Gladbeck. Grubenhelden-Chef Matthias Bohm mischt beim Start-up „faire Kohle“ mit. Warum so auch arme Bauern auf den Philippinen unterstützt werden.
Die Grillsaison ist gestartet. Auf den Balkonen und Terrassen in Gladbeck kommt wieder das Grillbesteck zum Einsatz, brutzeln Würstchen, Bauchfleisch und Gemüse – ganz oft über glühender Holzkohle. Doch dass dann für dieses Vergnügen etwa auch Wälder am Amazonas und in der Tundra abgeholzt werden – und das oft genug auch illegal –, wer denkt schon über sowas nach? Matthias Bohm ist einer von denen, die das tun.
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Der Gladbecker Chef des Modelabels Grubenhelden nimmt gern spannende Start-ups unternehmerisch unter seine Fittiche. Ein Beispiel: die „faire Kohle“. Hergestellt auf den Philippinen aus Kokosnussschalen. Ohne Kinderarbeit. Und Co2-neutral in der Herstellung. Nur der lange Transportweg per Containerschiff nach Deutschland, der wirkt sich noch ein bisschen negativ auf den ökologischen Fußabdruck des Produkts aus. Aber daran arbeitet Bohm gerade schon.
Neben der aufgegebenen Kirche in Gladbeck-Ellinghorst steht ein Seecontainer
Immerhin: Die Sache mit der fairen Grillkohle erklärt, was da im kleinen Ellinghorst, gegenüber vom Grubenhelden-Store, Seltsames vor sich geht. Da steht nämlich ein riesiger Schiffscontainer neben der aufgegebenen St.-Elisabeth-Kirche, die Bohm vor drei Jahren gekauft hat. Bis an die stählerne, rostbraune Decke ist das Ungetüm voll mit der fairen Kohle von den Philippinen. Der Grund: Das kleine Start-up mit dem sozialen Touch gehört zwar schon seit einiger Zeit irgendwie zum Grubenhelden-“Imperium“. „Aber jetzt“, hat Bohm sich vorgenommen, „jetzt starten wir so richtig durch!“
Man könnte auch sagen, dass der Verkauf nun ordentlich befeuert werden soll. Das wiederum erklärt, warum Ex-Bergmann Dirk Schoroth auf einmal wieder ganz schwarz im Gesicht ist. So wie damals, bei der Maloche unter Tage. Zugegeben, nur fürs Fotoshooting, aber immerhin. Von 1989 bis 2018, also bis zum Schluss, war Schoroth Bergmann auf Prosper-Haniel. Jetzt arbeitet er bei den Grubenhelden – und macht auf einmal wieder was mit Kohle. Mit Grillkohle. Aus Kokosnussschalen.
Die „faire kohle“ ist nach wie vor auch ein soziales Projekt auf den Philippinen
Bohms Botschaft: Mit der fairen Kohle kann gegen den Klimawandel angegrillt werden. Und man unterstützt gleichzeitig auch noch ein soziales Projekt, wie er erklärt. Die Geschichte beginnt Ende 2012. Ein Taifun fegt über die Philippinen hinweg, richtet schwere Verwüstungen an. Viele Kleinbauern auf den Kokosplantagen verlieren ihre Existenzgrundlage. Doch Not macht erfinderisch. Es entsteht die Idee, aus den Schalen der Kokosnüsse – eigentlich ein Abfallprodukt – Grillkohle herzustellen.
Passend zur fairen Kohle: der Anzünder „Fairbrenner“
Ein 2-Kilo-Sack mit Grillkohle aus Kokosnussschalen kostet zwischen 6,95 und 7,95 Euro. Den dazu passenden Anzünder, den „Fairbrenner“, hergestellt aus Holzwolle und Wachs, gibt es für 4,95 Euro.
Weitere Informationen rund um das Projekt auf den Philippinen und die Grillkohle aus Kokosnussschalen gibt es auf www.faire-kohle.de.
Kirchliche Organisationen werden auf das Projekt aufmerksam. Die Kokos-Grillkohle wanderte auf den deutschen Markt. Es gab sie dann anfangs vor allem in Dritte Weltläden zu kaufen. Irgendwann kam aber von den Unterstützern das Signal, die Zusammenarbeit nicht mehr alleine stemmen zu können. Aus dem Hilfsprojekt wurde ein Start-up, der soziale Aspekt ist aber bis heute geblieben. Dann kam Matthais Bohm ins Spiel, der die Gründer zuerst in der Pandemie unterstützend begleitete. Im Webshop kann man seitdem die Kohle ebenfalls kaufen.
Warum das Grubenhelden-Team Grillkohle in Tüten schaufelt
Jetzt hat der Gladbecker das „Grillen für eine bessere Welt“ aber komplett in seine Hand genommen, fungiert gemeinsam mit Partner Timo Reineke als Geschäftsführer. Und das Grubenhelden-Team schaufelt mit vereinter Kraft Tonnen von Grillkohle in Papierbeutel mit grünem Logo um, immer exakt zwei Kilo. Zugenäht werden die Beutel übrigens tatsächlich per Hand im Grubenhelden-Atelier gegenüber.
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Der Sommer steht vor der Tür. Die beste Zeit, um die faire Kohle breiter aufzustellen. „Grillkohle verkauft sich im Internet nicht so gut. Das ist einfach ein Produkt, das man sich beim Einkaufen schnappt“, sagt Matthias Bohm. Deshalb gibt es die Kohle von den Philippinen schon seit einiger Zeit nicht nur online, sondern auch in Supermärkten, beispielsweise in einigen Rewe-Märkten. An der Stellschraube will Bohm aber weiter drehen. Der Verkauf soll noch viel breiter aufgestellt werden.
Weitere Schiffsladungen mit Grillkohle aus Kokosnussschalen sollen noch folgen
Dem Container, der an der Maria-Theresien-Straße in Gladbeck „parkt“, werden auf jeden Fall weitere Schiffsladungen mit fairer Kohle folgen. Doch wie den gut 10.000 Kilometer langen Transportweg möglichst klimaschonend zurücklegen, damit der ökologische Fußabdruck der Kokos-Grillkohle noch viel kleiner wird? Matthias Bohm hat da schon eine Idee: Segelfrachtschiffe. An diesem Transportweg tüftelt er gerade. Sollte es klappen, will er bei der ersten Überfahrt mit an Bord gehen.