Gladbeck. Ein moderner Nachfolgebau ersetzte das alte und marode Kaiser-Wilhelm-Bad. Im ersten Monat nach der Eröffnung kamen mehr als 45 000 Besucher.

  • Am 9. März 1967 wurde das neue Gladbecker Hallenbad an der Bottroper Straße eröffnet - vor genau 50 Jahren
  • Zur feierlichen Eröffnung kam damals auch NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn
  • Das alte Kaiser-Wilhelm-Bad von 1913 hatte ausgedient

. Es galt als modernes Schmuckstück und war der Stolz der Stadtväter. Selbst der damalige NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn kam zur Eröffnungsfeier: Am 9. März 1967 wurde das Hallenbad an der Bottroper Straße nach mehrjähriger Bauzeit eingeweiht – heute vor genau 50 Jahren.

Es löste das Kaiser-Wilhelm-Bad ab (heute Riesener-Sporthalle), das nach 1913 eröffnet worden war und nach gut 50 Jahren ausgedient hatte. Es war marode, nicht wettkampftauglich, die Technik überaltert – es wurde abgerissen. Zwar weinten einige dem alten, repräsentativen Gebäude die eine oder andere Träne nach, doch an dem Willen, einen ansprechenden Ersatz zu schaffen, hatte kaum jemand Zweifel. So beschloss der Rat im März 1963, an der Stelle der alten Luther-Schule an der Gustavstraße einen attraktiven Nachfolgebau für das Kaiser-Wilhelm-Bad zu errichten.

Der Baubeschluss des Rates stammt von 1963

Noch im gleichen Herbst begannen Ausschachtungsarbeiten. Beim Richtfest im Oktober 1965 hatte der damalige OB Hans Wuwer alle Mühe – bei all dem Beton, mit dem der Neubau errichtet wurde, und angesichts des riesigen Flachdachs – den letzten Nagel einzuschlagen. Bis zur Eröffnung sollte es noch einmal eineinhalb Jahre dauern.

Das neue Hallenbad – es war nicht nur zum Schwimmen da. Es bot eine medizinische Abteilung mit Unterwassermassage und Inhalatorium, Sauna und Schwitzbad, Massagen, Gymnastikraum, Wäscherei und – ganz im Stile der alten Bäder – Wannen- und Brausebäder nur zur körperlichen Reinigung. Nicht zu vergessen die Milchbar, in der Generationen von Gladbeckern nach dem Schwimmen sich mit kleinen Leckereien versorgten und wo heute nur noch Automaten stehen...

Schwimmer freuten sich über wettkampfgerechtes Becken

Die aktiven Schwimmer freuten sich damals über ein 25 Meter langes, endlich wettkampfgerechtes Becken. Einer der ersten, die am Beckenrand standen und für Sicherheit und Ordnung sorgten, war Günter Wieding, der zuvor bereits 23 Jahre im alten Bad Dienst getan hatte. „Wir waren stolz auf das neue Bad, das ein Anziehungspunkt war, nicht nur für die Gladbecker, sondern für Gäste aus dem ganzen Umfeld.“

Es hatte einen enormen Zulauf: Allein im ersten Monat passierten gut 45 000 Besucher das berühmte Kassenhäuschen in der Eingangshalle, das noch bis Ende der 80er Jahre stand und an dem nicht wenige Wasserratten nachzahlen mussten, wenn sie das damals gültig Zeitlimit fürs Schwimmen überschritten hatten. Insgesamt 6 Millionen Gäste kamen in der ersten 25 Jahren, hieß es 1992. Heutzutage seien es mit allen Vereins- und Schulschwimmern rund 100 000 im Jahr, sagt der derzeitige Badleiter Jörg Wieding, der seinem Vater Günter als Schwimmmeister folgte.

Nach wie vor ist die Stadt stolz auf das Bad, das zwar 50 wird, aber irgendwie nicht in die Jahre gekommen zu sein scheint. Zwar verschwanden nach und nach alle Zusatzangebote, aber man investierte ständig, um das Bad grundsätzlich zu erhalten, so Sportamtsleiter Dieter Bugdoll. Allein die Generalsanierung vor geraumer Zeit verschlang fast 3 Mio Euro. Besonderen Wert lege man auf die Wasserqualität, die ihresgleichen suche.

Stadt ist stolz auf Wasserqualität

Ständig werde die Technik auf dem neuesten Stand gehalten, einmal im Jahr sogar das Wasser ausgetauscht, so Wieding und Bugdoll. Seit langem hat das Hallenbad einen namhaften Untermieter: Ex-S04-Spieler Mathias Schipper betreibt seit 1994 im Unter-, seit 2004 auch im Obergeschoss eine Praxis als Physio- und Sporttherapeut.

Bei der Eröffnungsfeier heute vor 50 Jahren waren auch Sportler aus Gladbecks Partnerstädten dabei und wurden Zeugen eines Streiches: Zwei Bademeister warfen Stadtbaurat Martin Stotz in voller Montur ins Becken – er war der erste Schwimmer im neuen Bad!

>> Daten und Fakten zum 50 Jahre alten Bad

Das neue Hallenbad erfreute beim Start 1967 vor allem die aktiven Schwimmer der Stadt: Endlich hatten sie ein wettkampftaugliches Becken – 25 mal 15 Meter groß, 1,25 bis 3,50 Meter tief mit 3-Meter-Sprungturm. Dazu ein Lernschwimmbecken, 12,5 mal 8 Meter groß, 0,80 bis 1,25 Meter tief.

Die Milchbar hatte ursprünglich 65 Sitzplätze. Von dort erreichte man die Tribüne mit 199 Sitzplätzen. Insgesamt ist der dreigeschossige Bau 42 mal 48 Meter groß und hat einen umbauten Raum von 29 000 cbm.

Entwurf und Planung des neuen Hallenbades stammen vom Hochbauamt der Stadt. Für die Plastik am Eingang wurde Bildhauer G. Jendritzko beauftragt.