Gladbeck. Der Gladbecker Jörg Friedrich nimmt Kakadu E.T. mit zur Arbeit. Der Vogel liebt Menschen, und die Menschen lieben ihn. Das ist seine Geschichte.
Jörg Friedrich hat einen Vogel, und was für einen! Wenn der 51-Jährige aus Gladbeck mit seinem gefiederten Freund E.T. auf Menschen zusteuert, wirkt er einen Hauch wie ein Pirat. Wer trägt denn sonst einen prächtigen Vogel auf der Schulter? Das Revier von Herrchen und Kakadu ist jedoch nicht der blaue Ozean, sondern das grüne Gartenparadies Schellewald. Denn Jörg und E.T. sind nicht nur beste Kumpels, sondern Kollegen, die gemeinsam zur Arbeit gehen – und die Herzen der Kundschaft im Sturm erobern. Der Vogel ist eine kleine Berühmtheit weit über die Stadtgrenzen hinaus.
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Darf ich vorstellen: zitronengelb die Haube, blütenweiß das Federkleid, bis auf ein paar sonnige Einsprengsel. Das ist E.T., Herr Kakadu. In diesem Falle also nicht der nackte, runzelige Außerirdische aus dem Film, der das Publikum zu Tränen rührte. An der Optik dieser Gestalt mit dem knolligen Kopf auf spindeldürrem Hals mögen sich die Geister scheiden. Niedlich, finden die einen. Gruselig, meinen andere. Sei’s drum: Jörg Friedrich hat seinen Kakadu samt Namen plus Vater Gogo geerbt. Und bei diesem E.T. gibt’s keine Diskussion: Er ist einfach zu putzig!
Der Gladbecker Jörg Friedrich hat seinen E.T. „geerbt“ – wie auch Papageien
Im Gegensatz zur legendären Science-Fiction-Figur, die Heimweh hat und nach Hause telefonieren möchte, ist der Gladbecker Namensvetter kein Heimchen. „E.T. kann sich nicht beschäftigen“, erzählt Jörg Friedrich. Der 25-jährige Vogel schreit dann und macht Theater. Ganz anders als Vater Gogo. Der 50-Jährige fliegt in seiner großen Voliere auf Spielzeug wie Schaukel, Seile und Co., führt sogar ein anmutiges Tänzchen vor Publikum auf. Nur wenn Gäste in Friedrichs Garten, direkt neben dem Center, sich den anderen tierischen Bewohnern zuwenden, ja dann dreht Gogo auf. Eine Lautstärke von gut 120 Dezibel, so der Gladbecker Herr der Vögel, bringt der Schreihals dann hervor.
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Dagegen sind die Graupapageien – 41 bis 45 Jahre – sowie der farbenprächtige Mohrenkopfpapagei in Gelb-Orange und Grün geradezu Flüsterer, auch wenn sie ebenfalls mühelos zu verstehen sind. Pinko bestätigt beispielsweise, was auch immer, mit „Jahaaaaaaaaa!“. Friedrich berichtet lachend, dass dieser höfliche Graupapagei in der Früh seinen Menschen begrüßt: „Guten Morgen! Guten Morgen! Guten Morgen! So lange, bis man denkt: Kannst Du jetzt nicht mal den Schnabel halten?“
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Rico und Gina-Marie „sind meine eigenen Vögel“. Alle anderen hat er aus dem Tierschutz oder „geerbt“. Wie den cleveren, putzmunteren E.T., der sich unter Menschen beschwingt fühlt und seinen fidelen Charakter hören lässt. Jörg Friedrich fragte seine Chefs, ob er den kecken Kakadu mit zur Arbeit nehmen dürfe, damit der Vogel unter Leute kommt. Stefan und Bernhard Schellewald hatten nichts dagegen, im Gegenteil. Der gefiederte Australier tut dem Klima gut: Stammkundschaft grüßt fröhlich, wenn der Mitarbeiter mit seinem Kakadu auf der Schulter beispielsweise in der Topfpflanzen-Abteilung zu Werke geht. Der gelernte Gärtner und Florist hat E.T. ein spezielles Papageiengeschirr verpasst, damit sein Kollege nicht die Flatter macht. Obwohl: Das hat er bestimmt nicht im Köpfchen. Schließlich erlebt der Kakadu bei dem 51-Jährigen den Himmel auf Erden.
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Schmuseeinheiten, Leckereien wie schiere Unmengen an Obst, Gemüse, Nudeln, Reis: Der Mensch weiß ja nicht, wonach Herrn Vogel gerade ist. Und vor allem bekommt E.T. jede Menge Signale der Zuneigung, die der Kakadu zu danken weiß. Eine Kundin radelt an den beiden „Kollegen“ vorüber und scherzt: „Wer ist schöner? Der Mann oder der Vogel?“ E.T. sitzt der Schalk im Nacken: Wenn er etwas lustig findet, lacht er lautschnabel. Was wiederum eine andere Frau so ulkig findet, dass sie einstimmt. Und so lachen sich Kakadu und Kundin einen Ast. Friedrich freut’s.
Ein Herz für Vögel
Mit fünf Jahren ist Jörg Friedrich auf den Vogel gekommen: „Angefangen hat alles mit Wellensittichen. Ich hatte aber unter anderem auch Zebrafinken und Wachteln.“ Sein Herz schlug später zudem für Papageien, obwohl deren Haltung nicht einfach ist.
Friedrich besuchte Seminare und Workshops, um mehr über diese Tiere zu lernen. Denn über deren Haltung müsse man viel wissen. Der 51-Jährige gilt mittlerweile als Spezialist auf dem Gebiet. Er sagt: „Viele fragen mich, ob ich züchte. Meine Antwort: Nein, es gibt so viele Schicksale bei Tieren, da versuche ich lieber zu helfen.“
Ab und an knabbert E.T. an seiner Leine, legt schelmisch – so sieht’s wenigstens aus – den Kopf schief. Plustert der Kakadu sich auf, ist er glücklich. Ob er auch manchmal etwas in die Krallen nimmt, um seinem Herrchen zu helfen? Oder den Schnabel einsetzt? „Der ist wie ein W geformt. Kakadu heißt übersetzt ja Kneifzange“, erläutert Friedrich. Aber der friedfertige Vogel hackt nicht. Sein Herrchen sagt: „Wenn ich mit E.T. an der Kasse sitzte, schreddert er schon mal kleine Hölzchen.“ Das ist es dann aber auch. Der Job des Kakadus ist es eher, gute Laune zu verbreiten. Und das gelingt ihm tierisch gut.