Essen. Die Emscher ist befreit vom Abwasser. Was das für die Essener bedeutet, zeigt sich an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet. Wir stellen sie vor.
Die Emscher ist wieder sauber: 170 Jahre lang diente der Fluss dem nördlichen Ruhrgebiet als Kloake, bis sich die Emschergenossenschaft vor drei Jahrzehnten auf den Weg machte, das Gewässer von Abwasser zu befreien. Dieses Ziel ist seit diesem Jahr erreicht.
Was das für die Essener bedeutet, wollen wir in unserer neuen Serie „Emscher: Natur vor der Haustür“ beleuchten: Wir stellen Orte vor, die einen Besuch wert sind. Orte, an denen Lösungsansätze für Zukunftsthemen wie Nutzung von Regenwasser, städtebauliche Entwicklung mit Blick auf Wassernutzung, Artenschutz und Aufenthaltsqualität an renaturierten Uferrändern jetzt erlebbar sind. Dazu gehören unter anderem der Niederfeldsee in Altendorf, der Borbecker Mühlenbach und das Blaue Klassenzimmer in Katernberg. Außerdem erklären Experten, was jeder Essener tun kann, um Regenwasser nachhaltig zu nutzen.
Emscher: Natur vor der Haustür – bisher erschienene Serienteile
- Niederfeldsee: Stiller Held gegen den Klimawandel
- Gießkannenhelden: So sollen in Essen Bäume gerettet werden
- Am Borbecker Mühlenbach in Essen staunt sogar der Ökologe
Die Kernfrage: Wie muss sich die Stadt entwickeln, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein? „Durch Starkregen, hervorgerufen durch den Klimawandel, muss jetzt gehandelt werden“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft und erinnert einerseits an die Flut vor einem Jahr und andererseits an die derzeitigen hohen Temperaturen. Abawi: „Der Kampf gegen den Klimawandel muss das nächste große Generationenprojekt nach dem Emscher-Umbau sein.“ Die Verantwortung dafür liege bei der Stadt, bei verschiedenen Essener Initiativen, die bereits Projekte gestartet haben, bei jedem Bürger und auch bei der Emschergenossenschaft.
Mehrwert für Mensch und Natur
Der Emscher-Umbau soll einen Mehrwert für Mensch und Natur bringen. Anwohner sagten in den vergangenen Jahren oft, wenn die Emscher stinkt, ändert sich das Wetter. Darauf können sie sich jetzt nicht mehr verlassen. Die Emscher stinkt nicht mehr, sondern wirkt an einigen Stellen vielmehr einladend – für Kinder und Erwachsene, für Radfahrer und Spaziergänger, für Menschen, die einen Ruhepol suchen. Wo diese Stellen sind, zeigen wir in den kommenden Wochen in dieser Serie.
Abawi: „Auch nach Abschluss des Emscher-Umbaus droht der Emschergenossenschaft keine Untätigkeit.“ Die Kernaufgaben – Hochwasserschutz, Abwasserentsorgung und Unterhaltung der Gewässer – blieben bestehen.
Mit Blick auf Starkregen böten die renaturierten Gewässer inklusive der neuen Rückhalteräume beispielsweise einen Hochwasserschutz und die neuen Grünflächen im Bereich der Ufer sorgen für ein besseres Mikroklima.
Dafür wurden in Essen rund 593 Millionen Euro in den Emscher-Umbau investiert. Zum System gehören auch der Borbecker Mühlenbach, ein Teil der Boye, der Ernestinengraben, Katernberger Bach, Läppkes Mühlenbach, Leither Bach, Pausmühlenbach, Sälzerbach, Schurenbach, Schwarzbach, Stoppenberger Bach und die Berne. „Das Berne-System ist als einziger Nebenlauf noch nicht abwasserfrei“, sagt Abawi. Dort wurden die Bauarbeiten durch die Umsiedlung eines seltenen Vogels, der Wasserralle, verzögert. Das Wasser der Berne fließt aber nicht in die Emscher, sondern in den Abwasserkanal.