150 Exemplare der seltenen Fischart in den Borbecker Mühlenbach eingesetzt – als Beweis für die Gewässergüte der renaturierten Köttelbecke.

  • 45 Millionen Euro hat die Emschergenossenschaft in die Renaturierung des Borbecker Mühlebachs investiert
  • 150 Emschergroppen werden im Bach ausgesetzt und sollen Qualitätsindikator sein
  • Fische sind jedoch zu klein, um für Angler oder Hobbyköche interessant zu sein

Schon 45 Millionen Euro hat die Emschergenossenschaft in die Renaturierung des Borbecker Mühlenbachs investiert. Wie gelungen diese Reparatur ist, beweist die Rückkehr einer seltenen Fischart: der kleinen Emschergroppe. OB Thomas Kufen und Uli Paetzel, Chef der Emschergenossenschaft, setzten am Mittwoch in einem grünen Fulerumer Tal symbolisch einige Exemplare dieser Rarität ein.

„Die Emschergroppe ist ein echter Qualitätsindikator“, sagt Paetzel. Seine Experten bringen diesen Fisch nur in Gewässer, „die sich über mehrere Jahre hinweg prächtig entwickelt haben“. Kufen nennt die Emscher einen „vom Menschen ermordeten Fluss“ und staunt: „Jetzt drehen wir das Rad wieder zurück und schreiben mit dem Umbau der Emscher eine europäische Erfolgsgeschichte.“

Oben der strahlend blaue Himmel, unten der saubere Mühlenbach, der sich an üppig sprießendem Uferbewuchs vorbeischlängelt und durchs steinige Bett zur A 40 hinabplätschert. Eine Idylle, wie gemalt, um als Kulisse für diese Erfolgsgeschichte des Ruhrgebiets zu dienen.

Landschaftsökologe Gunnar Jacobs von der Emschergenossenschaft setzt Emschergroppen in den Borbecker Mühlenbach ein.  Foto Services
Landschaftsökologe Gunnar Jacobs von der Emschergenossenschaft setzt Emschergroppen in den Borbecker Mühlenbach ein. Foto Services © Knut Vahlensieck

Gunnar Jacobs, Landschaftsökologe bei der Emschergenossenschaft, hat die Emschergroppe im Laufe der letzten Jahre schon an mehreren Stellen des reparierten Emschersystems eingesetzt. Trotzdem genießt er auch diese Aktion, die erste im Stadtgebiet von Essen. „Es ist jedes Mal ein sehr bewegender Augenblick.“ Etwa 150 Emschergroppen setzt Jacobs heute in mehreren Abschnitten des Mühlenbachs aus. „Sie wird sich innerhalb der nächsten beiden Jahre gut verbreiten“, prophezeit er.

Eine kleine ökologische Sensation

Bevor die Industrialisierung diesen Landstrich umpflügte und die Emschergewässer zu Köttelbecken und schnurgeraden, offenen Kloaken degradierte, war die Groppe hier weit verbreitet. Danach galt sie als nahezu ausgestorben, doch Mitte der neunziger Jahre entdeckte man sie in Bottrop wieder: im Oberlauf der Boye, in einem von Abwasserleitungen verschonten Abschnitt – eine kleine ökologische Sensation.

Die Rückkehr der Groppe

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    Die Exemplare, die seit Mittwoch den Borbecker Mühlenbach erobern, hat Jacobs eben jener Boye entnommen. Groppen seien „bodenorientiert und revierbildend“. Sie werden sich den schmalen Bach mit Stichlingen teilen und mit wirbellosen Gewässertieren, die der Fachmann „Invertebrate“ nennt. Dazu zählt beispielsweise der Bachflohkrebs, den die Groppe allerdings selbst ganz gerne verputzt. Sie besitze eine perfekte Tarnfarbe, verschwimme geradezu mit dem sandigen Boden und sei so vor dem gefräßigen Reiher und Eisvogel geschützt. „Natürliche Feinde hat sie also nicht“, frohlockt Jacobs.

    Die meisten Neuankömmlinge sind nur zehn Zentimeter klein und werden höchstens noch sechs Zentimeter zulegen: Viel zu wenig, um für Angelfreunde oder gar Hobbyköche interessant zu sein.

    Weil der Borbecker Mühlenbach nördlich der A 40 noch auf seine Reparatur wartet, endet der saubere Abschnitt mit einer Art Fang. „So verhindern wir, dass die Emschergroppe ins Schmutzwasser gelangt“, erklärt Jacobs.

    In gut einem Jahr wird der Fisch-Fachmann ins Fulerumer Tal zurückkehren: zur Erfolgskontrolle.