Gladbeck. Bei der Landtagswahl am 15. Mai wird Gladbeck zwischen den zwei benachbarten Wahlkreisen aufgeteilt. Deshalb gibt’s doppelt so viele Kandidaten.

Mit der Landtagswahl am 15. Mai geht für Gladbeck eine lange politische Ära zu Ende: Die Gladbecker werden erstmals seit 1947 nach der Wahl keinen eigenen Mandatsträger mehr in den Düsseldorfer Landtag abordnen. Stattdessen wird Gladbeck für die Wahl aufgeteilt: Die westlichen Stadtteile sind dem Bottroper Wahlkreis zugeschlagen, die östlichen dem Wahlkreis des Gelsenkirchener Nordens.

75 Jahre war Gladbeck (abgesehen von einigen wenigen Jahren in den 70ern) mit einem eigenen, direkt gewählten Landtagsabgeordneten im Landesparlament vertreten. In all den Jahrzehnten waren es immer Sozialdemokraten – über die lange Zeit waren es nur fünf an der Zahl – sie wurden oftmals wieder gewählt, was für Kontinuität der Kandidaten und ihrer Arbeit spricht.

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Seit 1947 hatte Gladbeck fünf direkt gewählte Landtagsabgeordnete – stets SPD-Politiker

Gladbeck wird für die Landtagswahl geteilt: Die westlichen Stadtteile kommen zum Wahlkreis 75 (Bottrop), die östlichen zum Wahlkreis 73 (Gelsenkirchen-Nord). Gelsenkirchen-Süd bildet den Wahlkreis 74 und damit den zweiten Wahlkreis in der Nachbarstadt.
Gladbeck wird für die Landtagswahl geteilt: Die westlichen Stadtteile kommen zum Wahlkreis 75 (Bottrop), die östlichen zum Wahlkreis 73 (Gelsenkirchen-Nord). Gelsenkirchen-Süd bildet den Wahlkreis 74 und damit den zweiten Wahlkreis in der Nachbarstadt. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Gladbecks erster „Mann in Düsseldorf“ war Wilhelm Oleijnik, der das Mandat von 1947 bis 1962 inne hatte. Ihm folgte Günther Kalinowski, der mitten in der Legislaturperiode Ende 1971 verstarb. Damit war Gladbeck bis 1975 ohne MdL, bevor Manfred Braun bei der Wahl 1975 der „Neue“ in Düsseldorf wurde und 20 Jahre MdL blieb. Ihm folgte Wolfgang Röken von 1995 bis 2010, seitdem ist Michael Hübner Gladbecks Abgeordneter. Nicht direkt gewählt, aber über die Landesliste gab es noch zwei weitere Gladbecker, die den Weg ins Landesparlament fanden: Eberhard Ulrich (1962 bis 1976) für die CDU und Ralf Michalowsky (2010 bis 2012) für die Linke.

Nun die Zäsur – Gladbeck wird aufgeteilt: zwei Wahlkreise, doppelt so viele Kandidaten, kaum Gladbecker Politiker, die kandidieren. Die Wahlkreise sind deutlich in Gelsenkirchener und Bottroper Hand. Auch Michael Hübner (48), zwölf Jahre Gladbecks MdL, trat zur Kandidatur in einem der Wahlkreise gar nicht erst an. Nur die Kandidaten Gerhard Dorka (DKP) und Philipp Euler (Linke) – und damit Politiker aus zwei kleineren Parteien – kommen aus Gladbeck und treten in jeweils einem der Wahlkreise an. Die östlichen Stadtteile mit Zweckel, Mitte, Mitte-Ost, Butendorf, Rosenhügel und Brauck mit 39.800 Wahlberechtigten werden verschmolzen mit dem Gelsenkirchener Norden und 103.371 Wahlberechtigten (Wahlkreis 73 Gelsenkirchen/Recklinghausen V). Die westlichen Stadtteile Rentfort, Ellinghorst und Schultendorf mit rund 13.000 Wahlberechtigten kommen zu Bottrop mit 88.900 Wahlberechtigten (Wahlkreis 75 Bottrop/Recklinghausen VI).

Im Wahlkreis 73 wird das Landtagsmandat ganz neu vergeben – Heike Gebhard hört auf

Kandidatin der SPD im Wahlkreis 73: Christin Siebel (M.), hier bei ihrer erfolgreichen Wahl zur Kandidatin. Die langjährige MdL Heike Gebhard (l.) tritt nicht mehr in dem Wahlkreis an.
Kandidatin der SPD im Wahlkreis 73: Christin Siebel (M.), hier bei ihrer erfolgreichen Wahl zur Kandidatin. Die langjährige MdL Heike Gebhard (l.) tritt nicht mehr in dem Wahlkreis an. © SPD Gelsenkirchen

Im Wahlkreis 73 (Gelsenkirchen/Gladbeck-Ost) kandidiert für die SPD die DGB-Gewerkschaftssekretärin Christin Siebel, 36 (die bisherige Mandatsträgerin im Wahlkreis, Heike Gebhard, tritt nicht mehr an). Siebel ist Vorsitzende der Falken in Gelsenkirchen. Ihre Schwerpunktthemen, Arbeitsmarkt und politiksoziale Gerechtigkeit, sind klassisch sozialdemokratisch. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Für die CDU tritt Markus Karl (51) an, verheiratet, drei Kinder. Der Sparkassenmitarbeiter ist seit 1999 CDU-Stadtverordneter und derzeit bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Für die Grünen stellt sich Niklas Witzel (25) der Abstimmung im Wahlkreis 73. Queer-Politik, Sport und Bildung sind die Hauptthemen des angehenden Erziehers. Er ist seit 2020 für die Grünen in der Gelsenkirchener Bezirksvertretung Nord engagiert. Die FDP schickt den Immobilienunternehmer Ralf Robert Hundt (57) ins Rennen, der schon 2017 angetreten war. Er will besonders in den Themenbereichen Sicherheit und Digitalisierung Akzente setzen und gegen „No-Go-Areas“ vorgehen.

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Für die Linken tritt im Wahlkreis 73 ein bekanntes Gesicht aus Gladbeck an: Philipp Euler (38). Der ehemalige Linke-Stadtvorsitzende will vor allem junge Leute ansprechen, will den aus seiner Sicht vorhandenen „Rechtsruck“ im Ruhrgebiet bekämpfen und sich sozial-, verkehrs- und klimapolitisch einbringen. Für die AfD kandidiert der 66-jährige Friedhelm Rikowski, ehemaliger CDU-Bezirksvertreter in der Nachbarstadt. Heute ist der Verwaltungsbeamte im Ruhestand finanzpolitischer Sprecher der Gelsenkirchener AfD-Fraktion.

Im Wahlkreis 75 tritt MdL Thomas Göddertz erneut für die SPD an

MdL Thomas Göddertz – hier bei einer Podiumsdiskussion –  kandidiert erneut für die SPD bei der Landtagswahl am 15. Mai.
MdL Thomas Göddertz – hier bei einer Podiumsdiskussion – kandidiert erneut für die SPD bei der Landtagswahl am 15. Mai. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Im Wahlkreis 75 (Bottrop und Gladbeck-West) stellt sich für die SPD zum zweiten Mal Amtsinhaber Thomas Göddertz der Wahl. Der 61-Jährige, der auch SPD-Fraktionschef im Bottroper Rat ist, will vor allem die Themen marode Infrastruktur, unterfinanzierte Kommunen und die Preisexplosion für Wohnraum angehen. Der Diplom-Kaufmann war bis zu seiner Wahl in den Landtag beim Schuhkonzern Deichmann beschäftigt. Für die CDU tritt – zum dritten Mal in dem Wahlkreis – Dr. Anette Bunse (63) an, ebenfalls Landtagsabgeordnete. Die Bottroper CDU-Stadtverbandsvorsitzende kam bereits zweimal über die Landesliste in den Landtag. Die Kirchhellenerin ist seit zwölf Jahren im Bottroper Rat.

Die Grünen gehen mit Joachim Gutsche (54), Sprecher der Grünen in Bottrop, in die Wahl. Der Bottroper Ratsherr, der auch Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur der Grünen ist, will Themen wie bezahlbarer Wohnraum, Entschuldung der Kommunen und moderne Verkehrspolitik, die alle Verkehrsteilnehmer mitnimmt, angehen. Die FDP schickt den Bottroper FDP-Vorsitzenden Andreas Mersch (44) ins Rennen. Der Geschäftsführer eines Softwarehauses will sich für mehr Digitalisierung (vor allem in den Schulen), einen Abbau der Altschulden der Kommunen und den Bau der A 52 einsetzen.

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Für die AfD hat Detlef Bauer (61) nominiert. Der Bottroper tritt zum zweiten Mal an. Der Berufskraftfahrer, der in der Bottroper Bezirksvertretung Süd aktiv ist, setzt sich vor allem für eine bessere Verkehrspolitik ein. Die Linken setzen auf Günter Blocks (63), der Projektleiter für EU-Zuwanderung bei der Stadt Essen und seit 2012 Vorsitzender der Bottroper Linken ist. Und dann stellt sich doch noch ein Gladbecker im Wahlkreis 75 zur Wahl: Gerhard Dorka für die DKP. Der 66-Jährige ist langjähriger Vorsitzender und Ratsherr für die DKP in Gladbeck. Der Rechtsanwalt möchte vor allem den Sozialausgegrenzten eine Stimme geben. Vor allem das Thema bezahlbares Wohnen treibt ihn seit langem um.

Briefwahlbüro startet am 11. April

Für die Landtagswahl werden vom 4. bis 24. April die Wahlbenachrichtigungen verschickt – mit individuellen Hinweisen, in welchem Wahlraum am 15. Mai die Stimmabgabe möglich ist, ob dieser barrierefrei zugänglich, um wie die Briefwahl funktioniert. Auf der Rückseite ist der Briefwahlantrag abgedruckt.

Die Briefwahl startet am 11. April. Das Briefwahlbüro wird im Erdgeschoss des Fritz-Lange-Hauses, Friedrichstraße 7, eingerichtet und ist vom 11. April bis zum 13. Mai zu folgenden Zeiten geöffnet: montags bis mittwochs: 8 bis 16.30 Uhr; donnerstags: 8 bis 17.30 Uhr; freitags: 8 bis 12 Uhr; samstags: 10 bis 12.30 Uhr (außer am 16. April und 14. Mai). Freitag, 13. Mai ist das Briefwahlbüro von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Die Briefwahlunterlagen können online, per Post oder persönlich im Briefwahlbüro beantragt werden. Selbstverständlich besteht dort auch wieder die Möglichkeit, sofort zu wählen. Eine telefonische Antragstellung ist nicht möglich.

Informationen unter 02043/99-2204 und 02043/99-2456. Ab Montag, 11. April, auch unter 02043/99-2005 und 02043/99-2004. Infos zur „Briefwahl“ auf gladbeck.de. Hier ist in wenigen Tagen auch der Online-Briefwahlantrag abrufbar.