Gladbeck. Die Gladbeckerin Carola Büse springt als Leihoma ein, wenn Familien Unterstützung brauchen. Die 79-Jährige sieht im Caritas-Projekt Vorteile.

Oma liest Märchen vor, backt mit den Enkelkindern, lacht mit ihnen beim „Mensch ärgere dich nicht“, geht mit den Kleinen ‘raus zum Toben, bringt ihnen das Radeln bei. Bei vielen Erwachsenen sind die Gedanken an die Großmutter verbunden mit schönen Erinnerungen – eben Bilderbuchszenen. Aber das war einmal. Heutzutage ist der Halt zwischen den Generationen nicht mehr wie früher, aus verschiedenen Gründen. Da kommen dann die Leihomas des CaritasverbandesGladbeck ins Spiel. Frauen wie Carola Büse, die durch einen WAZ-Artikel auf diese ehrenamtliche Tätigkeit aufmerksam geworden ist.

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Die 79-jährige Caritas-Leihoma sagt im Rückblick: „Ich hatte Super-Großeltern.“ Da war Opa Wilhelm, der Vater ihres Vaters. „Er hatte rote Bäckchen, einen gezwirbelten Schnurrbart und war sehr verschmitzt“, das ist Carola Büse unvergessen. Bei ihm habe sie als Kind ihre Ferien verbracht. Bei Oma Karoline und Opa August habe sie im Wohnzimmer auf dem Sofa übernachtet. Die kleine Carola, die in Essen aufwuchs und seit gut 30 Jahren in Gladbeck zuhause ist, begleitete die beiden im Alltag, stand beim Kochen dabei, ging mit einkaufen.

Gladbecker Leihoma Carola Büse: „Kinder sind für mich das Größte!“

Aus der Enkelin ist längst selbst eine Mutter geworden. 50 Jahre ist die Tochter. Enkel hat Carola Büse nicht. Schade, denn „Kinder sind für mich das Größte“. Das steckt vielleicht in ihren Genen. „Meine Mutter hatte immer Kinder gern“, entsinnt sich die 79-Jährige.

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Also rief sie bei Annegret Knubben an. Bei ihr laufen die Leihoma-Fäden zusammen, mit der Caritas-Mitarbeiterin führte die Interessentin ein Erstgespräch. Beide Frauen verstanden sich auf Anhieb: „Die Chemie zwischen uns stimmt.“ Die Sympathie untereinander ist das Allerwichtigste, das gilt für alle Beteiligten. Schließlich verbringt eine Leihoma regelmäßig Zeit mit den „Leih-Enkelkindern“, steht im Kontakt zu den Eltern. Besteht keine Harmonie, geht der Plan nicht auf.

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Carola Büse schwärmt: „Ich würde die Leihoma-Tätigkeit jederzeit einer Freundin empfehlen.“ Frauen, die sich dieses Ehrenamt für sich selbst vorstellen können, wenden sich an Caritas-Mitarbeiterin Annegret Knubben: „Diejenigen, die hier bei mir anrufen, lade ich zum Erstgespräch ein. Dann wird schnell klar: Ist Leihoma etwas für mich oder nicht?“

Die Expertin legt Wert auf das persönliche Gespräch. Grund: „Ein Telefonat als Einstieg ist authentischer als eine Email.“ Im persönlichen Kontakt klärt Annegret Knubben Details wie Einsatzzeiten. „Wir sind flexibel, das lässt sich alles regeln.“ Über personelle Verstärkung freut sich die Caritas, denn nach den Corona-Maßnahmen sind insgesamt nur zwei Leihomas geblieben.

Kontakt: Annegret Knubben, Caritasverband Gladbeck: 0 20 43/27 91 42, annegret.knubben@caritas-gladbeck.de

Das Konzept bringt Knubben so auf den Punkt: „Der Gedanke ist, dass wir Zeit in Notsituationen anbieten. Beispiel: Eine zweifache Mutter muss mit einem ihrer Kinder zum Arzt. Für das andere springt die Leihoma unterstützend ein.“ Solche Fälle seien allerdings eher selten, vielmehr „wollen Eltern, dass ihr Kind mit der älteren Generation aufwächst, das ist heutzutage ja nicht mehr die Regel“. Das Familienleben habe sich halt im Laufe der Jahrzehnte geändert.

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Büse kann sich noch gut an die Ausgangssituation erinnern, die sie zu ihren ersten Schützlingen, „ihren Mädchen“, geführt hat: „Die Mutter musste in die Kur. Da waren die Töchter zwei und fünf.“ So wurde vor einem Jahr aus der Gladbeckerin eine Leihoma, liebevoll „Carola“ – als die kindliche Zunge noch nicht so richtig wollte auch „Cocola“ – genannt. „Alle zwei Wochen, ungefähr zwei Stunden, sehen wir uns am Wohnort der Familie“, plaudert Büse. Dann rappelt’s in der Kiste. „Einen Spielplatz-Besuch finden die Mädchen immer gut“, so die Oma-auf-Zeit. Gesellschaftsspiele stoßen ebenfalls auf viel Gegenliebe.

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Knubben erklärt: „Unser Projekt ist ein Alleinstellungsmerkmal. Weit über Gladbecks Stadtgrenzen hinaus rufen Interessenten an – sogar aus Stuttgart, Fürth und Berlin.“ Doch derartige Einsätze sind indiskutabel. Die Leihoma-Aktivitäten drehen sich um Gladbeck. Auch andere irrige Vorstellungen räumt Knubben aus der Welt: Eine Leihoma ist weder Babysitter noch Haushaltskraft noch Schulaufgaben-Betreuung.

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Büse: „Irgendwann brauchen die Kleinen einen weniger, weil sie in den Kindergarten oder Offenen Ganztag gehen. Aber sie haben mich lieb gewonnen und ich sie.“

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