Bottrop/Gladbeck. Die Parteien aus Bottrop und Gladbeck setzen bei der Landtagswahl auf bekannte Gesichter. Die Kandidaten von SPD, CDU, Grüne, FDP und AfD.
Die Parteivertreterinnen und Parteivertreter aus Bottrop und Gladbeck stellen ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die bevorstehende NRW-Landtagswahl am 15. Mai auf. Nachdem SPD und CDU ihre Abgeordneten längst wieder ins Rennen geschickt haben, haben nun alle Parteien ihre Kandidaten präsentiert, zuletzt die Grünen. Das sind die Direktkandidaten der Parteien, die aktuell im Landtag Nordrhein-Westfalens vertreten sind.
SPD setzt volles Vertrauen in den Sieger im alten Wahlkreis
Wahlsieger Thomas Göddertz soll für die SPD auch in den nächsten Landtag. Mit 96 Prozent Zustimmung wählten die SPD-Vertreter aus Bottrop und Gladbeck den amtierenden Landtagsabgeordneten wieder zum Kandidaten für den neu zugeschnittenen Landtagswahlkreis Bottrop – Recklinghausen VI. Göddertz hatte keine Gegenkandidaten. Der 61-Jährige stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl. Er gewann den alten Bottroper Wahlkreis bei seiner Premiere mit 40,7 Prozent der Stimmen.
Zu dem neuen Landtagswahlkreis gehören nun aber außer Bottrop auch die Gladbecker Stadtteile Rentfort, Ellinghorst, und Schultendorf. Denn durch die Wahlkreisreform haben Gladbeck und der dort regelmäßig direkt gewählte SPD-Landtagsabgeordnete Michael Hübner ihren eigenen Landtagswahlkreis verloren. Gladbecks SPD-Vorsitzender Jens Bennarend setzt darauf, dass sich der Bottroper Landtagsabgeordnete, Thomas Göddertz, auch für die Gladbecker Themen einsetzen wird.
Der Landtagsabgeordnete gab auch schon einen Ausblick auf seine Wahlkampfagenda: Er wolle vor allem die Themen marode Infrastruktur, unterfinanzierte Kommunen und die Preisexplosion für Wohnraum angehen. Der Diplom-Kaufmann war bis zu seiner Wahl in den Landtag beim Schuhkonzern Deichmann beschäftigt. Er ist seit 2004 Mitglied des Bottroper Rates und Fraktionschef der SPD. Im Landtag arbeitet er außer im Finanzausschuss auch im Innenausschuss und im Bauausschuss.
Bottroper CDU-Vorsitzende stellt sich zum dritten Mal zur Wahl
Auch die CDU geht mit einer amtierenden Landtagsabgeordneten in den Wahlkampf: Anette Bunse bewirbt sich inzwischen zum dritten Mal um ein Mandat in Düsseldorf. Beim ersten Mal war sie im Mai 2012 über die CDU-Reserveliste in den Landtag gerückt. Auch bei ihrer Kandidatur zur Wahl im Mai 2017 konnte die Kirchhellenerin mit 30,6 Prozent der Stimmen den Wahlkreis nicht gewinnen.
Die Bottroper CDU-Vorsitzende schied zunächst aus dem Landtag aus, rückte aber im November 2020 für den CDU-Abgeordneten Marco Voge in den Landtag nach. Dieser war zum Landrat des Märkischen Kreises gewählt geworden.
Bei ihrer dritten Aufstellung zur Landtagskandidatin bekam Anette Bunse 94 Prozent der Stimmen. Im Landtag ist die studierte Medizinerin im Ausschuss für Arbeit und Gesundheit sowie im Schulausschuss und im Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend aktiv. Die 63-Jährige gehört seit zwölf Jahren dem Bottroper Stadtrat an und ist auch Bezirksvorsitzende der Frauen Union Ruhr. Diesmal wählte die CDU-Landesvertreterversammlung die Kirchellenerin auf Listenplatz 18.
Grüne gehen mit Sprecher Gutsche in die Landtagswahl
Grünen-Sprecher Joachim Gutsche tritt als Direktkandidat bei der Landtagswahl am 15. Mai an. Die Grünen aus Bottrop und Gladbeck haben den Bottroper Ratsherrn einstimmig für den neuen gemeinsamen Wahlbezirk aufgestellt. „Wir sind sehr zuversichtlich, was das Abschneiden der Grünen im Land und in Bottrop betrifft“, rechnet sich der grüne Vorstandssprecher gute Chancen aus.
Gutsche glaubt, dass das Rennen bis zum Wahltag offenbleibt. „Und das gilt natürlich für die Direktkandidat*innen wie für das Amt der Ministerpräsidentin. Haben wir doch mit SPD, CDU und FDP die besten Wahlhelfer, die man sich wünschen kann“, meint er augenzwinkernd. Er könne kaum etwas nennen, das die CDU/FDP-Regierung im Land oder die SPD in Bottrop vorbildlich angegangen seien.
Gutsche ist auch Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur der Grünen. Zudem widmet er sich neben der Verkehrs- und Sozialpolitik auch der Schul- und Jugendpolitik. „Wir werden nach der Wahl deutlicher denn je die Themen bezahlbarer Wohnraum, Entschuldung der Kommunen und moderne Verkehrspolitik, die alle Verkehrsteilnehmer mitnimmt, angehen.“
Liberale gehen mit Bottroper FDP-Chef in den Wahlkampf
Die FDP in Bottrop und Gladbeck hat in dem neuen Landtagswahlkreis den Bottroper FDP-Vorsitzenden Andreas Mersch zu ihrem Direktkandidaten gewählt. Andreas Mersch ist 44 Jahre alt und Geschäftsführer eines Softwarehauses. Er war auch schon bei der vorigen Landtagswahl der Kandidat der FDP und kam auf 6,5 Prozent der Stimmen. Der Bottroper hofft, dass CDU und FDP ihre Regierungsarbeit in NRW fortsetzen.
Die Corona-Jahre hätten deutlich gemacht, dass es großen Nachholbedarf gebe. „Kommunikationswege in den Kommunen sind häufig zu lang, die digitale Infrastruktur wird vielerorts mit Home-Schooling und Home-Office an ihre Grenzen gebracht“, bedauert Mersch. Der FDP-Kandidat hält es für wichtig, dass die Digitalisierung ein fester Bestandteil in den Schulen werde und in pädagogische Konzepte einfließe.
Mersch befürwortet den Ausbau der B 224 zur Autobahn 52 und fordert den Abbau von Altschulden der Städte. Er setzt sich wegen der Corona-Krise auch für Wirtschaftshilfen für den Handel und die Gastronomie ein.
Für AfD in Bottrop und Gladbeck tritt wieder Detlef Bauer zur Wahl an
Die AfD hat für den neuen Bottrop-Gladbecker Landtagswahlkreis den Bottroper Detlef Bauer einstimmig zum Direktkandidaten für die Landtagswahl gewählt. Der Bottroper ist Berufskraftfahrer und möchte sich laut Mitteilung der Bottroper AfD hauptsächlich für eine bessere Verkehrspolitik einsetzen.
Delef Bauer trat für die AfD auch bereits als Direktkandidat bei der vorigen Bundestagswahl an. Der Bottroper erhielt 9,6 Prozent der Erststimmen; ein Minus von 2,3 Prozent im Vergleich zum AfD-Kandidaten bei der Bundestagswahl 2017. Detlef Bauer ist 61 Jahre alt und als Bezirksvertreter in der Bezirksvertretung Bottrop-Süd aktiv.
Die Linke stellt ihren Vorsitzenden auf
Die Linke hat Günter Blocks einstimmig zu ihrem Direktkandidaten für die Landtagswahl gewählt. Der 63-Jährige ist Projektleiter für EU-Zuwanderung bei der Stadt Essen und seit 2012 Vorsitzender der Bottroper Linken. Vorher war er von 2007 bis 2011 ehrenamtlicher Landesgeschäftsführer der NRW-Linken.
Seit 1989 ist Blocks Verdi-Vertrauensmann bei der Essener Stadtverwaltung. Der Linke kritisiert vor allem die Corona-Maßnahmen von Schulministerin Gebauer und die Finanzpolitik des Landes. „Während überall im Landtag Luftfilter stehen, ist Gebauers Corona-Politik in den Schulen eine einzige Katastrophe: Die Kinder werden durchseucht und viele Arbeiter- und Migrantenkinder werden abgehängt“, meint er.
Es müsse endlich auch Schluss sein mit dem Ausbluten der Revierstädte. Bottrop sei hoch verschuldet, weil EU, Bund und Land die Stadt finanziell nicht angemessen ausstatten. Die Stadt gehöre zu den Spitzenreitern im Niedriglohnsektor. Niedriglohn verursache jedoch Armut.
ÖDP verzichtet auf Direktkandidaten im Bottroper Wahlkreis
Der ÖDP in Bottrop wird auf Direktkandidaturen zur Landtagswahl verzichten und hat nur Bewerber für die Landesliste der ÖDP benannt. „Der Kreisvorstand hat sich gegen eine Aufstellung von Kandidierenden entschieden und dementsprechend keine Aufstellungsversammlung einberufen“, teilte ÖDP-Ratsherr Markus Stamm auf WAZ-Anfrage mit.
Aus dem Kreisverband, dem neben Bottrop auch die Städte Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Oberhausen, Mülheim/Ruhr und der Kreis Recklinghausen angehören, bewerben sich demnach insgesamt drei Kandidatinnen und Kandidaten für die Landesliste der ÖDP - das sind neben dem Bottroper Markus Stamm auf Platz 9 auch Lisa Döhring aus Essen auf Platz 5 und die ÖDP-Landesvorsitzende Rita Nowak aus Recklinghausen als Spitzenkandidatin.