Essen. Nach Strike, Outleter und Diakonie kommt ein weiterer Anbieter getragener Kleidung. Warum siedeln sich dort so viele Second-Hand-Läden an?
Die Limbecker Straße in der Essener Innenstadt zieht immer mehr Secondhand-Läden an. Wie die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) am Dienstag mitteilte, wird sich das Geschäft „Think Twice“ auf der Limbecker Straße 53 ansiedeln. Die Eröffnung ist im Januar kommenden Jahres geplant. In dem Ladenlokal war zuletzt unter anderem der hochwertige Hemden- und Blusenhersteller Seidensticker Mieter.
Mit „Think Twice“ kommt damit der vierte Händler auf die Limbecker Straße, der gebrauchte Textilien verkauft. Zuvor hatten bereits „Strike“, „The Outleter“ und jüngst erst die „Neue Arbeit“ der Diakonie Essen Läden auf der von Leerständen geprägten Einkaufsmeile eröffnet. Secondhand-Läden profitieren einerseits vom wachsenden Nachhaltigkeitsgedanken, andererseits vom Sparzwang in Zeiten galoppierender Inflation.
Think Twice sieht auf Limbecker Straße richtige Zielgruppe
Zarwa Nabi von „Think Twice“ sieht daher auf der Limbecker die richtige Käuferschicht auch für ihr Konzept: „Die Limbecker Straße ist aufgrund der hohen Frequenz und jungen Zielgruppe sehr interessant für uns“, erklärte sie im Vorfeld.
Mit dem neuen Store in Essen hat „Think Twice“ dann den mittlerweile sechsten Laden in Deutschland. Vor Essen eröffnete in diesem Jahr bereits in Bochum eine Filiale. Weitere finden sich in Aachen, Köln und Bonn. Die Kette gehört der Baltic Textile Trading GmbH, die 2019 als Tochtergesellschaft von der litauischen Organisation Humana Second Hand Fundraising Projects gegründet wurde. Die Kleidung, die in den weltweit rund 200 Läden verkauft wird, kommt aus Sortierzentren in 13 Ländern Europas, Afrikas, dem Nahen Osten und Nordamerika.
Kleidung wird bis auf einen Euro reduziert
Das Verkaufskonzept, das „Think Twice“ verfolgt, ist besonders und führte in der Vergangenheit wohl regelmäßig zu Schlangen vor den Geschäften. Im Fünf-Wochen-Zyklus wird eine Kollektion immer günstiger, bis am Ende ein Teil nur noch einen Euro kostet. Der Zyklus startet zunächst mit „drei normalen Wochen“, die vierte und fünfte sind dann sogenannte „Sales-Wochen“, in denen die Preise sukzessive sinken.
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Wie die genannten Secondhand-Läden wird auch „Think Twice“ über das aktuelle „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte“ in NRW gefördert. Das heißt, Mieter des Ladens ist die Stadt Essen, die ihn äußerst günstig weiter vermietet. „Think Twice“ bezahlt somit bis Ende 2023 nur 20 Prozent der Altmiete. Den Großteil der Mietkosten bekommt die Stadt vom Land. Die Fördermittel haben offensichtlich auch „Think Twice“ angelockt. „Die Unterstützung durch das Förderprogramm erleichtert uns diesen Schritt“, betonte Zarwa Nabi.
Mietvertrag über insgesamt fünf Jahre geschlossen
„Think Twice“ beabsichtigt jedoch, über den Förderzeitraum hinaus auf der Limbecker Straße zu bleiben. Wie die Essen Marketing Gesellschaft mitteilte, habe das Unternehmen bereits einen Anschlussmietvertrag mit dem Vermieter abgeschlossen, so dass sich das Geschäft für zunächst fünf Jahre an den Standort bindet.
Der neue Secondhand-Laden ist damit bereits das nach „The Outleter“, „Mykraut“, „Lindt“, „Strike“, „Mea Living“, „L’italiano“, „Neue Arbeit der Diakonie Essen“ und „Pretty Flowers“ das neunte Konzept, das mit Hilfe der Fördermittel auf der Limbecker Straße angesiedelt wurde. Das Gewürz-Startup „Mykraut“ und auch eine Eisdiele, die in dem Laden folgte, hatten jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgeben müssen. Mit den geförderten Konzepten konnten die massiven Leerstände auf der Limbecker zwar gemildert werden, allerdings kämpft die Straße weiter mit Abgängen: Erst vor wenigen Tagen gab der insolvente Schuhhändler Görtz bekannt, dass er unter anderem sein Geschäft auf der Limbecker schließen wird.
Die Innenstadtmanagerin Svenja Krämer von der EMG sieht dennoch einen positiven Trend: „Das Interesse an der Innenstadt wächst, das spüren wir sehr deutlich. Es ist für uns ein toller Erfolg, dass in diesen schwierigen Zeiten bereits die neunte Vermietung auf der Limbecker Straße durch das ‚Sofortprogramm Innenstadt‘ umgesetzt werden konnte. Dies zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Durch „Think Twice“ wird in ihren Augen „der Branchenmix auf der Limbecker Straße bereichert“.