Essen. Die Eisdiele „I am Love“ hielt sich nur wenige Wochen auf der Limbecker. Inhaber Kevin Kuhn erklärt, warum er die Reißleine gezogen hat.
Seine Eisdiele „I am Love“ betreibt Kevin Kuhn bereits seit 2016 auf der Moltkestraße – erfolgreich, wie es heißt. Seinen zweiten Standort in Essen auf der Limbecker Straße jedoch hat Kuhn nach nicht einmal zwei Monaten schon wieder geschlossen – mitten in der Eissaison. „Es ist dort insgesamt nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte er auf Nachfrage der Redaktion. Das Mobiliar und die Technik stehen mittlerweile in Kuhns gerade eröffneter Eisdiele in Bochum-Linden.
Kuhn verkaufte seine Eiskreationen seit Mitte Juni auf der Limbecker Straße und füllte damit schnell einen Leerstand, den das Gewürz-Startup Mykraut dort hinterlassen hatte. Auch Mykraut hatte trotz stark subventionierter Miete am Standort aufgeben müssen. So wie Kuhn es schildert, wollten sich ursprünglich beide den Mietvertrag teilen. Doch dann sollte Kuhn offenbar allein in den noch bis Januar 2023 laufenden Vertrag einsteigen. „Trotz Mietsubvention wären das zu hohe Kosten für uns gewesen“, sagte er mit Blick auf den kommenden Herbst und Winter – Monate also, in denen ein Eis auf die Hand eher weniger gefragt ist.
Trotz Sommerwetter nur mäßiger Umsatz auf der Limbecker Straße
Schon in den vergangenen Wochen mit bestem Sommerwetter sei das Geschäft auf der Limbecker nicht so wie erwartet gelaufen. Kuhn spricht von einem nur mäßigen Umsatz. Warum der Laden im Gegensatz zur Moltkestraße nicht so gut angenommen wurde, darüber kann er nur mutmaßen: „Ich glaube, wir haben dort nicht unsere Zielgruppe gefunden. Das Publikum auf der Limbecker scheint andere Preisvorstellungen zu haben“, so der Unternehmer. Sein Konzept, Eis nachhaltig und aus hochwertigen Rohstoffen zu produzieren, habe eben auch seinen Preis. Die Kugel kostet bei „I am Love“ zwischen 1,40 und 1,80 Euro.
Auch Kuhn attestiert der Limbecker Straße, dass ihr die „Verweilatmosphäre“ fehle: „Die Leute nutzen sie vor allem, um zum Limbecker Platz zu kommen. Sie flanieren nicht, sondern es ist eine Durchlaufstraße.“ Dass sich die Kundschaft bei der nahe gelegenen Konkurrenz bei schönem Wetter tummelt, führt Kuhn auch auf das andere Konzept dort zurück. „Wir konnten keine Sitzplätze anbieten oder ein größeres Sortiment wie Eisbecher.“ Dafür sei der Laden technisch nicht ausgestattet gewesen. Auch eine Gästetoilette fehle. „Es ging nur das Außer-Haus-Geschäft“, betonte Kuhn.
Eine Filiale in der Essener Innenstadt zu eröffnen, war für ihn von Anfang als Experiment angelegt. „Wir wollten es ausprobieren“, meinte Kuhn. Deshalb sei er nun auch nicht enttäuscht, dass der Versuch gescheitert sei.
Limbecker Straße: Stadt hat sieben leerstehende Ladenlokale angemietet
Neben dem Start-up Mykraut ist „I am Love“ damit schon das zweite Geschäft, das trotz subventionierter Miete auf der Limbecker nach recht kurzer Zeit wieder die Segel streicht. Seit dem vergangenen Jahr hat die Stadt sieben leerstehende Ladenlokale auf der Limbecker Straße angemietet und für eine stark reduzierte Miete weitervermietet. Die Mieter zahlen gerade einmal 20 Prozent der Altmiete für maximal zwei Jahre, einen großen Teil steuern das Land bzw. die Stadt bei.
Zu den so geförderten Konzepten gehören derzeit die Bekleidungsgeschäfte Strike, The Outleter und L’italiano, der Dekoladen Mea Living sowie der Edelchocolatier Lindt. Im September will die Neue Arbeit der Diakonie einen Sozialladen in der Limbecker Straße 60 eröffnen.
Die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) kümmert sich im Auftrag der Stadt um die Anmietung der Läden. Sie bedauere, „dass sich der Betreiber von I am Love doch gegen den Standort entschieden hat“. Man sei aber in „sehr guten Gesprächen mit potenziellen Nachmietern für die Fläche“ und hoffe auf eine kurzfristige positive Entscheidung.