Essen. Das Geschäft L`italiano zieht auf die Limbecker um. Der Inhaber profitiert von der geförderten Miete, glaubt aber auch an die Essener Innenstadt
Auf der von Leerständen gebeutelten Limbecker Straße kündigt sich eine Neueröffnung an: Fernando Caniglia wird mit seinem Bekleidungsgeschäft L`italiano von der Lindengalerie in die Limbecker Straße 42 ziehen. Dort war einst die Filiale der Modekette Hallhuber ansässig und nach deren Auszug übergangsweise der Süßwaren-Discounter „Lecker Lecker“. „Ich glaube noch an die Stadtmitte und hoffe, dass auch andere gute Läden wieder in die Innenstadt kommen“, meint Caniglia.
Der Geschäftsmann ist nicht zuletzt durch eine günstige Miete auf die Limbecker Straße gelockt worden. Die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) hat ihn ins Innenstadt-Förderprogramm aufgenommen, mit dessen Hilfe die Leerstände auf der Einkaufsstraße abgebaut werden sollen. Der Modehändler zahlt nun anderthalb Jahre lang nur 20 Prozent der vorherigen Miete, 50 Prozent davon übernimmt die Stadt, 30 Prozent musste der Vermieter Mietnachlass geben.
EMG vermietet sechsten Laden auf der Limbecker
Aus Sicht der EMG ist der Umzug ein Gewinn für die Einkaufsstraße: „Wir versprechen uns eine Verbesserung des Branchenmixes in der Hauptlage der Innenstadt. Viele Besucher und Besucherinnen der Innenstadt wünschen sich inhabergeführte Geschäfte wie das Unternehmen von Herrn Caniglia“, erklärte Svenja Krämer, Innenstadtmanagerin bei der EMG.
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Mit dem Programm Innenstadt, das vor allem aus Landesmitteln gespeist wird, wird damit nunmehr der sechste Laden auf der Limbecker Straße mit Steuergeldern gefördert. Neben L`italiano sind das der Gewürzladen Mykraut, der Edelchocolatier Lindt, die Secondhand-Läden Strike und The Outleter sowie das Dekogeschäft Mea living. Allerdings gab es die letzten drei genannten Konzepte – wie L`italiano auch – schon zuvor in der Innenstadt. Echte Neuansiedlungen sind das somit nicht gewesen.
Caniglia hilft die günstige Miete nach zwei harten Corona-Jahren nicht nur, sie hat ihn – wie er sagt – auch von einem Wegzug aus der Innenstadt abgehalten. Sein Plan ist, langfristig zu bleiben. „Ich habe nicht vor, nach Ablauf der anderthalb Jahre wieder wegzuziehen. Ich sehe das weitsichtig, schließlich will ich auch investieren.“ Auch wenn die Limbecker zuletzt einen eher schwierigen Ruf hatte, sei er sehr optimistisch. In der Nachbarschaft lägen schließlich der hochwertige Schuhladen Grüterich sowie die Modeketten Zara und Mango, die für Laufkundschaft sorgen würden.
Corona setzte dem Händler schwer zu
Caniglia verkauft seit vielen Jahren in der Essener Innenstadt italienische Herrenmode. Zuletzt war sein Laden viereinhalb Jahre in der Lindengalerie zu finden, davor zehn Jahre lang im Limbecker Platz. Doch die Corona-Zeit habe ihm schwer zugesetzt, berichtet der Geschäftsmann. Die Stammkundschaft, von der er hauptsächlich lebt, blieb weg. Die Umsätze brachen weg und die Corona-Hilfen kamen spät. Monatelang musste er das Geschäft, in dem er auch eine Espressobar betreibt, während der Pandemie geschlossen halten. „Das tat sehr weh“, sagt Caniglia.
Seinen Fünf-Jahres-Mietvertrag in der Lindengalerie wollte Caniglia nicht verlängern. Er wollte den Standort verlassen. „Mir fehlte dort die Laufkundschaft“, erzählt er. Auch den Leerzug der benachbarten Theaterpassage habe er gespürt. Er suchte deshalb schon länger nach einem neuen Laden - auf der Kettwiger, in Rüttenscheid, sogar in Düsseldorf.
L`italiano öffnet Mitte Mai auf der Limbecker
Wenn die Handwerker rechtzeitig fertig werden, wird Caniglia seinen Laden auf der Limbecker am 12./13. Mai eröffnen. Neben der italienischen Herrenmode will er dann auch Damen-Bekleidung mit ins Sortiment aufnehmen. Einen Espresso und italienische Leckereien soll es auch am neuen Standort geben. „Das gehört ja zu meinem Konzept“, betont er.
Trotz des Förderprogrammes stehen auf der Limbecker immer noch einige Läden leer. Die EMG arbeitet weiterhin daran, diese mit Hilfe der Fördermittel zu füllen. Laut Innenstadtmanagerin Svenja Krämer gibt es „weitere konkrete Interessenten, mit denen wir und die Stadt Essen derzeit die Konditionen verhandeln“.