Gladbeck. Es kommen weniger Ukraine-Flüchtlinge. Unterkünfte im Kreis sind nicht voll belegt. Und das Container-Dorf in Gladbeck öffnet erst Ende Juni.

Die Städte im Kreis Recklinghausen haben sich bestmöglich auf die Unterbringung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine vorbereitet. Da bildet Gladbeck keine Ausnahme. Doch im Moment ebbt der Strom der Geflüchteten ab. Einige Menschen kehren sogar in ihre Heimat zurück – trotz des nach wie vor währenden Krieges in der Ukraine. Werden manche Unterkünfte – zum Beispiel auch das Containerdorf auf dem Gladbecker Festplatz – gar nicht mehr benötigt?

Mit der Fertigstellung der endgültigen Unterkünfte für 150 Menschen rechnet die Stadtverwaltung in etwa zwei Wochen. Dann müssen noch Wege angelegt werden auf dem Platz. Mit dem Bezug des Dorfes kann in der 25. Kalenderwoche begonnen werden. „Generell ist zu sagen, dass die Situation derzeit schwer planbar ist. Wir wollten immer vor der Lage sein und sind dies auch weiterhin“, erklärt Christiane Schmidt auf Anfrage. Aktuell, so die Kommunikationschefin der Stadtverwaltung, leben 404 Geflüchtete aus der Ukraine in Gladbeck (Stand Anfang der Woche).

In Gladbeck sind die Unterbringungsmöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft

Und noch sind in der Stadt nicht alle Unterbringungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Die Räume in dem früheren städtischen Bürogebäude am Wehlingsweg mit Platz für 30 Personen wurden bislang noch gar nicht benötigt. Im Suitbert-Haus können 32 Flüchtlinge untergebracht werden. 19 Plätze sind derzeit belegt. Stellt sich die Frage, ob das Container-Dorf auf dem Festplatz in absehbarer Zeit überhaupt gebraucht wird.

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Schaut man sich die Situation im Kreis Recklinghausen an, bleibt da auf jeden Fall ein großes Fragezeichen. So steht die sogenannte „Puffer-Unterkunft“ in einer Sporthalle in Recklinghausen nach wie vor leer, wie die Recklinghäuser Zeitung vor wenigen Tagen berichtet. Der Kreis hatte sie Ende März auf Vorgabe des Landes eingerichtet. Hier sollen bis zu 120 Flüchtlinge zeitweise untergebracht werden, wenn Kommunen an ihre Kapazitätsgrenzen bei den Unterkünften stoßen. Inzwischen hat sich die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge, die im Kreis Recklinghausen angekommen sind, etwa verdoppelt: 4087 sind am 27. Mai hier gemeldet.

Kreisweit stehen in Sammelunterkünften aktuell 3871 Plätze zur Verfügung – ohne das Gladbecker Container-Dorf

Doch auch die Städte im Kreis haben ihre Sammelunterkünfte ausgebaut. Derzeit stehen insgesamt 3871 Plätze zur Verfügung, von denen 3445 belegt sind. Das ist eine Auslastung von fast 90 Prozent, aber bislang in keiner Stadt eine Überlastung, so die Recklinghäuser Zeitung. Und das Container-Dorf in Gladbeck ist in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten. Es käme dann Ende Juni noch mit 150 Plätzen hinzu.

Ausgaben für die Ukraine-Hilfe

Für die Ukraine-Hilfe hat die Stadt Gladbeck bislang insgesamt 2,88 Millionen Euro ausgegeben, davon 2,13 Millionen Euro für Unterbringung und Versorgung, gut 750.000 Euro für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. 39.000 Euro soll es kosten, das Container-Dorf auf dem Festplatz mit WLAN auszustatten.

Stadtkämmerer Bunte hält Mehraufwendungen für unausweichlich. Sie sollen aber nicht den laufenden Haushalt belasten, sondern mit Krediten finanziert werden. Nach einer Sonderregelung des Landes soll das Defizit keine Auswirkungen auf die Etatbeurteilung im nächsten Jahr haben.

400.000 Euro hat die Stadt bislang an Teilzahlung für die Finanzierung der Flüchtlinge von Bund und Land bekommen. 388 Geflüchtete in Gladbeck beziehen aktuell Leistungen, 181 wurden von der Stadt untergebracht. 45 jugendliche Ukraine-Flüchtlinge sind hier eingeschult – 22 in einer Grundschule, 23 in einer weiterführenden Schule.

Für Kreissprecherin Svenja Küchmeister gibt es eine Reihe guter Gründe, die Puffer-Unterkunft in Recklinghausen dennoch nicht zurückzubauen: „Zurzeit hat sich die Zunahme von Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet zwar abgeschwächt, wir bekommen etwa 100 Menschen pro Woche dazu, das ist eine überschaubare Größenordnung, nicht die Riesenwelle, die zwischendurch befürchtet wurde. Aber niemand kann einschätzen, wie sich die Lage weiterentwickelt, wie viele Menschen in den nächsten Wochen kommen.“

Für zwölf Monate hat die Stadt Gladbeck die Container angemietet

Bürgermeisterin Bettina Weist und Marcel Hädrich (Abteilungsleiter Existenzsicherung im Sozialamt) bei einer Begehung der bereits fertigen Wohneinheiten im Container-Dorf auf dem Gladbecker Festplatz Anfang Mai.
Bürgermeisterin Bettina Weist und Marcel Hädrich (Abteilungsleiter Existenzsicherung im Sozialamt) bei einer Begehung der bereits fertigen Wohneinheiten im Container-Dorf auf dem Gladbecker Festplatz Anfang Mai. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Schwer einzuschätzen bleibt deshalb auch die Entwicklung in Gladbeck. Für zwölf Monate hat die Verwaltung die Container auf dem Festplatz angemietet. Sie früher als gedacht wieder abzugeben, ist nach Auskunft von Christiane Schmidt bislang noch nicht angedacht. Auf 1,3 Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die Containerstränge. Hinzu kommen 600 Euro an Ausstattung pro Person in der Unterkunft. Sollte sich das Dorf für die Geflüchteten tatsächlich als überflüssig herausstellen, „wird die Stadt aller Voraussicht nach auf den Kosten sitzen bleiben“, so Schmidt. Mit einer Beteiligung von Bund und Land an den Kosten sei dann wohl nicht zu rechnen.

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Immerhin: Die Pläne, in Gladbeck nach geeigneten Plätzen für weitere Großunterkünfte zu schauen, hat die Stadtverwaltung vorerst auf Eis gelegt.