Gelsenkirchen. NRW wählt am 15. Mai 2022 den neuen Landtag. Wer tritt für die SPD, CDU und Grünen in Gelsenkirchen an? Über die Kandidaten und ihre Chancen.

Rund 170.000 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener sind berechtigt, am 15. Mai 2022 einen neuen Landtag zu wählen. Sie geben ihre Stimme entweder im Wahlkreis Gelsenkirchen I – Recklinghausen V ab, dazu gehören die Stadtbezirke Nord und West sowie Teile von Gladbeck. Oder aber im Wahlkreis Gelsenkirchen II mit den Stadtbezirken Mitte, Ost und Süd. Derzeit ist Gelsenkirchen mit zwei SPD-Abgeordneten im Landtag vertreten. Werden es 2022 mehr sein? Wer hat gute Chancen? Die Köpfe von SPD, CDU und Grünen im ersten Teil unseres Kandidaten-Schnellchecks.

SPD: Ein alter Bekannter und eine Neubewerberin

Der Kandidat im Wahlkreis Süd: Ückendorfer und Historiker Sebastian Watermeier (37) will es nach seiner Direktwahl 2017 erneut wissen. Im Landtag hat Watermeier als SPD-Sprecher für Europa und Internationales seine wichtigste Rolle, Mitglied ist er auch im Innen- und Digitalisierungsausschuss. Watermeier macht seit 2014 hauptberuflich Politik und ist inzwischen stellvertretender Chef der Gelsenkirchener Sozialdemokraten.

Die Kandidatin im Wahlkreis Nord:Christin Siebel (36) kennt man in Gelsenkirchen vor allem als Vorsitzende der hiesigen Falken. Die DGB-Gewerkschaftssekretärin und Jugendbildungsreferentin hat seit 2011 das SPD-Parteibuch. Sie ist ausgebildete IT-Systemkauffrau und studierte Journalismus & Public Relations an der Westfälischen Hochschule. Arbeitsmarktpolitik, soziale Gerechtigkeit – Siebels Themen sind klassisch sozialdemokratisch. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.

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Die Chancen: Stehen gut. Beide Wahlkreise sind traditionell rot. Die Landtagsabgeordnete Heike Gebhardt, die dieses Jahr nicht mehr antritt, holte bei der Landtagswahl 2017 im damaligen Nord-Wahlkreis fast 43 Prozent der Stimmen, Sebastian Watermeier im Wahlkreis Süd ein fast identisches Ergebnis. Anspruch der SPD-Kandidaten ist es auch dieses Jahr, die Wahlkreise direkt zu holen. Abgesichert über die Liste sind beide nicht: Christin Siebel befindet sich lediglich auf Platz 50, Watermeier sogar nur auf Platz 93. Bei der letzten Wahl zog die SPD-Liste bis Platz 16.

Erst- und Zweitstimme

Jede wahlberechtigte Bürgerin und Bürger hat zwei Stimmen, die Erststimme und die Zweitstimme. Mit der Erststimme wird eine Direktkandidatin oder ein Direktkandidat für den Wahlkreis gewählt. Diese Person soll den Wahlkreis künftig im Parlament repräsentieren. Daraus ergeben sich 128 Abgeordnetensitze.

Mit der Zweitstimme wird eine Partei gewählt. Über die Zweitstimme gelangen mindestens 53 weitere Abgeordnete in den Landtag. Die Zahl der Sitze berechnet sich danach, wie viel Prozent der Zweitstimmen die Partei bekommen hat. Erreicht eine Partei mehr als fünf Prozent aller gültigen Stimmen, ist sie künftig im Landtag vertreten (Fünf-Prozent-Hürde).

Die potenziellen Abgeordneten stehen auf Landeslisten. Zunächst ziehen die erfolgreichen Direktkandidaten ins Parlament ein. Die übrigen zustehenden Sitze werden mit den Personen auf der Landesliste aufgefüllt.

Die CDU: Zwei Generationen mit zwei unterschiedlichen Themenschwerpunkten

Der Kandidat im Wahlkreis Süd: Michael Schmitt (24) ist nach Ausscheiden des langjährigen CDU-Ratsherren Wolfgang Heinberg als neues Mitglied in den Gelsenkirchener Stadtrat nachgerückt – jetzt will er es gleich weiter in den Landtag schaffen. Der Jura-Student sieht Sicherheit und Ordnung als sein Kernthema. Er führt seit 2018 den CDU-Ortsverband in der Neustadt an und ist Vize-Chef der örtlichen Jungen Union.

Der Kandidat im Wahlkreis-Nord:Markus Karl ist seit 1999 Stadtverordneter. Der Chef der Union in Erle und stellvertretende Fraktionsvorsitzende hat sich in der Lokalpolitik vor allem als Bildungspolitiker profiliert. Passenderweise ist er der bildungspolitische Sprecher der Fraktion. Als Diplom-Bankbetriebswirt arbeitet der 51-Jährige hauptberuflich bei der Sparkasse. Karl ist verheiratet und hat drei Kinder.

Die Chancen: Sind für beide CDU-Kandidaten nicht besonders rosig. In den tiefroten Wahlkreisen wird es für Schmitt und Karl schwierig, sich zu behaupten. 2017 holten die Unionskandidaten Sascha Kurth (der heutige CDU-Chef) und Christina Totzeck (heute Vize-Chefin) knapp 25 bzw. 26 Prozent. Karl ist in der Landesliste auf Platz 67, Schmitt auf Platz 92 – auch ein Einzug über die Liste ist damit ohne Aussichten.

Die Grünen: Nachwuchs mit queerpolitischem Schwerpunkt

Die Kandidatin im Wahlkreis Süd: Die Grünen in Gelsenkirchen gehen mit einem jungen Team ins Rennen. Für den Süden tritt die 26-jährige Ilayda Bostancieri an. Die Familienhelferin studiert soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Armut und (Flüchtlings-)Migration – hier liegen neben der Geschlechter- und Chancengleichheit auch ihre Kernthemen. Bostancieri ist seit 2020 Stadtverordnete und stellvertretende Fraktionschefin ihrer Fraktion. Sie ist Mitglied im Integrations- und Kulturausschuss.

Der Kandidat im Wahlkreis Nord: Queer-Politik, Sport und Bildung sind die Hauptthemen des 25-jährigen Niklas Witzel. Seit 2020 sitzt der angehende Erzieher in der Bezirksvertretung Gelsenkirchen-Nord sowie als Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Sportentwicklung. Auf Landesebene ist er innerhalb der Grünen als Mitglied der „Landesarbeitsgemeinschaft Queer“ aktiv.

Die Chancen: Durchmischt. Für Niklas Witzel gehen sie gegen null, der Nord-Kandidat hat keinen Listenplatz bekommen. Ilayda Bostancieri dagegen könnte es in den Landtag schaffen, sofern die Grünen-Fraktion stark wächst. Derzeit hat sie nur 14 Mitglieder, weil sie 2017 lediglich 6,4 Prozent der Stimmen erhielt. Aktuellen Umfragen zufolge könnte sich der Stimmenanteil aber nun verdoppeln. Die Grünen gehen davon aus, dass sie bei einem entsprechenden Wahlergebnis rund 30 Abgeordnete in den Landtag entsenden könnten – Ilayda Bostancieri, die es auf Listenplatz 27 geschafft hat, wäre dann drin. Eine Direktwahl der Grünen in Gelsenkirchen dagegen käme einer Sensation gleich: 2017 holten beide Kandidaten hier weniger als vier Prozent der Stimmen.

Wen FDP, AfD und Linke für die Landtagswahl 2022 ins Rennen schicken, lesen Sie bald ebenfalls hier auf WAZ.de/gelsenkirchen im zweiten Teil unseres Kandidaten-Schnellchecks.