Gladbeck. Das bis jetzt leerstehende Containerdorf in Gladbeck wird bezogen – Zahl der Flüchtlinge steigt wieder. An einem Versprechen hält die Stadt fest.
Seit Sommer ist auf dem Festplatz an der Horster Straße ein Containerdorf für Flüchtlinge eingerichtet – und steht seitdem leer. Doch jetzt sollen die ersten Menschen in die Großunterkunft einziehen. Neben Geflüchteten aus der Ukraine erwartet die Stadt Gladbeck auch wieder mehr Menschen aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan. „Der Festplatz ist unsere letzte große Reserve“, sagt Sozialdezernent Rainer Weichelt.
„Auch aufgrund der Erfahrungen aus den Jahren 2015, 2016 und 2017 befinden wir uns aktuell aber noch vor der Lage“, so Weichelt weiter. Das liege eben auch an den Kapazitäten im Containerdorf, das Platz für 150 Personen bietet. Ein Bewohner zieht am Donnerstag in das Containerdorf ein, nächste Woche folgen elf weitere Ukrainerinnen und Ukrainer. „Dabei handelt es sich um zehn Menschen, die irgendwie miteinander in Beziehung stehen, sowie um eine Einzelperson“, erklärt Marcel Hädrich, Abteilungsleiter Existenzsicherung und Wohnen beim städtischen Sozialamt. Dabei wird deutlich: Auch die Stadtverwaltung weiß im Vorfeld nicht, um welche Konstellationen es sich bei den hier ankommenden Menschen handelt.
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30 Männer sind aktuell in einem Gebäude der Stadt Gladbeck am Wehlingsweg untergebracht
Doch genau davon hängt ab, wo sie untergebracht werden. Denn neben dem Festplatz hält die Stadt noch weitere Unterbringungsmöglichkeiten vor. Dazu zählt etwa ein städtisches Gebäude am Wehlingsweg. Seit rund seit zwei Wochen leben dort 30 Männer aus Syrien, Afghanistan, Türkei und Irak. Weitere drei Männer sollen dort bis Ende dieser Woche einziehen. Im Polizeigebäude am Jovyplatz sind 21 Frauen und Kinder untergebracht, 14 Plätze sind dort aktuell noch frei. Im Suitbert-Haus leben derzeit 27 Frauen, zum Teil mit Kindern, überwiegend aus der Ukraine. Fünf Plätze stehen dort noch zur Verfügung. Viele – gerade Ukrainer – sind zudem in Privatwohnungen untergebracht.
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Hintergrund der Aufteilung sei, die Konflikte in den Einrichtungen so gering wie möglich zu halten. So würden etwa keine Menschen aus der Ukraine und aus Russland gemeinsam untergebracht. Es bestünde die Gefahr, dass sie die Konflikte aus ihrer Heimat hier weiter austragen würden. Auch im Containerdorf auf dem Festplatz gibt es drei voneinander getrennte Bereiche, so dass beispielsweise Männer und Frauen separat dort wohnen können. Von den Herkunftsländern der dort lebenden Menschen her werde es aber eine gemischte Unterkunft. Das Containerdorf auf dem Festplatz sei zwar auch aufgrund der Vorhaltekosten eine teure, aber eine gute Lösung, da so keine Sporthallen genutzt werden müssen, findet Weichelt.
544 Menschen aus der Ukraine leben aktuell in Gladbeck
In Turnhallen sollen die geflüchteten Menschen nach wie vor nicht untergebracht werden. „Die wollen wir für Kinder, Jugendliche und auch den Vereinssport vorhalten. Wir haben nach Corona massive Schäden bei Kindern gesehen. Sie brauchen Bewegung und Sport“, so der Sozialdezernent. Kategorisch könne diese Option zwar nicht ausgeschlossen werden, aber: Eher denke die Verwaltung aktuell darüber nach, bei Bedarf das Stadthotel wieder anzumieten, mit einer Kapazität von 50 Plätzen. „Es gibt auch weitere Überlegungen, die derzeit aber noch nicht spruchreif sind“, so Weichelt.
Stadt hofft weiter auf privaten Wohnraum
Die Stadtverwaltung ist weiter auf der Suche nach Wohnraum, der von Gladbeckern zur Verfügung gestellt werden kann. Wer eine Wohnung zur Vermietung frei hat, kann sich per Mail an die Stadt Gladbeck wenden: ukraine@stadt-gladbeck.de.
„Wir hoffen, dass diese Angebote nicht nur für Menschen aus der Ukraine gelten, sondern für alle Bevölkerungsgruppen, also auch für Geflüchtete aus Ländern wie etwa Syrien oder Afghanistan“, betont Sozialdezernent Rainer Weichelt. Bisher habe die Verwaltung überwiegend gute Angebote von Vermietern bekommen, die sehr geholfen hätten.
Aktuell leben 544 Menschen aus der Ukraine in Gladbeck. Wie sich der Zustrom in der kommenden Zeit entwickeln wird, auch von Menschen aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan, die aktuell wieder vermehrt in Deutschland ankommen, kann die Stadtverwaltung aktuell nicht abschätzen. „Wir gehen davon aus, dass wir einen interessanten Winter vor uns haben. Wir müssen auf alles vorbereitet sein“, so Rainer Weichelt. Mit Stand 7. Oktober leben 929 Asylsuchende in Gladbeck, Anfang des Jahres (2. Januar) waren es noch 175. „Das ist eine Situation fast wie 2016“, sagt Rainer Weichelt. Und ein weiterer Anstieg sei zu erwarten.
Dass die Zahl der nach Deutschland fliehenden Menschen aktuell wieder steigt, führen Weichelt und Hädrich auf verschiedene Konflikte zurück, etwa in der Ukraine, aber auch dem Iran, zudem erwarten sie mehr Menschen, die aufgrund der Energiekrise ihre Heimat verlassen könnten, in der Hoffnung, dieser in Deutschland besser entkommen zu können. Klar sei aber auch: „Wir brauchen mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Land“, so Weichelt, der die aktuellen Forderungen des Städtetages unterstützt.