Essen. Die Stadt Essen will Ideen entwickeln lassen, wie das Eingangstor zur Innenstadt einladender werden soll. Bürger sollen beteiligt werden.

Grau, steinern und zugig: Der Willy-Brandt-Platz gibt nach Meinung vieler keine gute Visitenkarte als Eingangstor zur Essener Innenstadt ab. Daran konnte zuletzt auch das weihnachtliche Rumpf-Flair aus illuminierter Plastiktanne und versprengt aufgestellten Verkaufsbuden nichts ändern. Ganz im Gegenteil.

Die Besucher eilen lieber über den Platz, statt zu Verweilen. Kein Wunder, wenn nichts dazu einlädt. "Dem Platz fehlt jegliche Aufenthaltsqualität", sagt auch der städtische Bau- und Planungsdezernent, Martin Harter. Die Menschen würden den Willy-Brandt-Platz als Durchgangszone und nicht als Platz wahrnehmen.

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Diese Erkenntnis ist zwar nicht neu. Geändert hat sich daran aber bislang nichts. Doch Harter verspricht, dass es nun nicht mehr nur bei den Diskussionen bleiben soll, sondern auch zur Umsetzung kommt. "Wir müssen eine andere Eingangssituation, eine Willkommenssituation hinbekommen", meint Harter.

Stadt trifft sich mit Immobilienbesitzern

Wie der Platz künftig genutzt werden kann, wird vor allem davon abhängen, was in den Erdgeschossen der anliegenden Geschäftshäuser Einzug hält. Wünschenswert wäre mehr Gastronomie, die dann auf den Platz ausstrahlt. Bislang gibt es nur Backwerk, das kürzlich in eine größere Ladenfläche im Handelshof umgezogen ist.

Die Anrainer erhoffen sich dringend eine Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes. Schließlich sind auch sie gewillt, in ihre Gebäude zu investieren. So baut die Koerfer-Gruppe aus Köln voraussichtlich bis Mitte 2023 den alten Kaufhof um, der seit November leer steht. Der Eigentümer des Eickhauses, das Hamburger Entwickler-Büro DWI, will ab 2022 das Geschäftshaus ebenfalls sanieren und umgestalten.

Die Stadt wird sich mit den Immobilienbesitzern in der kommenden Woche treffen, um mit ihnen über deren Vorstellungen und Ideen zu sprechen. Auch der Besitzer des Handelshofes ist in die Gespräche eingebunden. Anschließend sollen Planungsbüros beauftragt werden, Entwürfe für eine Platzgestaltung zu erarbeiten. Wenn diese dann vorliegen, werden die Bürger an dem Prozess beteiligt, kündigt Harter an. "Das alles soll dieses Jahr abgeschlossen werden, so dass wir das in die Haushaltsberatungen für 2022 und 2023 geben können", so Harter.

Windschutz und Begrünung sind zentrale Herausforderungen

Der Willy-Brandt-Platz stellt Planer jedoch vor Herausforderungen. Eine Gastronomie dort ist nicht so einfach, weil es viel Wind auf dem Platz gibt. Keiner will schließlich zugig sitzen. Aus Sicht von Harter wird es deshalb eine Kernaufgabe sein, wie man auf dem Platz für Windschutz sorgt.

Eine weitere Schwierigkeit stellt der Abgang zur U-Bahn dar. Der jetzige Pavillon dort ist nicht nur dem Stadtplaner ein Dorn im Auge. Aber der Abgang kann nicht einfach entfernt werden. Das ließen die Nutzungsverträge nicht zu. Es gilt daher, den jetzigen Bau anders zu gestalten, meint Harter. Der Stadtplaner könnte sich ihn transparenter vorstellen oder auch als eine Art Sonnenterrasse. Die Ideenfindung will Harter aber den Planungsbüros überlassen.

Schließlich dürfte es um mehr Grün auf dem Platz gehen, der heute wie eine Beton- und Steinlandschaft wirkt. Doch Anpflanzungen sind wegen der unterirdischen Bebauung nicht möglich. Harter sagt, dass er sich große Pflanzkübel vorstellen könnte. Dass große Kübelpflanzen aber durchaus ihre Tücken und vor allem ihre Kosten haben, zeigt derzeit das Beispiel der Schlossstraße in Mülheim. Dort müssen die Bäume nach nur zehn Jahren für viel Geld wieder ausgetauscht werden.

Mehr Sitzgelegenheiten nur in einer Gastronomie?

Strittig könnte auch das Thema Sitzgelegenheiten werden. Die Anrainer wünschen sich eine soziale Kontrolle. Das heißt: Das Verweilen soll nur in einer Gastronomie möglich sein. Denn zu den Zuständen, als der Willy-Brandt-Platz beliebter Treffpunkt der Trinkerszene war, möchte niemand zurück. Bänke, die dort schon einmal standen, wurden wieder abgebaut. Harter sagt, dass er in diesem Punkt noch unentschlossen ist, kündigt den Austausch mit Anrainern und Ordnungsamt dazu an. Eine Innenstadt müsse aber auch Sitzgelegenheiten bieten, wo man nicht konsumieren muss.

Die Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes soll Teil des städtischen Innenstadtkonzeptes sein. Denn die City steht in den kommenden Jahren vor gewaltigen Umbrüchen. Schon vor Corona nahmen die Besucherfrequenzen merklich ab, die Pandemie hat den Prozess noch beschleunigt.

Stadt Essen erhält Fördergeld aus Landesprogramm

Weil der klassische Einzelhandel insgesamt auf dem Rückzug ist, müssen Innenstädte multifunktionaler werden. Das heißt, auch andere Nutzungen wie Wohnen oder Freizeitangebote aufnehmen. Wichtig ist dann vor allem die Aufenthaltsqualität. In einer Umfrage vor zwei Jahren schnitt die Essener Innenstadt in diesem Punkt schlecht ab.

Um die Städte bei der Rettung ihrer Innenstädte zu unterstützen, hat die Landesregierung ein Förderprogramm ins Leben gerufen. Essen erhält daraus insgesamt 974.000 Euro. Ein Teil dieses Geldes soll in den Planungswettbewerb zum Willy-Brandt-Platz fließen.

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