Essen-Altendorf. Der Niederfeldsee: Ein Ruheort im eng besiedelten Essen-Altendorf. Warum er den Besuch wert ist, wie er beim Kampf gegen den Klimawandel hilft.
Der Niederfeldsee in Essen-Altendorf soll die Lebensqualität in dem dicht besiedelten Stadtteil verbessern. Es handelt sich jedoch nicht um einen Badesee, sondern einen wichtigen Bestandteil, wenn es um die Klimafolgenanpassung geht. 2014 wurde der neu erbaute See eingeweiht, nachdem die Idee im Jahr 2010 entstanden ist, erklärt die städtische Umweltdezernentin Simone Raskob beim Termin vor Ort.
„Die Emschergenossenschaft ist im Bereich Klimafolgenanpassung am Projekt Niederfeldsee beteiligt und hat die Ermöglicherrolle inne, um gegen den Klimawandel anzukämpfen“, erläutert Andreas Giga, Leiter der Zukunftsinitiative der Emschergenossenschaft: „Wir haben die Natur aus der Stadt verdrängt. Da die Innenstädte größtenteils versiegelt wurden, ist es dort grundsätzlich immer ein paar Grad wärmer.“ Der Niederfeldsee sorge dafür, dass das Regenwasser nachhaltig genutzt werde und Überschwemmungen in dem Quartier nicht vorkommen können.
Durch den Niederfeldsee ist eine Überschwemmung im Quartier nicht möglich
Wie das funktioniert? Der künstlich erbaute See wird mit dem Regenwasser der Dächer der Mietshäuser gefüllt. Ohne diese Regenwasserabkopplung fließe das Regenwasser in die Mischkanalisation, die wiederum überlaufen könne. Überflutungen sind die Folge. „Das Regenwasser gelangt hier in den natürlichen Wasserkreislauf zurück“, so Giga.
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Auch bei starken Regenfällen, wie im Sommer 2021, könne der Niederfeldsee nicht überlaufen. „Das Regenwasser, das nicht mehr in den Niederfeldsee fließen kann, fließt dann in den Sälzerbach“, so Raskob. Aber nicht nur die umliegenden Wohnhäuser füllen den See mit Wasser. Auch die Hüttmannschule in Altendorf sei seit 2015 an das Wassernetz des Sees angeschlossen.
Eine Wasseranlage wie der Niederfeldsee arbeitet zudem als eine Art natürliche Klimaanlage für die Stadt, sagt Giga – besonders in diesen Tagen attraktiv. Während durch Steine die Hitze gespeichert werde, sei der Boden durch das angrenzende Wasser kühler und trage zur Abkühlung der Quartiere bei. Davon profitiere das gesamte Quartier.
Übergeordnetes Ziel von Stadt Essen und Emschergenossenschaft noch nicht erreicht
Eine wasserbewusste Stadtentwicklung sei in den nächsten Jahren laut Giga in der Stadtplanung von Bedeutung. Bei allen Stadtentwicklungsprojekten werde darauf geachtet, dass dies im Bebauungsplan und in den städtebaulichen Verträgen berücksichtigt werde. Die Regenwasserabkopplung sei mit Blick auf Überflutungen ein Muss.
Das übergeordnete Ziel sei es, 15 Prozent des Niederschlagswassers in den Städten, in denen die Emschergenossenschaft tätig ist, abzukoppeln. Im Durchschnitt sei dieses Ziel erreicht, in Essen jedoch noch nicht, weswegen weitere Projekte notwendig seien. „Alle kleinen Maßnahmen führen zu etwas Großem“, ist Giga der Meinung.
Der Stadtteil Altendorf soll attraktiver werden
Neben den Auswirkungen für die Umwelt hat der Niederfeldsee auch einen sozialen Vorteil. „Altendorf ist ein Stadtteil mit hoher Migrationsrate und Sozialspannungen“, erklärte Raskob. Durch Neubauten direkt am See solle die Nachfragegruppe nach sozialem Wohnungsbau allerdings nicht verdrängt werden, sondern vielmehr verschiedene soziale Schichten angesprochen werden. Ziel sei gewesen, die Wohnqualität im Stadtteil zu verbessern und ihn somit attraktiver zu machen.
Die Wohnungsgesellschaft Allbau, der die Mietwohnungen um den Niederfeldsee gehören, hatte schon vor den neu gebauten Häusern Miethäuser vor Ort. Diese seien aber nicht mehr wirtschaftlich sanierbar gewesen, erinnert sich Raskob. Aus diesem Grund wollte die Wohnungsgesellschaft nur unter der Voraussetzung neue Wohnungen errichten, dass eine „grüne und blaue Infrastruktur“ geschaffen werde, die die Lebensqualität erhöhe. Die derzeitige Vollvermietung am Niederfeldsee spreche dafür, dass diese Zielsetzung erreicht wurde.
Ausflugstipp: Das können Sie am Niederfeldsee erleben
Durch den Niederfeldsee sei laut Raskob ein Mehrwert für den Stadtteil entstanden, da sowohl Einheimische als auch Fahrradtouristen den See für eine Alltagspause nutzen. An der Uferpromenade sei durch das Café „Radmosphäre“, das seit 2017 geöffnet ist und direkt an der Uferpromenade liegt, ein Stadtteiltreff entstanden. Kunden können dort Getränke und Speisen kaufen, auch Eis gibt es dort.
Der Radschnellweg R1 führt direkt am See vorbei. Fahrradtouristen oder Spaziergänger können entweder in dem Café oder auf der großen Grünfläche, die einen Teil des Sees umgibt, eine Pause machen. Für Fahrradfahrer, die den Radschnellweg in mehreren Etappen fahren möchten, bietet das Hostel am Niederfeldsee eine Übernachtungsmöglichkeit. Dieses befindet sich in der Niederfeldstraße, die direkt von der Uferpromenade abgeht. Einzelzimmer können ab 35 Euro und Doppelzimmer ab 55 Euro gebucht werden. In dem Hostel gibt es auch eine Werkstatt für Fahrräder. Das Baden ist im Niederfeldsee nach Angaben der Stadt verboten. Die Wasserqualität soll so gesichert werden. Die Grünanlage kann aber beispielsweise für ein Picknick genutzt werden oder um einen schönen Abend in entspannter Atmosphäre zu verbringen.