Gladbeck. Seit fast einem Jahr ist Gladbeck eine „Engagierte Stadt“. Das allererste Projekt geht demnächst an den Start. Das steckt hinter dem Programm.

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Seit fast einem Jahr – Juni 2022 – ist Gladbeck eine „Engagierte Stadt“ – eine vom mehr als 110 bundesweit. Mit Blick auf die Ziele dieses Netzwerkes kommt einem prompt das berühmte Zitat in den Sinn, das dem US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy zugeschrieben wird: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann – frage, was Du für Dein Land tun kannst.“ Umgemünzt auf Gladbeck könnte der Slogan sinngemäß etwas flapsig lauten: Nicht reden, was in der Stadt alles geschafft werden müsste, sondern machen! Eine Gruppe Frauen schreitet mit gutem Beispiel voran. Sie stellt demnächst das erste Projekt in der „Engagierten Stadt“ vor.

Das Netzwerk will das Ehrenamt unterstützen, Austausch fördern und Ideen entwickeln. „Moment mal“, mögen Menschen in Gladbeck sagen, die sich bereits ohne Bezahlung und Gegenleistung für die Allgemeinheit einsetzen, „was ist denn mit dem Netzwerk Freiwilligenarbeit?“ Das besteht seit gut 20 Jahren, es wirken fast 100 Gruppen, Vereine und Organisationen mit.

Viele junge Gladbecker zieht’s zur Jugendfeuerwehr – gerne mit Blick darauf, als Erwachsene irgendwann auch bei der Freiwilligen Feuerwehr zum Einsatz zu kommen.
Viele junge Gladbecker zieht’s zur Jugendfeuerwehr – gerne mit Blick darauf, als Erwachsene irgendwann auch bei der Freiwilligen Feuerwehr zum Einsatz zu kommen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Christiane Schmidt, Leiterin des Amtes für Kommunikation und Stadtmarketing, erläutert: „Hintergrund ist, dass wir durch die ,Engagierte Stadt’ eine noch bessere Vernetzung bekommen und Fördergelder beantragen können.“ Eine Doppelstruktur mit der Stelle für Freiwilligenarbeit – nicht gewünscht.

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Wichtig sei vielmehr bei dem Programm, die Verbindungen in die Wirtschaft zu knüpfen. Das findet auch Norbert Dyhringer, Sprecher des „Netzwerks Freiwilligenarbeit“: „Meine Erwartung ist, das Ehrenamt gemeinsam mit Unternehmen zu stärken. Da muss es nicht um Geld gehen.“ Die Unterstützung könnte beispielsweise auch als Freistellung der Beschäftigten und Angebot des Equipments geleistet werden. „Die Wirtschaft profitiert ja dann auch davon“, ist Dyhringer überzeugt, „Motivation des Personals und Werbung nach draußen.“ Im Idealfall sähen potenzielle Interessenten eine Chance, um für sich zu sagen: „Das ist ein schönes Projekt, daran hätte ich auch Spaß!“

Norbert Dyhringer, Sprecher des „Netzwerks Freiwilligenarbeit“ in Gladbeck, findet die Verbindung von „Ehrenamt“ zu lokaler Wirtschaft wichtig. Davon könnten alle profitieren.
Norbert Dyhringer, Sprecher des „Netzwerks Freiwilligenarbeit“ in Gladbeck, findet die Verbindung von „Ehrenamt“ zu lokaler Wirtschaft wichtig. Davon könnten alle profitieren. © Unbekannt | SPD

Marc Jung vom Kreativamt, der mit Dyhringer sowie Sonja Knobbe und Reingard Ruch die Fäden bei diesem noch jungen Konzept in der Hand hält, erhofft sich, dass „die Bürger von sich aus Engagement bündeln, sich mit Unternehmen kurzschließen.“ Die Stadtverwaltung solle lediglich als Begleiterin zur Seite stehen. „Die Leute sagen immer: Man müsste mal… dieses oder jenes tun. Es gibt eine große Meckerkultur gegen die Verwaltung. Dabei muss man selber anpacken, Sponsoren und Mitstreiter suchen.“

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Um diesen Kerngedanken dreht sich das Konzept. Aber nicht nur darum. Ein weiteres Herzstück bilde der Aspekt der Nachhaltigkeit, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Wie beim allerersten Projekt in der „Engagierten Stadt“. Ein „Interkultureller Hochbeetgarten“ wird am Freitag, 26. Mai, im Jovypark eröffnet. Zum Start werden erst einmal drei Exemplare montiert, in denen Kräuter, Gurken, Tomaten & Co. wachsen und gedeihen sollen. Christiane Schmidt erklärt: „Es sollen schon Nutzbeete sein. Sie sind öffentlich zugänglich. Jeder, der möchte, darf sich etwas nehmen und ernten.“ In Maßen versteht sich, schließlich sollen alle etwas von dem Angebot haben. Eingedenk der Devise, etwas für die Nachhaltigkeit zu schaffen.

Weitere Informationen und Kontakt

Die Stadt Gladbeck hatte sich im Schulterschluss mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und der Kreativamt GbR für die „Engagierte Stadt“ beworben. Es besteht ein Austausch mit Bottrop. Die Nachbarstadt ist schon länger im Netzwerk vertreten.

Wer sich in Gladbeck für das Programm interessiert, bekommt in der Stadtverwaltung weitere Informationen. Ansprechpartnerinnen sind: Reingard Ruch (Leiterin der Abteilung „Senioren und Gesundheit“), 0 20 43/99 20 39, und Zukunftsmanagerin Sonja Knobbe unter 0 20 43/99 24 46. Marc Jung aus dem Kreativamt betont: „Das Netzwerk ist offen für alle!“

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„Interkulturell“ heißt der Hochbeetgarten, weil eben eine solche Frauengruppe die Initiative für dieses Projekt ergriffen hat. „Sie ist eine Partnerin, die die ,Engagierte Stadt gefunden hat“, sagt Christiane Schmidt. Die Frauen betreuen die Beete, nehmen sich ihrer wie Patinnen an. „Sie betreiben das Angebot, wir unterstützen. So füllt zum Beispiel der ZBG die Beete mit Erde auf“, berichtet die Rathaus-Sprecherin. Der Garten soll um weitere Hochbeete wachsen – und um mehr Engagierte.

Schmidt stellt klar: „Das Angebot wird fest installiert sein. Wir wollen das Projekt dauerhaft im öffentlichen Raum in die Bürgerschaft geben. Ich wünsche mir sehr, dass die Hochbeete schön und ordentlich auf Jahre Bestand haben.“ Für das Projekt habe Gladbeck als „Engagierte Stadt“ 10.000 Euro Förderung akquirieren können. Sonnenklar, dass sich Marc Jung bei der Aktion ebenfalls einbringt: „Wir versorgen die Hochbeete mit Wasser.“

Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Gladbeck engagieren sich ehrenamtlich bei der Mobilen Tafel und geben Lebensmittel aus.
Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Gladbeck engagieren sich ehrenamtlich bei der Mobilen Tafel und geben Lebensmittel aus. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Das ist das erste Projekt, mit dem die „Engagierte Stadt“ Gladbeck nach draußen in die Öffentlichkeit geht. Weitere Ideen gibt’s auch, aber die sind laut Jung noch nicht spruchreif. Nur so viel: „Eine Anlaufstelle ist geplant.“ In welcher Form, vielleicht als digitale Plattform, steht noch nicht fest. Hauptsache es werden diejenigen erreicht, die sich ehrenamtlich für die Stadtgesellschaft einsetzen möchten.

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