Gladbeck. Ein Schwimmkurs kann Leben retten, doch die Kursangebote sind überschaubar. Warum das so ist und wie die Teilnahme trotzdem klappen kann
Der Sommer steht vor der Tür und mit ihm die Badesaison. In der warmen Jahreszeit wird es wieder viele Menschen ins Schwimmbad, an den Badesee oder ans Meer ziehen. Das kühle Nass bedeutet in erster Linie Erholung und Spaß, kann aber schnell zur tödlichen Falle werden. Die Zahl an ertrunkenen Menschen stieg in Deutschland zuletzt an. Häufig sind die Todesopfer Nichtschwimmer, das heißt ohne ausreichende Schwimmkenntnisse, die etwa in einem Schwimmkurs erlernt werden könnten. Zwar berichtete die DLRG erst kürzlich, dass wieder mehr Kinder in Deutschland schwimmen lernen, doch die Lage bei den Schwimmkursen ist weiterhin angespannt. Aber warum?
Für Nicole Buttler, die als sportliche Leiterin beim Schwimmverein Gladbeck 13 fungiert und an diesem Tag im Hallenbad die Kurse beobachtet, ist die Sache klar. „Uns fehlen die Kapazitäten. Die Schwimmvereine können die hohe Nachfrage nicht mehr bedienen.“ Das Problem sei nicht, dass zu wenige Menschen schwimmen erlernen wollen – im Gegenteil. „Seit Ende der Corona-Pandemie ist die Nachfrage sogar gestiegen, weil viele Kurse ausfielen“, berichtet SV13-Vorsitzender Michael Kraus. Es wollen also mehr Menschen, vor allem Kinder, schwimmen lernen, als Kursplätze verfügbar sind. Die Wartelisten sind daher lang.
Nur noch eine Gladbecker Schule hat ein eigenes Schwimmbad
Der Mangel an Plätzen hat viele Ursache. „Vor allem fehlt es an Schwimmbecken. Seit den 2000er-Jahren findet in Deutschland ein Bädersterben statt“, sagt Kraus. Wer schwimmen will, muss sich die wenigen Bäder mit anderen teilen. Das gilt auch für das städtische Hallenbad in Gladbeck. Neben dem SV13 trainiert auch der VfL Gladbeck 1921 hier. Außerdem finden hier therapeutische Kurse im Wasser statt. Und schließlich ist das Schwimmbad ein öffentliches Gebäude und steht als solches den Bürgerinnen und Bürger der Stadt zur Verfügung. „In Gladbeck ist Wassersport sehr populär“, erzählt SV13-Pressesprecherin Nicole Trittschack. Hier sei die Auslastung also besonders groß.
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Die öffentlichen Badeanstalten werden außerdem auch von Schulen genutzt, die Schwimmkurse anbieten wollen. Schuleigene Becken sind selten geworden, in Gladbeck hat nur noch die Jordan-Mai-Schule ein eigenes, die damit als einzige Schule selbst Schwimmkurse anbieten kann. Andere Gladbecker Schulen müssen auf öffentliche Badehäuser und externe Übungsleiterinnen und -leiter ausweichen, denn ausgebildetes Personal sei selbst unter den Sportlehrerinnen und Sportlehren selten geworden, sagt Buttler.
Schwimmvereinen fehlt es an Lehrpersonal
Der Personalmangel wirkt sich ebenso auf das Kursangebot im Schwimmverein aus. Generell fehle es an Schwimmmeistern und DLRG-Mitgliedern, die in Bädern aushelfen. Neues Personal zu finden sei schwierig. „Die Übungsleiter benötigen Weiterbildungen und arbeiten häufig ehrenamtlich“, sagt Buttler. Neben dem hohen Zeitaufwand werden viele auch von der Verantwortung gegenüber den Kindern abgeschreckt. Die Kursleiter sind deshalb vor allem ältere Vereinsmitgliederinnen und -mitglieder. „Jungen Nachwuchs in der Ausbildung bekommen wir häufig nur, wenn die Familie schon lange im Verein aktiv ist“, äußert sich Kraus dazu.
Ein weiterer Faktor für die wenigen Kurse ist der veränderte Tagesablauf. „Durch späten Schulschluss, offenen Ganztag oder weil die Eltern noch keine Zeit haben, ballen sich die Anfragen und die Kurse rücken zeitlich gesehen nach hinten“, so Buttler. Beim SV13 starten die ersten Kurse um 15 Uhr, doch selbst das ist vielen zu früh. Buttler deutet auf eine Gruppe Kinder, die an diesem Nachmittag eine Kurseinheit im Becken absolvieren. „Hier wäre zum Beispiel noch Platz frei gewesen“, sagt sie.
Interessenten sollen sich nicht von Wartelisten abschrecken lassen
Gerade bei jungen Schwimmerinnen und Schwimmern gilt jedoch: Mit einem Kurs ist es häufig nicht getan. „Das Seepferdchen-Abzeichen bedeutet lediglich, dass man sich über Wasser halten kann. Nicht, dass man ein guter Schwimmer ist“, stellt Buttler klar. Mindestens Bronze sei nötig, um sicher ins Wasser gehen zu können. Die Kinder von Trittschack haben mittlerweile das goldene Schwimmabzeichen und sind im Wettkampfkader des SV13. „Mir gibt das ein sicheres Gefühl, wenn meine Kinder alleine im Wasser sind“, sagt sie.
Buttler rät Interessenten bei der Suche nach einem Schwimmkurs, Flexibilität mitzubringen. Von Wartelisten solle man sich nicht abschrecken lassen. „Der Durchlauf ist hoch, ein Seepferdchen-Kurs besteht etwa nur aus zehn Einheiten. Dementsprechend schnell kann es manchmal gehen“, so Buttler. Die Auslastung ist häufig auch abhängig vom Wochentag. Geduld sei hier das Maß der Dinge, damit dem Badespaß im Sommer nichts mehr im Wege steht.
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