Gladbeck. Die Stadt registriert eine zunehmende Dynamik ankommender Flüchtlinge in Gladbeck. Die Unterbringung droht an ihre Belastungsgrenze zu stoßen.

Die Stadtverwaltung rechnet im Herbst und Winter mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen. Die Menschen, die in Gladbeck ankommen, stammen dabei nicht nur aus der Ukraine. Die zunehmende Dynamik könnte die städtischen Unterkünfte bereits in den kommenden Wochen an ihre Belastungsgrenze bringen. Auch das städtische Personal ist stark ausgelastet. „Der Krisenstab und die beteiligten Abteilungen Im Rathaus bemühen sich, zügig zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen“, so Pressesprecher David Hennig.

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„Wir wollen mit Blick auf den Schul- und Vereinssport nicht an die Turnhallen herangehen und tun alles, um die Belegung von Sportstätten zu vermeiden“, betont Bürgermeisterin Bettina Weist. Derzeit stehe Gladbeck im Vergleich zu manchen Nachbarstädten noch relativ gut da, „da wir frühzeitig Kapazitäten geschaffen haben und stets vor der Lage waren. Das ist aber nur eine Momentaufnahme. Das Thema Zuwanderung besitzt aktuell eine äußerst hohe Dynamik“, betont Weist.

Aktuell haben 897 geflüchtete Menschen eine Zuflucht in Gladbeck gefunden

Alles ist für den Erstbezug vorbereitet: Bürgermeisterin Bettina Weist und Marcel Hädrich (Leiter des Krisenstabes „Ukraine“) in der Container-Flüchtlingsunterkunft auf dem Festplatz an der Horster Straße in Gladbeck.
Alles ist für den Erstbezug vorbereitet: Bürgermeisterin Bettina Weist und Marcel Hädrich (Leiter des Krisenstabes „Ukraine“) in der Container-Flüchtlingsunterkunft auf dem Festplatz an der Horster Straße in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Denn besonders die Zahl der Asylsuchenden aus anderen Ländern als der Ukraine steige aktuell sprunghaft an. 897 Menschen haben in Gladbeck bereits Zuflucht gefunden - darunter 592 aus der Ukraine. Zum Vergleich: Im Februar waren insgesamt ‘nur’ 170 geflüchtete Menschen in Gladbeck untergebracht. „Die Tendenz ist steigend“, so David Hennig. Allein 55 Neuzugänge habe die Stadtverwaltung in den letzten beiden Kalenderwochen verzeichnet, für diese Woche sind 42 Menschen angekündigt. Im Schnitt würden aktuell 30 Geflüchtete pro Woche in Gladbeck aufgenommen. „Bleibt die Zahl konstant, so werden wir in sechs Wochen die Kapazitätsgrenze erreichen“, sagt Marcel Hädrich, Leiter des Krisenstabes „Ukraine“.

Klartext: Noch sind rund 180 Plätze zur Unterbringung in Gladbeck vorhanden. Die größte Anzahl in dem noch nicht bezogenen „Flüchtlingsdorf“, den auf dem Festplatz aufgestellten Wohncontainern mit Platz für 150 Menschen. Die kurz vor dem Erstbezug stehen würden, der wohl in der 41. Kalenderwoche starte. Derzeit gelinge es noch, die in Gladbeck ankommenden Menschen dezentral in Wohnungen oder in dafür hergerichteten Gebäuden unterzubringen, so Hennig. Zum Beispiel auch an wohl sicherster Stelle in Gladbeck. In vakanten Räumlichkeiten im Polizeigebäude am Jovyplatz nämlich. Auf drei Etagen (UG, 2. und 3. OG) könnten dort bis zu 44 Flüchtlinge untergebracht werden.

Bislang ist die Stadt Gladbeck verpflichtet, 984 Menschen aufzunehmen

Laut Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) bestehe derzeit für die Stadt die Verpflichtung, 984 Menschen aufzunehmen. Diese Zahl wird sich aber bei zunehmender Flüchtlingsbewegung nach Deutschland und NRW erhöhen. Denn Gladbeck muss wie alle Städte einen prozentualen Anteil (0,39 Prozent) der im Budesland registrierten Flüchtlinge aufnehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung und des schwindenden „Puffers“ prüfe die Stadt „deshalb weitere Unterbringungsmöglichkeiten an unterschiedlichen Standorten sowie die Anmietung weiterer Wohnungen“, so Hennig.

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Der große Zulauf Asyl- und Schutzsuchender stelle die Stadtverwaltung auch personell vor eine große Herausforderung, sagt Bürgermeisterin Weist. „Es ist ein Kraftakt, der von der gesamten Verwaltung in Gladbeck gestemmt werden muss. Die Kolleginnen und Kollegen aus vielen unterschiedlichen Bereichen im Rathaus arbeiten unter hohem Druck und sind in vielen Fällen am Limit.“ Für die zusätzlichen Aufgaben benötige die Stadt eine bessere Personalausstattung in den jeweiligen Bereichen. Neben der personellen Belastung fehle weiterhin die Refinanzierung durch Bund und Land auch mit Blick auf die sogenannten Vorhaltekosten. Denn: „Je mehr Puffer wir schaffen, desto mehr Kosten bleiben bei der Stadt hängen“, erklärt Bettina Weist. Die Bürgermeisterin fordert eine auskömmliche Finanzierung in der Flüchtlingsfrage, denn auch die mögliche Isolierung der Ukraine-Kosten aus dem laufenden Haushalt verlagere das Problem nur in die Zukunft.