ich mich auch engagieren.“
Wer die Initiative unterstützen möchte, kann Kontakt aufnehmen: Partnerschaft für Demokratie - schilder.hattingen - Talstraße 8, E-Mail: schilder.hattingen@systemausfall.org.