Gladbeck. Gladbecker Kita-Leiterin warnt: zu viel Fernsehen und zu wenig Bewegung! Einrichtung fördert früh Medienkompetenz beim Nachwuchs.
Schon Kleinkinder nutzen Medien wie Smartphone und Tablet. Das stellt auch die Kitas vor Herausforderungen, so müssen die Erzieher und Erzieherinnen in den Einrichtungen die Jungen und Mädchen im richtigen Umgang damit begleiten und Fehlentwicklungen erkennen. „Es gibt schon Dreijährige, die ein eigenes Handy haben“, sagt Felicia Kollmann, Leiterin der städtischen Kita Berliner Straße in Rentfort-Nord.
Allein in ihrer Einrichtung sind es rund zehn von insgesamt 75 Kindern. Viele Eltern seien der Meinung, dass ihr Nachwuchs bereits einen Laptop bedienen können müsse, wenn die Schule beginnt. „Wenn Kinder in die Schule kommen, müssen sie vielmehr einen Stift halten, mit Kleber umgehen und eine halbe Stunde still sitzen können.“ Doch still zu sitzen, falle vielen schwer. „Es ist für manche eine Herausforderung, 20 Minuten einer Geschichte zuzuhören.“
Viele Kinder haben kein Hobby mehr und verbringen daher verstärkt Zeit vor dem Fernseher
Gerade nach Wochenenden, besonders dann, wenn das Wetter schlecht war, seien viele Kinder sehr hibbelig. „Sie sind dann rattendoll und haben ein extremes Bewegungs- und Mitteilungsbedürfnis.“ Kollmann führt es darauf zurück, dass die Jungen und Mädchen zuhause dann besonders viel Fernsehen geschaut haben. Denn dass immer mehr TV geguckt werde, beobachte sie deutlich. Das liege auch daran, dass nicht mehr alle einem Hobby wie Besuch der Musikschule oder des Turnvereins nachgingen. „Schwimmkurse sind oft ausgebucht und so teuer, dass es sich viele ohnehin nicht leisten können“, nennt die Expertin ein Beispiel. Aber: Rentfort habe tolle Spielplätze, auf denen die Kinder Zeit verbringen könnten.
Erst kürzlich hat die Kita-Leiterin das Medienverhalten ihrer Schützlinge bei den Eltern über einen Fragebogen abgefragt. „Manche haben feste Zeiten, zu denen sie Medien nutzen dürfen.“ Vieles aber geben die Eltern selbst nicht preis. „Dann erfahren wir von einem Kind, dass es einen Horrorfilm geschaut hat.“ Kollmann stellt immer wieder fest: „Regeln und Grenzen festzusetzen, fällt vielen schwer.“
Kita-Leiterin mahnt, Jungen und Mädchen bei der Mediennutzung nicht alleine zu lassen
Das Wichtigste aus Kollmanns Sicht ist, dass die Kinder beim Medienkonsum nicht alleine gelassen werden. Das Problem an der Nutzung sei auch: „Medien sind isolierend, aber Menschen sind Gemeinschaftswesen. Für Kinder ist das Wichtigste, miteinander in Kontakt zu sein.“ Voneinander lernten sie viel, guckten sich viel voneinander ab, daher müssen sie viele soziale Kontakte haben.
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Und auch die Dauer der Mediennutzung spiele eine entscheidende Rolle. Unter-Dreijährige sollten gar keine Zeit vor einem Bildschirm verbringen, Kinder zwischen drei und sechs Jahren höchstens eine halbe Stunde pro Tag. „Aber die Allerwenigsten können das einhalten“, sagt Felicia Kollmann. Denn wenn das Kind vor dem Laptop oder Handy sitzt, nutzten viele Eltern diese Gelegenheit als Freizeit für sich selbst.
Einige Eltern seien sehr bildungsorientiert und nutzen die Apps zur Förderung
Und so komme es auch, dass Mädchen und Jungen in der Kita auf einmal anfingen, „vulgäre Schützenzeltlieder zu singen. So etwas singt man doch nicht mit Kindern. Aber manche Eltern finden das witzig“. Andere Jungen und Mädchen kamen mit Monsterpuppen als Taschen in die Kita. „Wissen die Eltern nicht, was sie da für einen Scheiß kaufen?“, fragt sich Kollmann. Sie jedenfalls habe die Taschen dem Nachwuchs wieder mit nach Hause gegeben.
Dass schon aber bereits kleine Kinder Medien nutzen, habe aber auch Vorteile. „Das gehört zum Alltag.“ Und einige Eltern seien sehr bildungsorientiert. So habe ein Mädchen kürzlich bereits viel über das Thema Wasserreinigung gewusst, gelernt über eine App.
An einem ausrangierten Computer imitieren die Kinder Erzieherinnen und Eltern
Medienkompetenz zu vermitteln, spiele daher auch in der Kita eine große Rolle. Wenn die Gruppen in den Wald gehen, nutzen sie eine App, um Pflanzen zu bestimmen, und pro Gruppe gibt es in der Einrichtung ein Tablet. „Das nutzen wir, wenn wir Fragen der Kinder nicht beantworten können und die richtige Antwort nachschlagen möchten.“ Oder aber auch, um den Jungen und Mädchen kleine Filme zu zeigen, wie etwa zuletzt zum Thema Zuckerfest. In der kleinen Spielküche steht ein ausrangierter Computer. Die Kinder spielen gerne damit, sie imitieren so die Erzieherinnen oder auch ihre Eltern.
Und daher gibt es auch ausgediente Handys in den Gruppen. „Erst haben die Kinder Bauklötzchen ans Ohr gehalten, um im Spiel damit zu telefonieren. Dann haben wir alte Handys mitgebracht, damit sie damit spielen können.“ Das Beispiel der Bauklötzchen zeigt: „Es gibt Kinder, die noch viel Fantasie haben. Aber auch etliche, die viel angeleitet werden müssen.“
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