Gladbeck. Der Ex-Landtagsabgeordnete und Fraktionschef blickt auf ein erfülltes Politikerleben zurück. Der Kampf gegen Glabotki war für ihn entscheidend.
Damals in den 70ern kämpfte er wie ein Löwe für die Selbständigkeit seiner Heimatstadt, nach dem Glabotki-Aus stellte er nicht wenige Weichen, um „sein“ Gladbeck voran zu bringen. 20 Jahre vertrat Manfred Braun die Interessen der Stadt im Landtag, und mehr als 20 Jahre war er SPD-Fraktionschef im Rathaus. Am heutigen 27. September wird das SPD-Urgestein 90 Jahre alt.
Braun, der in seiner aktiven Zeit als Macher und gewiefter Polit-Stratege galt, ließ sich in all den Jahren selten die Butter vom Brot nehmen, steht bis heute in dem Ruf, in den Jahren seiner politischen Verantwortung ein strenges Regiment in Fraktion und Rat geführt zu haben. In den zahlreichen Debatten jener Jahre glänzte er mit geschliffener Rhetorik und vor allem mit viel Sach- und Grundwissen – woran nicht nur der politische Gegner mitunter verzweifelte. Brauns Wort galt, auf ihn war Verlass – das attestieren ihm Weggefährten über die Parteigrenzen hinaus.
Glabotki war für ihn das Sprungbrett an die Spitze der Lokalpolitik
Manfred Braun, der seit langem seinen Politiker-Ruhestand genießt, stammt aus einfachen Verhältnissen, wuchs in Mitte-Ost an der Elfriedenstraße auf und ging zur Aloysiusschule. Er erlebte nach Kriegsende als junger Mann die Zeit, als Gladbeck in Trümmern lag. Nach einer Lehre bei der Stadtverwaltung ging er 1950 als Vermessungstechniker zum RWE. 1961 trat er in die SPD ein, „weil ich mich für eine bessere Welt einsetzen und mich um die sozialen Probleme kümmern wollte“, sagte er dieser Tage im Gespräch mit der WAZ.
1969 kam er erstmals in den Rat der Stadt – der damalige OB Günter Kalinowski hatte das politische Talent des jungen Braun erkannt und ihn gefördert. Schon 1971 – mit 43 Jahren – wurde er Fraktionschef. Was er auch nach der Glabotki-Zeit bis 1993 blieb. Für entscheidend halten politische Beobachter jener Jahre, dass sich Braun 1975 bei der Kür zum MdL-Kandidaten innerhalb der SPD gegen die Glabotki-Befürworter durchsetze und nach der erfolgreichen Landtagswahl in Düsseldorf an entscheidenden Stellen für Gladbecks Selbständigkeit zu trommeln vermochte.
Manfred Braun stand für große SPD-Wahlerfolge
Fast zwei Dekaden stand Braun für SPD-Wahlerfolge. Dreimal wurde er als MdL wiedergewählt: das Ergebnis von 1980 – 66 Prozent Zustimmung und eines der besten landesweit – war ihm Bestätigung für seine Arbeit. „Ich konnte nicht die Sterne vom Himmel holen, aber mit Überzeugungskraft und Nachdruck konnte ich viele Türen im Interesse der Stadt öffnen“, sagt der immer noch rüstige Ex-MdL, der bis 1995 im Landtag saß. In der Stadtpolitik verweist Braun auf die vielen „wegweisenden Entscheidungen“ für die Stadtentwicklung – sei es das Kulturzentrum, die Entwicklung der Innenstadt mit City Center oder Goe-theplatz, die Flachglas-Ansiedlung oder die Belebung der Zechenbrachen. „Das, was wir damals für die Stadt erreichten, kann sich sehen lassen“, findet er.
Besonders stolz ist er, dass in jenen Jahren das Barbara-Hospital medizintechnisch stets top ausgestattet war. „Da habe ich immer viel beim Sozialminister losgeeist.“ Zu Stadtdechant ten Hompel, Chef des Krankenhausträgers St. Lamberti, habe er beste Kontakte gepflegt. Auch die Übernahme der alten Berginspektion am Bernskamp für die Musikschule ist Braun lebhaft in Erinnerung. „Da hatte niemand mit gerechnet.“ Verhindert wurde, dass die Ruhrkohle „halb Brauck zuschüttete“ – eine Riesenhalde sollte den Mottbruch und die Moltke-Halden verbinden und hätte die Welheimer Straße verschluckt.
Regelmäßig fährt er ins geliebte Stubaital nach Tirol
Heute SPD-Empfang zum 90. Geburtstag
Die SPD gibt für Manfred Braun am 27. September 2018 aus Anlass seines 90. Geburtstag einen Empfang im Johannes-Rau-Haus am Goetheplatz. Ab 11 Uhr treffen sich dort Weggefährten sowie die SPD-Spitze.
Gut in Erinnerung ist Braun, dass Ministerpräsident Rau 1978 zu seinem 50. Geburtstag kam – per Helikopter. Er hatte zu Rau ein freundschaftliches Verhältnis, mehrfach war er in Gladbeck.
Dass auch mal etwas – wie der Umbau des Marktplatzes – ein Fehler war, akzeptiert Braun. „Wer viel macht, hat das Recht, dass mal was rauskommt, das nicht allen gefällt.“
Manchmal, gibt Braun zu, jucke es ihn noch, sich wieder einzumischen. Doch seit Jahren gibt sich Braun ganz privat, widmet sich nur noch seiner Familie. Regelmäßig zieht es ihn ins geliebte Stubaital. Und als ehemaliger aktiver Kicker bei Schwarz Gelb ist der Fußball sein ein und alles. Bei jedem Spiel „seines“ FC Schalke 04 geht in die Arena und drückt den Knappen die Daumen – und das soll auch noch lange so bleiben.