Gladbeck. Spielerisch bringen Benimmtrainer der Malteser Gladbecker Vorschulkindern gutes Benehmen bei. Wie das geht, und warum das immer wichtiger wird.

Emil grapscht nach dem Stift in Lottas Hand, später hört er nicht zu, als Lotta von ihrer geplanten Geburtstagsparty berichtet, zappelt rum und quatscht die ganze Zeit dazwischen. Zum Glück sind Emil und Lotta nur Puppen. Sie sollen den Vorschulkindern der städtischen Kita an der Ringeldorfer Straße die Grundzüge des guten Benehmens beibringen.

Ingrid Westermeyer mit Puppe Lotta (l.) und Dorothee Jacobi mit Puppe Emil finden schnell den Draht zu den Kindern. Die beiden Benimmtrainerinnen bedauern, dass es manche Eltern gibt, die auf solche Tugenden keinen Wert mehr zu legen scheinen.
Ingrid Westermeyer mit Puppe Lotta (l.) und Dorothee Jacobi mit Puppe Emil finden schnell den Draht zu den Kindern. Die beiden Benimmtrainerinnen bedauern, dass es manche Eltern gibt, die auf solche Tugenden keinen Wert mehr zu legen scheinen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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Aufmerksam sitzen die Mädchen und Jungen im Kreis, lauschen dem Dialog der Puppen und mischen sich ein. Denn dass man sich entschuldigen muss, wenn man jemandem weh getan hat, dass wissen auch die Kita-Kinder. Ob sie das Wort oft benutzen würden, wollen Lotta und Emil wissen. Die Antwort? Ein vielstimmiges „ja“. Dann kommen die Kinder aufs Schubsen und Treten. Ob sie denn, wenn sie so richtig wütend seien, schon mal schubsen würden? Ein entrüstetes „nein“ tönt Emil und Lotta entgegen. Wobei: Die Blicke, die die Erzieherinnen in der Runde sich zuwerfen, spricht eine andere Sprache.

Erfahrungen zeigen: Man kann mit dem Thema nicht früh genug anfangen

Hinter den Handpuppen stecken Dorothee Jacobi und Ingrid Westermeyer vom Diözesanverband der Malteser. Schon seit einiger Zeit bietet der Verband Benimmtrainings an weiterführenden Schulen und für junge Erwachsene an. Daraus entstand dann die Idee, schon viel früher damit einzusteigen. Und so haben die beiden ein Programm erarbeitet, das sich an Kita-Kinder richtet.

Die Kinder haben Lotta und Emil rasch in ihr Herz geschlossen, aufmerksam hören sie zu, was die Puppen erzählen.
Die Kinder haben Lotta und Emil rasch in ihr Herz geschlossen, aufmerksam hören sie zu, was die Puppen erzählen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn die Erfahrungen, die sie bisher gemacht haben, hätten gezeigt, dass man mit diesem Thema nicht früh genug anfangen könne. Denn leider hapere es immer häufiger schon an den Grundlagen. Dabei sei das Thema einfach wichtig und deshalb der Ansatz, früh anzufangen und eine Basis zu legen, erläutert Ingrid Westermayer. Denn gutes Benehmen, Manieren, das sei auch ein Zeichen des Respekts gegenüber den Mitmenschen.

Bei der Gladbecker Kita haben die Malteser offene Türen eingerannt

Mit diesem Ansatz haben die Malteser in der Gladbecker Kita offene Türen eingerannt. „Denn genau das ist es, was wir den Kindern hier vorleben wollen“, sagt Leiterin Magdalena Stein. Daher sei man in der Kita auch dankbar, dass der Kontakt zu den Maltesern über eine Mutter zustande gekommen sei.

Sie habe jetzt schon gemerkt, dass die Vorschulkinder nach einem Treffen mit Lotta und Emil das Gelernte dann auch in ihre Gruppen tragen und an die Jüngeren weitergeben. Das freut die Kita-Leiterin, sei es hier doch auch wichtig, Werte zu vermitteln – auch wenn das in der Gesellschaft leider keine so große Rolle mehr spiele, so ihre Beobachtung.

Gutes Benehmen und eine gute Erziehung werden es Kindern später leichter machen

Drei Module haben die Malteser entwickelt. Zunächst geht es um Begrüßungen, darum, sein Gegenüber im Gespräch anzuschauen, vor dem Eintreten anzuklopfen und sich vorzustellen. Dazu die „Zauberwörter“ – klar, Bitte und Danke. Weiter geht es darum, sich zu entschuldigen, zu fragen, bevor man etwas nimmt und eben darum zuzuhören und den Gesprächspartner ausreden zu lassen. Auch einfache Tischmanieren kommen zur Sprache.

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Das seien Fähigkeiten, die später in der Schule auch wichtig seien, wissen Dorothee Jacobi und Ingrid Westermeyer und weiter: „Schulen beklagen oft, dass vielen Erstklässlern diese Basis fehlt.“ Die beiden Benimmtrainerinnen bedauern es, dass es scheinbar viele Eltern gibt, die auf so etwas keinen Wert mehr legen, es ihren Kindern nicht beibringen oder vorleben. Ingrid Westermeyer: „Dabei ist es so wichtig, es ist mit das Wichtigste später im Zusammenleben.“ Gutes Benehmen, eine gute Erziehung werde es Kindern später leichter machen, so die Überzeugung der beiden. Sie hoffen, dass sich weitere Kitas für das Programm der Malteser interessieren.

Über die Handpuppen Emil und Lotta finden die Trainer einen Draht zu den Kindern

Über Emil und Lotta finden die beiden schnell den Zugang zu den Kindern. Die sind begeistert von den beiden Puppen, bringen sich ein und machen mit – ganz spielerisch. Mete (5), Luana (5) und Fynn-Luis (5) freuen sich jedenfalls schon auf den nächsten Besuch von Emil und Lotta. Das Schöne sei, dass man den beiden was erzählen dürfe, sagt Luana. Worum es heute beim kurzen Besuch der Puppen ging, haben die Drei auch schon verinnerlicht. „Man soll anklopfen und ,Guten Morgen’ sagen. Außerdem soll man leise sein und nicht dazwischenreden“, zählen sie stolz auf.