Gladbeck. Das Bündnis Gladbeck mobil hatte zum Protestradeln gegen den gekippten Verkehrsversuch Buersche Straße aufgerufen: Ende der Verkehrswende.

Widerstandslos wollen sie ihre Spur nicht hergeben. Deshalb trafen sich am Freitag auf Initiative des Bündnisses Gladbeck mobil vor dem Rathaus rund 40 Fahrradfahrerinnen und -fahrer zum abendlichen Protestradeln. Ihr Ziel: die Buersche Straße, die zum Gegenstand der Diskussion geworden ist, weil SPD, CDU und FDP den vor einem Jahr gestarteten Verkehrsversuch vorzeitig beenden und den Radfahrern ihre eigene Spur wieder nehmen wollen. Der Verkehrsversuch sei gescheitert, man müsse zu einer anderen Lösung kommen, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die könne im Mischverkehr bestehen, in einer ganz normalen Straße also ohne ausgewiesenen Radweg und mit Parkplätzen an der Seite.

Zorn trifft vor allem die Gladbecker SPD, „die umgekippt ist“

„Wir sind richtig sauer“, sagte Dr. Vera Bücker, Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Gladbeck, bei einer kurzen Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz. Und sie schob nach: „Besonders auf die SPD, die umgekippt ist.“

Die Protestfahrt vom Bündnis Gladbeck mobil führte vom Rathaus natürlich zur Buerschen Straße.
Die Protestfahrt vom Bündnis Gladbeck mobil führte vom Rathaus natürlich zur Buerschen Straße. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Dass die drei Fraktionen den Verkehrsversuch vorzeitig beenden wollen, sei in mehrfacher Hinsicht ein Skandal. Zum einen sollten die Daten wissenschaftlich ausgewertet werden. „Studierende und Professoren stehen jetzt im Regen“, sagte Bücker. Zum anderen gebe es künftig mehr Parkplätze als vor Beginn des Verkehrsversuches. Sollten die Radwege längs der Buerschen Straße geopfert werden, dann diene das nur dem ruhenden Verkehr und den Menschen, die ihr Auto kostenlos am Straßenrand abstellen wollten. Bücker ist überzeugt: „Gladbeck verabschiedet sich von der Verkehrswende.“

Das war das erste Mal, dass es dem Autoverkehr wehgetan hat
Simone Steffens - Sprecherin vom Bündnis Gladbeck mobil

Den Eindruck hat auch Simone Steffens, Sprecherin des Bündnisses Gladbeck mobil und Ratsfrau der Grünen. Was sie besonders ärgert: Der provisorische Radweg, der mit dem Verkehrsversuch auf der Buerschen Straße angelegt worden sei, sei ein mutiger Schritt gewesen. „Das war das erste Mal, dass es dem Autoverkehr weh getan hat“, sagt Steffens.

Offensichtlich zu weh, denn ihr Nein begründen SPD, CDU und FDP damit, dass der Versuch in der Bevölkerung keine Akzeptanz gefunden habe und es an Parkplätzen rund um die Buersche Straße fehle. Steffens ist allerdings der Ansicht, dass es genügend Parkplätze gibt. Sie seien halt nur nicht kostenlos, wie es sich viele Autofahrer wünschen würden.

ADFC-Vorsitzende befürchtet künftig regelwidriges Verhalten und Gefahren für die Radfahrenden

ADFC-Frau Vera Bücker ahnt, wie es demnächst auf der Buerschen Straße zugehen wird, wenn der Versuch beendet worden ist. Autofahrer, die sich an die Verkehrsregeln hielten, müssten hinter den Radlern „herjuckeln“, weil die künftige Fahrbahn zu eng sei, um gefahrlos überholen zu können. Da sei zum Beispiel an der Bahnbrücke viel Geduld vonnöten. Wer die nicht habe, der werde die Radfahrer wohl regelwidrig passieren und Gefahren heraufbeschwören müssen.

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Und dann machten sich die 40 Radler auf dem Weg zur Buerschen Straße – die einen mit Motor, die anderen mit Muskelkraft. Ein Lastenfahrrad war dabei, ein Fahrrad mit Anhänger ebenfalls. Ordner stoppten die Autos in den Kreisverkehren, sodass die Radler freie Fahrt hatten. Eins machte die Tour auch deutlich: Vom Verkehrsversuch ist jetzt schon nicht mehr viel zu sehen. Die Markierungen haben sich an mehreren Stellen gelöst, sodass es den Eindruck hat, als sei der Versuch schon beendet.

Der Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität entscheidet Donnerstag

Der Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität wird sich am Donnerstag mit dem Verkehrsversuch beschäftigen. Der Vorsitzende Andreas Rullmann (Grüne) war auch zum Protestradeln gekommen. Er hofft, sagte er im Gespräch, dass eine Lösung gefunden werde, die zu einem gleichberechtigten Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern führe. Und dann schwang er sich auf sein Rad und radelte mit. Weit kam er allerdings nicht – was nicht am Radweg, sondern am Fahrrad lag: Es hatte einen Platten.