Gladbeck. Das Bürgerforum hat von der Autobahn GmbH erfahren, dass endgültige Pläne noch nicht vorliegen. Warum das laut Stadt kein Anlass zur Sorge ist.

Die Planungen für den A52-Tunnel sind noch nicht abgeschlossen. Das schreibt die Autobahn GmbH, die für diese Planungen verantwortlich ist, in einer Antwort an das Bürgerforum. Die A52-Gegner hatten sich nämlich an die Verantwortlichen gewandt und Einblick in die Pläne gefordert.

Das Bürgerforum hatte sich auf das Umweltinformationsgesetz berufen und Auskunft verlangt, welche Auswirkungen die Pläne auf die Umwelt haben. Zunächst habe die Autobahn GmbH gar nicht reagiert, nach erneuter Aufforderung sei eine Antwort beim Bürgerforum eingetroffen, berichtet dessen Vorsitzender, Franz Kruse.

Gladbecker Bürgerforum war überrascht von der Antwort der Autobahn GmbH

Diese Antwort habe das Bürgerforum dann doch überrascht. Denn die Autobahn GmbH hat die Auskunft verweigert. Zur Begründung heißt es in dem Schreiben: „Derzeit muss Ihr Antrag auf Informationserlangung abgelehnt werden, da die Planungen noch nicht, wie von Ihnen aufgeführt, abgeschlossen sind und aktuell noch, bis zur Genehmigung der technischen Unterlagen, das Stadium des Vorentwurfs gegeben ist.“

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Das Bürgerforum war dagegen davon ausgegangen, dass die Pläne fertig seien. Es bezieht sich auf Informationen der Bundesautobahngesellschaft, wonach die Entwurfspläne im Spätsommer 2022 bereits fertig gewesen sein sollten und im Herbst des Jahres vom Bundesverkehrsministerium hätten genehmigt werden sollen. Die neuerliche Information der Planer sehen die Autobahngegner als Beleg dafür, dass der Tunnelbau in Gladbeck eben doch nicht so sicher sei, wie behauptet.

Die Stadt Gladbeck befindet sich im regelmäßigen Austausch mit der Autobahn GmbH zur Neubauplanung für die A 52.
Volker Kreuzer - Stadtbaurat Gladbeck

Das Bürgerforum geht nun davon aus, dass die Tunnelpläne damit weiter in die Ferne gerückt seien. „Will vielleicht das Bundesministerium die Tunnelpläne nicht genehmigen, weil der Tunnel zu teuer geworden ist? Immerhin kostet er jetzt das Dreifache dessen, was eigentlich dafür vorgesehen war“, so die Frage, die das Bürgerforum nun stellt.

An den Tunnelplänen hängt auch das Stadtentwicklungsprojekt 37 Grad Nordost. Dahinter verbirgt sich die Gestaltung der Tunneloberfläche. Dafür hat die Stadt schon Pläne entwickeln lassen. Aus Sicht des Bürgerforums sind die aber „nur heiße Luft“. Diese Pläne, die die Stadt schon Millionen gekostet hätten und weitere Millionen kosten würden, sind aus Sicht der Autobahngegner „völlig vergeblich“. Und weiter: „In Gladbeck wurde erzählt, die Pläne wären fertig, aber jetzt ist klar, dass in Wahrheit der Tunnel im doppelten Sinn des Wortes offen ist.“

Gladbecker Stadtverwaltung widerspricht der Darstellung des Bürgerforums

Die Stadtverwaltung widerspricht der Darstellung des Bürgerforums. Dass es sich bei den Tunnelplänen bisher um Vorentwürfe handele, sei „allgemein bekannt und keine Neuigkeit“, teilt Stadtbaurat Volker Kreuzer mit. Tatsächlich hatte das Bundesverkehrsministerium auf eine Anfrage der Lokalredaktion im Januar darauf hingewiesen, dass die Pläne für die Autobahn noch in einer frühen Planungsphase seien. Eine Sprecherin teilte mit, dass es um die Aufstellung eines technischen Entwurfs gehe. „Im Entwurf ist auch der Bau eines Tunnelabschnitts vorgesehen.“

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Gleichzeitig verwies das Ministerium noch einmal auf den aktuell gültigen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen, der vom Bundestag beschlossen wird. Der sieht den Ausbau der B224 zur A52 vor – in der Dringlichkeitsstufe „vordringlicher Bedarf – Engpassbeseitigung“. Und weiter: „Damit besteht für die Autobahn GmbH des Bundes ein gesetzlicher Auftrag, den Ausbau zu planen und umzusetzen.“

Planungen der Stadt müssen mit den Planungen des Bundes abgestimmt werden

Volker Kreuzer verweist darauf, dass die Stadt sich im regelmäßigen Austausch mit der Autobahn GmbH befinde. Man sei mit den betroffenen Fachämtern in den Planungsprozess des dritten Abschnitts der A52 – das Teilstück mit Tunnel – eingebunden. „Nicht zuletzt deshalb, da die Straße auf dem zukünftigen Tunnel ein wichtiger Baustein der Planungen ist und es sich hier um eine städtische Straße handeln wird.“

Diese müsse, so Kreuzer, auf die städtebauliche Entwicklung auf den angrenzenden Potenzialflächen von 37 Grad Nordost abgestimmt werden. Dabei gehe es etwa um Fragen von Zufahrten, Nebenanlagen oder auch die Begrünung. „Allein aus diesem Grund ist es essenziell, dass die Stadt frühzeitig Ideen für den Planungsraum entwickelt.“ Außerdem plant die Stadt einen großen Regenwasserkanal, der das Wasser aus der Innenstadt bis zum Wittringer Wald leitet. Er soll parallel der Autobahntrasse verlaufen.

Der Stadtbaurat mahnt, sich vom Begriff „Vorentwurfsplanung“ nicht dazu verleiten zu lassen zu glauben, dass damit kein erheblicher Aufwand verbunden sei. Im Gegenteil, auch dafür werde bereits viel Geld ausgegeben. Volker Kreuzer verweist auf die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. Die sehe vor, dass bis zum Abschluss der Vorentwurfsplanung bei Verkehrsanlagen 22 Prozent des gesamten Planungshonorars zu veranschlagen seien. Tatsächlich hat die damals noch zuständige Landesbehörde Straßen NRW schon 2019 eine Ausbauplanung samt Tunnel in Auftrag gegeben. Das Auftragsvolumen damals: 3,65 Millionen Euro.

Bei der Stadt geht man weiter davon aus, dass die Planung für den dritten A52-Abschnitt sich nach der Beendigung der Phase des Vorentwurfs innerhalb der Autobahn GmbH zur Freigabe geprüft werde. „Nach Freigabe kann die zuständige Regionalniederlassung Westfalen mit der Zusammenstellung der Unterlagen für den Antrag auf Planfeststellung beginnen, womit dann das rechtliche Genehmigungsverfahren beginnt.“ Aus Sicht der Stadtverwaltung geht also alles seinen geregelten Gang.