Essen-Altenessen. Der Schurenbach fließt nicht mehr unterirdisch. Wieso der Bach am Fuß der Essener Halde aber nicht nur abwasserfrei, sondern ganz wasserfrei ist.
Die Schurenbachhalde in Altenessen gehört zu einem der Naherholungsgebiete im Essener Norden. Wer die Halde von der Emscherstraße aus erreicht, muss zunächst eine Brücke, die über eine grüne Wiesenfläche verläuft, überqueren. „Viele werden sich bestimmt schon gefragt haben: Wieso heißt die Halde Schurenbachhalde?“, sagt Ilias Abawi, Leiter der Abteilung Kommunikation und Marketing der Emschergenossenschaft.
Derzeit sinken viele Flusspegel, so war der Rheinpegel in Emmerich so niedrig wie noch nie zuvor. Der Essener Schurenbach, ein Nebenlauf der Emscher, ist allerdings ganz ausgetrocknet. Am Fuße der Schurenbachhalde, wo Blumen und andere Pflanzen wachsen, liegt eigentlich sein Flussbett. Im Jahr 2016 hat die Emschergenossenschaft den Schurenbach aus der Verrohrung an das Tageslicht zurückgeholt. Nach dem Umbau sei der Schurenbach aber nicht mehr nur abwasser-, sondern ganz wasserfrei, sagt Abawi.
Emscherumbau soll Essener Gewässer abwasserfrei machen
„Der Schurenbach ist eines der Gewässer, dem wir zu neuem Leben verhelfen wollten“, sagt Abawi. Der Bach gehörte zu den sogenannten verschwundenen Gewässern, er floss also unter der Erde durch einen Kanal.
Als Teil des Emscherumbaus, der Anfang der 90er-Jahre beschlossen wurde, und der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollte der Schurenbach aber nicht nur abwasserfrei sondern auch offengelegt werden. Saubere Gewässer, die unterirdisch verlaufen, würden den ökologischen Zielen widersprechen, erklärt Abawi die Wasserrahmenrichtlinie. Für den Schurenbach habe die Emschergenossenschaft eine 1,1 Kilometer lange Trasse gebaut, um ihn ans Tageslicht zurückzuholen. Das Abwasser fließe weiterhin durch die Kanalisation, welche ausgebaut wurde, erklärt Abawi.
Lesen Sie auch: „Emscher: Natur vor der Haustür“, die bisherigen Folgen der Serie
- So können Essener vom Emscher-Umbau profitieren
- Niederfeldsee: Stiller Held gegen den Klimawandel
- Gießkannenhelden: So sollen in Essen Bäume gerettet werden
- Am Borbecker Mühlenbach staunt sogar der Ökologe
- Essen versteckter Schatz: RWE-Parkplatz gegen den Klimawandel
- Im „Blauen Klassenzimmer“ etwas über die Natur lernen
Quelltopf ist fast ausgetrocknet - kein Wasser im Schurenbach
Der Umbau habe allerdings nicht dazu geführt, dass sich die Schurenbachhalde an einem fließenden Gewässer befindet. „Der Schurenbach ist ein Gewässer mit sehr geringem Quellzufluss“, erklärt Abawi. Mittlerweile sei der Quelltopf, der sich südlich der Heßlerstraße und des Hegerkamps in Altenessen befindet, so gut wie ausgetrocknet. Seit dem Ende des Umbaus sei kein permanent fließendes Wasser mehr durch das Flussbett geflossen.
Mittlerweile komme kaum noch Wasser im Flussbett an, weswegen der Schurenbach auf die Regenwasser-Einleitung angewiesen sei. Durch die derzeitige Hitze und damit einhergehende Dürre gebe es jedoch kein Regenwasser, welches eingeleitet werden könnte, erklärt Abawi.
Schurenbach erfüllt zunächst unbedachte Funktion: Hochwasserschutz
Bei Starkregenereignissen, wie beispielsweise im vergangenen Jahr, erfülle der Schurenbach aber eine Funktion, die in dieser Form zunächst nicht geplant gewesen sei. Das Regenwasser könne im meist leeren Schurenbach aufgestaut werden und anschließend über den Schwarzbach in Gelsenkirchen in die Emscher abfließen. „Das Regenwasser kann über die Schurenbach-Trasse abgeleitet werden, damit es aus dem Stadtteil weg ist“, erklärt Abawi den Vorteil für die Anwohner.
„Diese Renaturierung ist also eine Hochwasserschutzmaßnahme“, sagt Abawi. Der Bachlauf sei auch ein Grund gewesen, dass der Essener Norden im vergangenen Jahr nicht überschwemmt worden sei. „Wir hatten aber auch Glück, da es hier nicht ganz so stark geregnet hat.“
Fische werden im Essener Schurenbach nicht zu finden sein
Derzeit gebe es am Schurenbach zwar keine blaue, aber eine grüne Infrastruktur. Dies sei laut Abawi ein gutes Zeichen, da durch die grüne Infrastruktur dennoch eine Naherholungsmöglichkeit geschaffen wurde. Bei starken Regenfällen bietet die grüne Infrastruktur den Vorteil, dass das Wasser verdunsten kann. Dies würde eine abkühlende Wirkung für die Umgebung haben.
„Fische werden es hier aber schwer haben“, sagt Abawi. Klassische Emscherbewohner wie den Stichling oder die Emschergroppe werden Besucher im Schurenbach nicht finden. Zwar können Besucher der Schurenbachhalde derzeit nicht über einen fließenden Bach laufen, wenn sie die Brücke überqueren, dafür aber über eine wichtige Vorsorgemaßnahme in Bezug auf den Klimawandel.
In unserer Serie „Emscher: Natur vor der Haustür“ geben wir Ausflugstipps zu Orten, an denen Lösungsansätze für Zukunftsthemen wie Nutzung von Regenwasser, städtebauliche Entwicklung mit Blick auf Wassernutzung, Artenschutz und Aufenthaltsqualität an renaturierten Uferrändern jetzt erlebbar sind.