Gladbeck. Eine Besucherin des Freibads berichtet von einem Vorfall, bei dem ihr Enkel (6) bedroht wurde. So schätzen Polizei und Badbetreiber die Lage ein.

Mit ihrem sechsjährigen Enkel und ihrer Tochter war eine Dorstenerin vergangene Woche zu Besuch im Freibad. Und was sie dort mit einer Gruppe von rund 30 bis 40 Jugendlichen erlebt habe, lasse sie nur zu einem Schluss kommen: „Ins Gladbecker Freibad werde ich nie wieder gehen.“ Die Polizei spricht indes von einer unauffälligen Lage im Freibad. Von Seiten des Schwimmbad-Betreibers heißt es: „Wir haben keine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt“.

Ihren Name möchte die Leserin nicht öffentlich nennen, zu groß ist ihre Angst. Denn die Situation, die sie beschreibt, sei sehr bedrohlich gewesen. Es war am Donnerstag zwischen 16 und 17 Uhr, als sich ihr Enkel auf den Sprungturm wagte. Als er auf der Plattform des Drei-Meter-Brettes stand, habe eine Gruppe von Jugendlichen den Sechsjährigen immer wieder gegen den Hinterkopf gestoßen, die Badehose heruntergezogen, den Jungen immer weiter Richtung Sprungkante gedrängt. „Mein Enkel hat geweint. Wir haben ihm zugerufen, dass er herunterkommen soll.“

Die Familie verließ nach dem Vorfall das Freibad in Gladbeck

Unten angekommen, sei die Situation dann eskaliert, nachdem Großmutter und Mutter die Jugendlichen zur Rede stellen wollten. „Sie haben uns als Nazi-Schweine beschimpft, es war sehr bedrohlich. Wenn wir daraufhin nicht das Schwimmbad verlassen hätten, wäre die Lage eskaliert“, ist sich die Großmutter sicher.

Indem sie sich an die WAZ wendet, möchte sie auf die Problematik im Freibad aufmerksam machen. „Auf solche Vorfälle muss doch reagiert werden.“ Denn die Situation mit ihrem Enkel sei an diesem Tag nicht der einzige Vorfall gewesen. „Zuvor hatte ein Bademeister zwischenzeitlich den Sprungturm gesperrt, nachdem sich die Gruppe oben auf der Plattform festgesetzt hatte.“ Daraufhin hätten die Jugendlichen den Bademeister angeschrien und an den geschlossenen Gittern gerüttelt. „Es kann doch nicht sein, dass ein Bademeister in Not gerät“, findet die Dorstenerin.

Auch interessant

Der Zugang zum Sprungturm im Freibad wird geregelt

Der WAZ war aus anderer Quelle bereits über einen Vorfall berichtet worden, bei dem ein Bademeister vom Sprungturm geschubst worden sein soll. Thomas Spickenbaum, Sprecher des SV 13, der das Freibad an der Schützenstraße betreibt, kann diesen Vorfall bestätigen. Bei dem Übeltäter habe es sich um einen 50-Jährigen gehandelt, den das Security-Personal dann sofort zum Ausgang des Freibads gebracht habe. „Das war kein Dumme-Junge-Streich.“

Vor dem Besuch ein Online-Ticket buchen

Wer das Freibad besuchen möchte, muss nach wie vor ein Online-Ticket buchen. Eine Ausnahme bilden die Frühschwimmer, erst ab 10 Uhr bleibt das Online-Ticket verpflichtend. Eine Besucherbegrenzung – wie zuletzt aufgrund von Corona – gibt es nicht mehr.

Auf dem Sprungturm stehen die 5- und 3-Meter-Plattformen zur Verfügung. Aufgrund neuer Auflagen bleiben die 7,50- und 10-Meter-Plattformen dauerhaft geschlossen.

Im Freibad regelt ein Rettungsschwimmer den Zugang zum Sprungturm, denn: „Wenn mehr als 15 Leute dort oben stehen, gibt es Tumult“, weiß Spickenbaum. Er bestätigt, dass Rettungsschwimmer ihm berichtet haben, dass einige Jugendliche versucht hatten, den Sprungturm zu stürmen. Dennoch sei es im Gladbecker Freibad bedeutend ruhiger als in anderen Freibädern, etwa in Gelsenkirchen, in denen es immer wieder zu Schlägereien komme. „Es ist immer nur eine Handvoll Leute, die für Stress sorgt.“ Es gebe keinen Tag, an dem sich die Schwimmmeister nicht beschweren würden. Darüber, was sie sich alles anhören müssen, wie sie beschimpft werden.

Security ist bei vielen Besuchern im Freibad immer vor Ort – und wird oft auch beschimpft

Dass ein Security-Dienst in der Regel vor Ort sei, wirke sich positiv aus, so Spickenbaum weiter. In den Sommerferien seien die Mitarbeiter nun fast durchgängig da gewesen. „Auch sie berichten von Beschimpfungen. Viele Menschen benehmen sich heute einfach unglaublich respektlos“, so der Sprecher des SV 13.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

Polizeisprecher Andreas Lesch zeichnet ein harmloseres Bild. Aus Sicht der Polizei sei die Einsatz-Lage im Freibad Gladbeck unauffällig. So habe es in den vergangenen zwei Monaten sieben Einsätze dort gegeben, in zwei Fällen wurden Strafanzeigen wegen einfacher Körperverletzungen geschrieben. Zwei weitere Körperverletzungen wurden bei der Wache angezeigt. Ein Fall werde dabei als schwere Körperverletzung gewertet, da ein Jugendlicher aus einer Gruppe heraus einen anderen Jugendlichen geschlagen habe. „Es wurden aber keine Waffen wie etwa ein Messer eingesetzt“, so Lesch. Und: „Wo Menschen aufeinandertreffen, wird sich auch mal gestritten.“