Essen. Die Anmietung leerstehender Geschäfte auf der Limbecker Straße durch die Stadt war nicht so erfolgreich wie erhofft. Gründe gibt es mehrere.
Die Stadt Essen muss einen großen Teil an Fördergeldern an das Land zurückgeben, die für die Aufwertung und Belebung der Innenstadt gedacht waren. Insgesamt wird die Stadt 1,6 Millionen Euro nicht nutzen können. Das ist knapp die Hälfte der beantragten Fördermittel. Mit dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen“ will das Land den Städten helfen, die Folgen der Corona-Krise abzumildern und den Wandel in den Innenstädten voranzutreiben.
Der Hauptgrund für die Fördermittelrückgabe ist: Die An- und Weitervermietung von leerstehenden Läden in der Limbecker Straße blieb hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Die Stadt hatte „bei der Beantragung mit einer deutlich positiveren wirtschaftlichen Entwicklung und einer damit einhergehenden größeren Nachfrage nach den Fördermitteln gerechnet“, heißt es in einem Bericht. „Wir konnten zwar nicht alle Leerstände auf der Limbecker Straße beseitigen, aber wir sind dennoch zufrieden“, sagte Stefan Schwarz, Leiter des Amtes für Stadterneuerung und Bodenmanagement.
Innenstadt-Programm endet Ende 2023
Für die An- und Weitervermietung der Läden ist die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) im Auftrag der Stadt zuständig. Seit Start des Programmes im Spätherbst 2020 konnte sie insgesamt neun Konzepte gewinnen, die sich in leerstehenden Geschäften auf der Limbecker Straße angesiedelt haben und dafür großzügig subventioniert werden. Sie zahlen für maximal zwei Jahre mit Hilfe der Fördergelder eine deutlich reduzierte Miete (siehe Kasten).
Anmietung mit Fördergeldern
Das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen“ wurde am 9. Juli 2020 aufgelegt. 70 Millionen Euro stehen seither bereit, um den Wandel im Handel aktiv zu begleiten.
Eine Möglichkeit besteht darin, leerstehende Läden anzumieten. Die Förderung geschieht so: Die Stadt mietet mit Hilfe der Fördergelder und einem (kleinen) Eigenanteil die Läden an und vermietet sie zu deutlich günstigeren Konditionen weiter. Der Mieter bekommt das Ladenlokal für 20 Prozent der Vormiete für maximal zwei Jahre. Zunächst müssen aber die Immobilienbesitzer bereit sein, die letzte Miete um mindestens 30 Prozent zu senken.
Neben der Innenstadt hat die Stadt das Programm auch auf die Stadtteilzentren von Borbeck, Steele, Altenessen und dem Südostviertel ausgedehnt. Insgesamt erhielt die Essen 4,2 Millionen Euro Fördermittel vom Land, wobei mit rund 70 Prozent der größte Teil für die Anmietung von Läden gedacht war.
Ende des Jahres endet das Förderprogramm und damit läuft auch die Förderung für die Händler spätestens aus. Dann wird sich zeigen, wie nachhaltig diese war. Zwei Inhaber haben bereits Mietverträge über die Förderdauer hinaus abgeschlossen, ein Händler verhandele gerade, heißt es.
Die geförderten Läden auf der Limbecker Straße in Essen
In den Genuss der Förderung kommen derzeit folgende Läden auf der Limbecker Straße: der Edelchocolatier Lindt, der Blumenladen Pretty Flowers, das Dekogeschäft Mia Living, das Bekleidungsgeschäft L`italiano sowie die vier Secondhand-Läden Strike, The Outleter, „Neue Arbeit der Diakonie Essen“ und Think Twice. Letzterer ist der jüngste Neuzugang. Der Shop öffnete an diesem Donnerstag. Zu den Konzepten gehörte ursprünglich auch das Gewürz-Start-up „Mykraut“, es musste jedoch bereits nach wenigen Monaten wieder aufgeben, genauso die Eisdiele I am love, die den Mietvertrag fortführen wollte.
„Wir haben sehr gute Unternehmen gefunden, die die Leerstände besetzt haben und die einen Mehrwert für die Straße bringen“, sagte Svenja Krämer, Innenstadt-Managerin der EMG. Das Bild der von vielen Leerständen geprägten Straße habe sich deutlich verbessert. „Wir haben den Abwärtstrend gestoppt“, meint sie.
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Allerdings zeichnet sich mit der Schließung von Görtz bereits ein weiterer Leerstand im oberen Teil der Straße an. Auch für die ehemaligen Läden von Sportscheck, H&M sowie Zara gibt es noch keine neuen Mieter. Laut Krämer hängt dies vor allem mit Problemen rund um die Immobilien generell zusammen. Unter anderem ist der Eigentümer des Komplexes Limbecker Straße 25 insolvent.
EMG: Fördermittel sehr großzügig beantragt
Krämer verteidigte auch die Tatsache, dass fast die Hälfte der Fördergelder ungenutzt bleibt. „Wir haben sehr großzügig Fördermittel beantragt. Denn wir wollten auf jeden Fall vermeiden, dass wir am Ende jemanden abweisen hätten müssen, weil kein Geld mehr vorhanden ist.“
Dass am Ende trotz hoher Subventionen doch nicht so viele Läden neue Mieter fanden wie erhofft, dafür gebe es mehrere Gründe, betont Krämer. Zum Start des Programmes „sind wir voll in den Corona-Lockdown gerutscht“, dann kamen die Maskenpflicht und die 2G-Regel im Handel, die nahezu abgelöst wurde von der Ukraine-Krise, hoher Inflation und wachsender Konsumzurückhaltung. „Wir haben im Grunde keinen Monat ohne Einschränkungen im Einzelhandel gehabt“, meint Krämer. „Das hat natürlich auch die Expansionslaune maßgeblich beeinflusst.“ Auch manche Vermieter wollten sich nicht am Programm beteiligen. Sie hätten dafür mindestens 30 Prozent der Altmiete nachlassen müssen.
2023 sollen Gastrobetriebe gefördert werden
Mit den ungenutzten Fördermitteln hätte die EMG noch etwa fünf bis sechs Läden auf der Limbecker Straße mehr anmieten können. Bis Ende des Jahres sei dies auch noch möglich. Doch momentan zeichnet sich kein weiterer Neuzugang über das Förderprogramm ab. Die Fördergelder, die der Stadt in diesem Jahr für die Innenstadt noch bleiben, sollen unter anderem in das Gastronomiekonzept nördliche Innenstadt fließen. Dort will die EMG, Ansiedlungen auf der Viehofer Straße unterstützen. Auch die geplante Aufwertung des Willy-Brandt-Platzes ist Teil der Förderung.