Gladbeck. CDU, SPD und FDP haben den ungeliebten Gladbecker Verkehrsversuch gekippt. Wie es weitergeht auf der Buerschen Straße – und mit welchen Bedenken.
Für alle, die es ganz genau festhalten wollen: Donnerstabend um 20.02 Uhr war er ganz offiziell aus der Gladbecker Mobilitätswelt verschwunden, der Verkehrsversuch Buersche Straße. Auf Antrag von CDU, SPD und FDP beendete die Politik im Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität nach acht Monaten das Projekt, das in der Stadt für so viele negative Reaktionen gesorgt hatte. Nach einer langen, teils heftigen Diskussion und dann, in der Abstimmung, mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen, heißt es nun an der Buerschen Straße alles mehr oder weniger wieder zurück auf Anfang. Und vor allem wohl: die 190 kostenlosen Parkplätze, die dem großzügigen Radstreifen hatten weichen müssen, sind schon bald wieder da.
Mindestabstand zum Überholen von Fahrrädern ist nicht gegeben
Da aber die alte Verkehrsfürhung in diesem Bereich gar nicht mehr rechtens ist, müssen sich nun künftig Radfahrer und motorisierter Verkehr die Straße teilen – im so genannten Mischverkehr. Auf die Nachteile, die das mit sich bringt, wies Stadtbaurat Volker Kreuzer zu Beginn der Diskussion noch einmal hin. Ein wichtiger Punkt: Da der vorgeschriebene Mindestabstand von anderthalb Metern beim Überholen eines Fahrrades auf der Straße größtenteils nicht möglich ist, werde der Verkehr deutlich ausgebremst.
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Eine Konsequenz nannte Kreuzer auch sofort. Die Vestische, die auf der Buerschen Straße mit einer Schnellbuslinie unterwegs ist, muss aufgrund der neuen Gegebenheiten ein Fahrzeug mehr auf der Route einsetzen, um den Fahrplan einhalten zu können. Ein Bus mehr bedeute aber auch mehr Personal – und so auch mehr Kosten, die über eine entsprechend erhöhte Kreisumlage auf die Stadt Gladbeck zukommen werden.
Es wird bei Tempo 50 bleiben müssen auf der Buerschen Straße
Was darüber hinaus nicht darstellbar ist, betonte Kreuzer weiter, sei die Einführung vom Tempo 30 in diesem Bereich. Die Stadt haben signalisiert bekommen, dass das nicht möglich ist. Es bleibt also bei Tempo 50. Eine gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer sei immens wichtig, damit es nicht zu Gefahren für die Radfahrer komme. Zum gescheiterten Verkehrsversuch erklärte der Stadtbaurat, dass offensichtlich bei vielen Gladbeckerinnen und Gladbeckern „eine große Unwissenheit“ dahingehend bestanden habe, dass es sich bei dem Verkehrsversuch „um eine Maßnahme für mehr Verkehrssicherheit“ gehandelt habe. Und: Es sei damit zu rechnen, dass Radfahrerinnen und Radfahrer, die sich im fließenden Verkehr unwohl fühlen, künftig auf den Bürgersteig ausweichen werden. Der sei aber eigentlich den Fußgängern vorbehalten und zu Spitzenzeiten mit bis zu 80 gezählten Personen auch gut frequentiert.
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Zudem hätten die gut acht Monate, die der Verkehrsversuch gedauert hat, auch bereits gezeigt, dass die neue Verkehrsführung beim Radverkehr zu einer steigenden Akzeptanz geführt habe. Allerdings aber eben auch, so Kreuzer weiter, unter anderem zu einer großen Ablehnung bei den Anwohnern, die sich vehement über einen erhöhten Parkdruck beklagt hätten.
Dietmar Drosdzol (CDU) spricht von einem ideologischen Versuch
Nun also das offizielle Aus für die breite Radspur auf der Buerschen Straße. Dustin Tix (SPD) erwähnte den Mut, den man haben müsse, um Dinge auszuprobieren. Aber eben auch den Mut, den es brauche, um Dinge wieder einzustellen. In diesem Punkt sei die Mobilitätswende eben von einer Mehrheit abgelehnt worden. Dietmar Drosdzol (CDU) sprach von einem „ideologischen Versuch“, der nun zum Glück ad acta gelegt worden sei. Das Geld für das Projekt, so Drosdzol weiter, wäre in Straßenerhaltungsmaßnahmen besser angelegt gewesen.
Ganz anderer Ansicht war da Norbert Marißen (Die Linke). Die nun geplante Mischserverkehrvariante bringe nur Nachteile mit sich und stelle außerdem eine erhöhte Gefährdung für den Radverkehr dar, warnte er. Kritik übte er vor allem am Verhalten der SPD, die jetzt auf einmal dem Abbruch zugestimmt hat. Und er stellte in Aussicht: „Die Auseinandersetzung darüber wird nach dem Ausschuss noch weitergehen!“ Damit zog er vor allem den Ärger von Wolfgang Wedekind (SPD) auf sich, der das als Drohung auffasste. Gerd Dorka (DKP) sprach von einem „schweren Schlag gegen die Verkehrswende“.
Bernd Borgwerth erklärte, dass die Grünen sich zwar bei der Abstimmung der Stimme enthalten werden, was aber natürlich keine Abkehr seiner Partei von der Mobilitätswende bedeuten würde. Er bat vielmehr zeitnah um einen Gesprächstermin mit der Verwaltung, da er auf einer Fachmesse viele Anregungen erhalten habe, wie man eventuell auf der Buerschen Straße doch noch zu einer besseren und kostenneutralen Lösung kommen könnte.
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Das Schlusswort, wenn man es mal so nennen will, hatte dann der Stadtbaurat: „Wenn die Mehrheit der Meinung ist, es ist wichtiger, vor der Haustür zu parken als dort sicher Rad zu fahren, dann ist das so.“
>>Die neuen Markierungen auf der Buerschen Straße, so der Stadtbaurat, werden nun zeitnah angebracht werden. Und so werden sie aussehen: Zur Herstellung einer regelkonformen und möglichst verkehrssicheren Lösung werden die Stellplätze am Fahrbahnrand mit einer Breite von 2,30 Meter eingerichtet werden. Zur Vermeidung von sog. Dooring-Unfällen (Unfälle durch geöffnete Autotüren) wird ein Sicherheitstrennstreifen mit einer Breite von 0,75 m markiert.
Die verbleibende Fahrbahnbreite von 3,45 m steht dem fließenden Kfz- und Radverkehr im Mischverkehr zur Verfügung. Aufgrund der Fahrbahnbreite und der baulichen Begrenzung durch den Grünstreifen sind keine regelkonformen Überholvorgänge von Radfahrenden durch Kfz möglich. Zur Verdeutlichung wird daher das Überholverbot für einspurige Fahrzeuge (VZ 277) angeordnet.