Gladbeck. Das Gutachten für das 65 Jahre alte Gladbecker Riesener-Gymnasium hat der Schulleitung zunächst Sorgen bereitet. Jetzt ist man aber optimistisch.
Der Vortrag zum baufachlichen Zustand des Riesener-Gymnasiums durch den beauftragten Gutachteram Montag im Schulausschuss sei „deutlich dramatischer“ gewesen, als die Aussagen bei ihrem Gespräch mit Schuldezernent Rainer Weichelt vor zwei Wochen, sagen die Schulleiterinnen der Oberschule an der Schützenstraße. Hochbauingenieur Christoph Debiel habe ein sehr negatives Bild gemalt, die Schule als bessere Frittenbude bezeichnet und baulich wie auch technisch und energetisch als Großschadensfall dargestellt. Sie seien aus dem Gespräch Mitte März im Rathaus mit viel optimistischeren Gefühlen heraus gegangen: „Dass der Schulträger bereit ist, statt nur akute sanierungsbedingte Löcher zu stopfen, das Riesener zukunftssicher für die pädagogische Arbeit der nächsten 80 Jahre aufzustellen.“
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Der Schuldezernent habe mit seiner klaren Positionierung „uns die Angst und Sorge genommen, dass das Riesener als stark sanierungsbedürftiges drittes Gymnasium als Auslaufkandidat aufs Abstellgleis gestellt werden könnte“, so Direktorin Verena Wintjes und Stellvertreterin Daniela Wollnik-Lück. Man sei deshalb hochmotiviert, den neuen Schulbau des Rieseners mitzugestalten und für moderne pädagogische Konzepte Raum zu schaffen. Diese Aussicht gebe auch sicherlich dem Kollegium Schub, die Entkernungs-, Abriss- und Bauphase in einer ausgelagerten Containerschule zu überbrücken. Denn dass Schuldezernent Rainer Weichelt mindestens einen Teilabriss favorisiere, diesen Eindruck habe man beim Gespräch bekommen.
Auch Gutachter bezeichne Abriss-Varianten als die besten Lösungen
Und auch der Gutachter habe ja die Teilabriss-Variante, mit Abbruch des Klassenflügels und Hausmeistergebäudes und einer Generalsanierung des Hauptgebäudes, wie auch die des kompletten Abrisses und Neubaus, als die besten Varianten bezeichnet, die sehr ernsthaft in Betracht kämen (beide mit angepeilter Wiedereröffnung im Sommer 2030). Den vertrauten Anblick der Hauptfassade der Traditionsschule zu erhalten, deren Neubau 1956 als Neusprachliches Gymnasium für Mädchen bezogen wurde, habe sicherlich Charme, so die Schulleiterinnen. Letztlich komme es jetzt auf das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung an, die ja im Schulausschuss Ende Mai vorgestellt werden solle. Wenn die Kosten-Nutzen-Analyse für den Komplettabriss spreche, „dann werden wir uns auch über einen Neubau freuen“
Wichtig ist dem Führungsduo, dass für die gesamte Schulgemeinde des Rieseners möglichst zügig Klarheit hergestellt werde, wo die Reise hingehe. Das betreffe vor allem die Möglichkeiten für den weiteren Unterricht, da nach Feststellung der Schwächen in der Dachkonstruktion ja bekanntlich das Obergeschoss im Hauptgebäude (neun NW-Fachräume) sowie im Klassenflügel (vier Räume) im August gesperrt wurden. Seitdem stehen 40 Prozent der Raumflächen des Gymnasiums nicht zur Verfügung.
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Trinkwasser im Altbau belastet?
Für Unruhe sorgten am Riesener auch die Äußerungen des Gutachters zur Trinkwasserqualität, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Sandra Schulzky. Sie habe im Ausschuss als Besucherin mit weiteren Elternvertretern zugehört. Die Aussage, dass das gesamte Trinkwassersystem im Altbau inakzeptabel überaltert und stehendes Wasser in den Zinkrohren sei, habe die Eltern alarmiert.
Sie befürchteten, dass das von vielen Kinder gerne in ihren Trinkflaschen gezapfte Wasser kontaminiert ist. Ein klärendes Gespräch zur Wasserqualität mit der Stadt sei nun anberaumt. Für Unbehagen bezüglich der Gesundheit der Kinder hätten auch die Infos zu den feuchten, ausblühenden Kellerwänden geführt. Weil dort aufgrund der aktuellen Raumnot jetzt mehr Unterricht stattfinde.
Als Notlösung erfolgte eine Kooperation mit dem Ratsgymnasium und eine Teil-Auslagerung des Unterrichts nach Ellinghorst (Grundschule Weustersweg). Man würde es begrüßen, wenn für den Zeitraum der Bauarbeiten eine ortsnahe Ersatzschule mit ausreichenden Klassenräumen für alle Jahrgangsstufen auf dem Jovyplatz errichtet werde. Gut sei, dass der Neubau-Trakt der Oberstufe (1998 eröffnet) im rückwärtigen Teil des Schulgeländes erhalten und in der Bauphase nutzbar bleibt. Die Idee des Schulträger, den Sichelbau innerhalb eines halben Jahres zum naturwissenschaftlichen Zentrum umzubauen, befürworte man ausdrücklich.
Der Jovyplatz könnte auch als Baudenkmal besonders geschützt sein
Für die Teilabrissvariante gibt es aber noch Unwägbarkeiten: So informierte der Gutachter im Schulausschuss, dass noch nicht abschließend analysiert sei, ob ein Abtrennen der maroden Dachflächen zu strukturellen Schäden für die darunter liegenden Geschosse führen könne. Und in Sachen Container-Schulersatzbau auf dem Jovyplatz gelte es noch mit dem Landeskonservator abzuklären, ob das Areal wie die umgebenden Baudenkmäler unter Denkmalschutz stehen könnte.