Gladbeck. . Die Wilhelm-Olejnik-Straße erinnert an den von den Nazis verfolgten Sozialdemokraten Wilhelm Olejnik, der Gladbecks Nachkriegsgeschichte mitbestimmte.
Die Wilhelm-Olejnik-Straße auf dem ehemaligen Zechengelände von Moltke 1/2 in Butendorf ist auf historischem Grund gebaut und nach einer historischen Persönlichkeit Gladbecks benannt worden.
Wilhelm Olejnik, Gewerkschafter und Sozialdemokrat, war einer der führenden politischen Köpfe in Gladbeck vor und nach der Nazizeit und erster Oberbürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg, der ein Stück der Stadtgeschichte mitschrieb. Olejnik stammte aus Ostpreußen, wo er 1888 geboren wurde. 1907 kam der gelernte Maurer ins Ruhrgebiet, lebte zunächst in Bochum und Buer, um 1912 nach Gladbeck zu kommen. Seit 1908 arbeitete Olejnik im Bergbau, seine gewerkschaftliche und politische Arbeit begann er 1917.
Olejnik, ab 1930 SPD-Ratsherr und bis zur Machtübernahme durch die Nazis Vorsitzender der SPD-Fraktion, galt als geduldig und hilfsbereit, als pflichtbewusst und aufopferungsvoll, aber auch als – wenn es sein musste – kritisch und unbequem. Besonders unbequem war er den Nationalsozialisten, die ihn politisch verfolgten und nach kurzer Emigration (Olejnik kehrte 1934 nach Gladbeck zurück) mehrfach von der Gestapo verhaften und inhaftieren ließen.
Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat im 20. Juli 1944 wurde Olejnik in „Schutzhaft“ genommen und schließlich ins KZ Lahde/Weser gesperrt. Sofort nach der Befreiung kehrte er nach Gladbeck zurück, gründete den SPD-Stadtverband wieder und wurde ihr erster Vorsitzender. Maßgeblich gestaltete er nach dem Krieg Gladbecks Wiederaufbau mit. Nach der Zusammenarbeit mit dem englischen Kommandanten Oberst Knight wurde der Sozialdemokrat 1946 erster, von der Militärregierung ernannter Oberbürgermeister der Stadt. 1947 kam er in den Landtag des neuen Landes NRW, zunächst ernannt, ein Jahr später gewählt. Er behielt das Landtagsmandat bis 1962. Viele Jahre war er gleichzeitig im Stadtrat (bis 1960), teilweise als Fraktionschef der SPD. Am 5. Juni 1967 starb Olejnik 79-jährig.
Mit der Wilhelm-Olejnik-Straße 1983 erhielt der Politiker eine späte Würdigung im öffentlichen Stadtbild. Allerdings geriet sie ein wenig holprig, da die Fertigstellung der Wohnstraße bis 2013 dauerte. Grund waren die lange Zeit ungelösten Altlastenprobleme auf dem Ex-Bergwerksareal, auf dem das heutige Wohnviertel entstand. Erst 2015 wird die Bebauung endgültig abgeschlossen.
Moltke 1/2 war Gladbecks erste Zeche, die ab 1873 abgeteuft wurde und fast 100 Jahre bis 1971 in Betrieb war. Die Benennung der Straße auf altem Zechengrund war naheliegend für Olejnik – einen ehemaligen Bergmann.