Anwohner der Hegestraße in Gladbeck sind in Sorge – unter anderem wegen Rasern. In einem Termin mit der Stadtverwaltung ging es nun um Lösungen.

Die Beschwerden über die Verkehrszustände auf der Hegestraße nehmen im Rathaus zu, und auch gegenüber der WAZ machten Anwohner ihrem Ärger über den zunehmenden Lkw-Verkehr, über Raser und über die gefährliche Situation für Schülerinnen und Schüler der Josefschule Luft (wir berichteten). Das hat Bürgermeisterin Bettina Weist jetzt zum Anlass genommen, sich, begleitet von Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs, der Nahmobilitätsbeauftragten Kathrin Webers sowie Julia Noll vom Ideen- und Beschwerdemanagement, vor Ort ein Bild zu machen.

Eltern der Grundschulkinder geht es um die Sicherheit der Kleinen. Vor der Josefschule gilt Tempo 30, nur halten sich längst nicht alle Kraftfahrer daran. Um die Geschwindigkeit zu drosseln, ist die Fahrbahn, wie an vielen Stellen der Hegestraße, auch vor der Schule auf einer Seite verschwenkt. Was wahrscheinlich gut gedacht war, bringt die Kinder in Gefahr, kritisieren Eltern. Denn sie müssen weit nach vorn treten, um nahende Fahrzeuge überhaupt zu sehen, und die Fahrbahn ist so schmal, dass größere Autos und vor allem Lastwagen große Teile des „Mehrzweckstreifen“, der eigentlich dem Schutz von Radfahrern dient, mit benutzen müssen.

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Die Stadt Gladbeck möchte kurzfristig ein Verkehrsdisplay installieren

„Am besten wäre es, diesen Bereich als sogenannte Spielstraße auszuweisen, in der nur Schritttempo erlaubt ist“, findet John Berrens. So weit wird die Stadtverwaltung nicht gehen, wurde im Gespräch deutlich. Andere Vorschläge dagegen sollen geprüft werden: bessere Beleuchtung, Schilder „Achtung Schule“, gut sichtbare Markierungen der Querungshilfe. Eine Lösung kündigte die Bürgermeisterin schon für die nächsten Tage an: ein Verkehrsdisplay, das die Geschwindigkeit jedes Kraftfahrzeugs anzeigt und sich an anderen Stellen im Stadtgebiet bewährt hat.

Etwas „vernachlässigt“ fühlten sich beim Ortstermin die Anwohner der Hegestraße, deren größtes Problem die zahlreichen Lkw sind „die ab 5.45 Uhr in der Frühe auf dem Weg zur A 31 und zurück ins Gewerbegebiet durch die Straße donnern“. Davon genervt sind vor allem Anwohner außerhalb der Tempo-30-Zone. „Sobald 50 Stundenkilometer erlaubt sind, treten die Fahrer aufs Gaspedal, und in den Schränken klappert das Geschirr“, beschrieb Karin Gerbig die Belästigungen. „Manche fahren, als wären sie auf der Autobahn“, ergänzte Barbara Erdmann.

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Stadtverwaltung sieht keinen Anhaltspunkt, Tempo 30-Zone einzurichten

Die Anwohner fordern Tempo 30 km/h auf der gesamten Hegestraße. Die Stadtverwaltung hat bisher keine Notwendigkeit gesehen, hier einzuschreiten, und auch vor Ort machte Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs den Betroffenen wenig Hoffnung. Er berichtete, dass vom 26. September bis zum 4. Oktober ein Seitenradar-Messgerät angebracht war. Ergebnis: 12.000 Fahrzeuge wurden in dieser Zeit pro Richtung gezählt, davon fünf Prozent Lkw. Die durchschnittlichen Geschwindigkeiten lagen Richtung Schule bei 43 km/h, Richtung Wiesenbusch bei 52 km/h. Maximal wurden 76 Stundenkilometer gemessen. „Nach diesen Ergebnissen gibt es keinen Grund, etwas zu unternehmen.“

Die Hegestraße sei eine Vorrangstraße auch für Lkw, ergänzte Nahmobilitätsbeauftragte Kathrin Webers. Da sei Tempo 50 üblich. Ohnehin könne eine Stadt die zulässige Höchstgeschwindigkeit nur auf 30 km/h im Bereich sensibler Einrichtungen wie Schulen, Kitas und Seniorenheimen oder bei erkennbaren Gefährdungen reduzieren. „Also müssen erst Unfälle passieren?“, fragte Walter Erdmann provokant. „Oder soll ich mich vor einen Lkw werfen?“ Die Ausweisung der Hegestraße als Lkw-Vorrangstraße könne die Verwaltung doch wieder ändern, meinte eine andere Anwohnerin. Bürgermeisterin Weist versprach, alle Vorschläge würden sorgfältig geprüft. „Bei einem Treffen im Rathaus werden wir Ihnen dann die Ergebnisse vorstellen.“