Gladbeck. Gladbecks Dezernent für Schule, Jugend und Soziales geht im Sommer in Ruhestand. Nach Informationen dieser Zeitung steht die Nachfolge nun fest.

Am Montag soll der Nachfolger für Rainer Weichelt gewählt werden. Auf der Tagesordnung des Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschusses (HFDA) heißt es an Tagesordnungspunkt acht: Wahl einer/eines Beigeordneten. Wer sich da zur Wahl stellt, geht aus den öffentlichen Unterlagen jedoch noch nicht hervor. Nach Informationen der Lokalredaktion wird der Ausschuss Ralph Kalveram, bisher Leiter des Schulamtes in Duisburg, wählen.

Er wird sich damit aller Voraussicht nach gegen 23 andere Bewerber durchsetzen. Denn insgesamt seien für die Stelle 24 Bewerbungen eingegangen, heißt es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage. Allerdings haben wohl nicht alle die formalen Voraussetzungen erfüllt, denn am Ende haben sich sieben Bewerberinnen und Bewerber digital im Ältestenrat vorgestellt. Bei einem zweiten Vorstellungstermin, zu dem dann alle Ratsmitglieder eingeladen war, war der Kreis der Kandidaten schon auf zwei reduziert.

Ein zweiter Kandidat hat seine Bewerbung inzwischen zurückgezogen

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass die HFDA-Mitglieder am Montag nicht zwischen zwei Kandidaten wählen müssen, denn nach Informationen der Lokalredaktion hat der zweite Kandidat seine Bewerbung inzwischen zurückgezogen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass, wenn sich die Fraktionen festgelegt haben, der unterlegene Kandidat zurückzieht, um eine Wahlniederlage zu vermeiden. Hintergrund: Bewirbt man sich später anderswo noch einmal auf einen ähnlichen Posten, könnte eine solche Niederlage als Makel gelten. Zuletzt war es in Gladbeck so, dass bei der Wahl von Rechtsdezernentin Marie-Antoinette Breil im Oktober vergangenen Jahres ein Konkurrent zur Wahl nicht mehr angetreten war.

Als Schulamtsleiter ist Ralph Kalveram in Duisburg verantwortlich für ca. 100 Schulen, darunter 75 Grundschulen. Das ist mit Gladbecker Zahlen selbstverständlich nicht zu vergleichen. Doch die Schwierigkeiten sind trotz allem ähnlich. Es fehlt an Schulräumen, Duisburg hat zuletzt Schulen aus- und neu gebaut, das ist auch in Gladbeck nötig. So hat der Rat ja bereits den Bau einer neuen Grundschule im Gladbecker Süden an der Straße Im Linnerott beschlossen. Diese Planung wird der neue Dezernent dann weiter vorantreiben müssen und auch der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz wird in seine Zuständigkeit fallen.

Ein Schwerpunkt bei der Bildung

Ferner gehört zur Verantwortung des Dezernenten auch der Bereich Kita. Hier fehlen in Gladbeck rund 800 Plätze.Verwaltung und Politik haben eine langfristige Kita-Ausbauplanung auf den Weg gebracht, die künftig – vorausgesetzt er wird gewählt – in Kalverams Verantwortung liegen wird.

Deutlich wird auch, dass der Rat mit der Entscheidung für den bisherigen Schulamtsleiter aus Duisburg einen Schwerpunkt im Bereich Bildung setzt, ist das doch mit Blick auf die bisherige Position das Fachgebiet des neuen Dezernenten. Gleichzeitig ist auch klar, dass Schule und Kita nur zwei Bausteine des Riesendezernats sind. Dort liegt auch die Verantwortung für Jugend, Soziales, Senioren, Gesundheit und Integration sowie das Jobcenter.

Gladbecker Politik hofft, von Duisburger Erfahrungen lernen zu können

Konfrontiert man die Ratsfraktionen mit dem Namen, gibt es schnell die Bestätigung, dass man sich auf Kalveram festgelegt hat. Die SPD-Fraktion erhofft sich vom neuen Dezernenten unter anderem weitere Ansätze in der Präventionsarbeit, das sagt Fraktionschef Wolfgang Wedekind. Man habe die Hoffnung, vielleicht auch von Erfahrungen aus Duisburg zu profitieren. Dort seien die soziale Problematik und das Thema Integration noch intensiver zu betrachten als in Gladbeck. „Wir müssen hier zunehmend präventiv arbeiten“, bringt Wedekind den Wunsch der SPD auf den Punkt. „Prävention durch Bildung, durch Schulabschlüsse.“

Auch Wedekinds Amtskollege von der CDU, Dieter Rymann, geht davon aus, dass die Duisburger Erfahrungen für Gladbeck nützlich sein können. „Das, was er in Duisburg bisher im Schulbereich bewirkt hat, kann uns bei den Problemen in Gladbeck helfen“, so die CDU-Auffassung. Gleichwohl sieht man auch bei der Union die Größe und verschiedenen Anforderungen des Dezernats. Gerade in den Sozialbereich werde sich Kalveram schnell einarbeiten müssen, sagt Rymann, der noch einen weiteren Wunsch hat: Die Politik wolle frühzeitig und umfangreich einbezogen werden.

Für die Grünen erwartet die Fraktionsvorsitzende Ramona Karatas, dass der neue Dezernent zukunftsorientiert die Probleme angehen werde. Auch sie zieht Parallelen zwischen Duisburg und Gladbeck, etwa in Teilen der Sozialstruktur. Hier habe es in der Stadt am Rhein gute Projekte gegeben, sagt die Grüne.

Am Montag tagt der Ausschuss in öffentlicher Sitzung

Am Montag tagt ab 16 Uhr der HFDA in öffentlicher Sitzung, dort wird dann gewählt. Das letzte Wort hat dann der Rat in seiner Sitzung am Mittwoch. Doch erfahrungsgemäß hält man sich da an das Votum des Ausschusses.

Die Amtszeit von Rainer Weichelt endet am 31. Juli. Dann beginnt für ihn der Ruhestand. Im Verwaltungsvorstand ist Weichelt auch erster Beigeordneter und damit Vertreter der Bürgermeisterin. Diese Position geht nicht automatisch auf Ralph Kalveram über. Nach dem, was zu hören ist, wird wahrscheinlich Stadtbaurat Volker Kreuzer diese Rolle übernehmen. Er ist dann auch der dienstälteste in der Riege der Dezernenten. Rechtsdezernentin Marie-Antoinette Breil und Kämmerin Silke Ehrbar-Wulfen wurden beide erst im vergangenen Jahr gewählt.

Zur Person

Ralph Kalveram ist 56 Jahre alt, Familienvater und lebt in Oberhausen. Seit 30 Jahren arbeitet er für die Stadt Duisburg, davon 18 Jahr im Schulamt, seit zwölf Jahren als Leiter des Amtes. Von Hause aus ist er Steuerrechtler und Betriebswirt, begann in der Finanzbewirtschaftung der Kitas in der Duisburger Verwaltung.

Nach vielen Jahren in Duisburg habe er sich entschlossen, noch einmal etwas Neues zu machen. So äußert sich Ralph Kalveram gegenüber der Lokalredaktion Duisburg zu seinem Wechsel. „Es ist ein großes Ressort, wenngleich alles eine Nummer kleiner ist als in Duisburg. Viele Themen sind mir bekannt, auch für mich neue Bereiche wie Soziales, Jugend oder Integration waren auch in der Schulverwaltung immer relevant.“