Essen-Bergeborbeck. Der Parkplatz vor dem RWE-Stadion ist mehr als nur ein Stellplatz für Pkw. Wie er Essen dabei unterstützt, den Stand des Grundwassers zu sichern.

Das Stadion an der Hafenstraße wurde vor knapp zehn Jahren eingeweiht. In dem Stadion, in dem der Rot-Weiss-Essen jetzt in der dritten Liga spielt, wird aber nicht nur Fußball gespielt, sondern auch zur Klimarettung beigetragen.

Das Regenwasser, das auf dem Dach des Stadions und auf dem Parkplatz landet, wird nämlich abgekoppelt: Unter dem Parkplatz befinde sich ein Mulden-Rigolen-System, erklärt die städtische Umweltdezernentin Simone Raskob. Dort wird das Regenwasser aufgefangen, in eine mit Kies gefüllte Rigole - eine Art Speicher - weitergeleitet, versickert dann in den Boden und gelangt ins Grundwasser. Außerdem sei es über ein unterirdisch verrohrtes System an den Bernebach angeschlossen.

Grundwasserspiegel der Stadt Essen sinkt immer weiter

Wäre der Parkplatz klassisch versiegelt, würde das Regenwasser in eine Mischkanalisation fließen, wo es mit dem Toilettenwasser verschmutzt werde und anschließend gereinigt werden müsse. „Es wäre eine vertane Chance gewesen, das Wasser, wie gewohnt, in den Mischkanal laufen zu lassen und nicht unterirdisch zurückzuhalten und in den Bach einzuleiten“, erklärt Andreas Giga von der Emschergenossenschaft und ergänzt, dass der Stand des Grundwassers immer weiter sinke, wenn es solche Projekte nicht gebe: „Dann haben wir ein echtes Problem, da die Bäume dann über Meter im Trockenen stehen.“

Emscher: Natur vor der Haustür, die bisherigen Folgen der Serie

Pilotprojekt soll ein Vorreiter für weitere Maßnahmen sein

Könnte dieses Projekt, das von der Stadt initiiert und von der Emschergenossenschaft umgesetzt wurde, Schule machen? „Grundsätzlich könnten alle großen Stellplatzflächen abgekoppelt werden“, sagt Giga. Dies habe etwa auch für Firmen den Vorteil, dass sich diese die Abwassergebühr sparen, da sie die Kanalisation nicht nutzen. Das Autologistikunternehmen Helf in Katernberg sei ein Beispiel. Die Firma habe das Firmengelände abgekoppelt und fange das Regenwasser unterirdisch auf. Das System sei das gleiche, wie das, auf bei dem RWE-Parkplatz genutzt werde.

Das Regenwasser von Dach und Parkplätzen des Essener RWE-Stadions wird abgekoppelt und in die Berne eingeleitet.
Das Regenwasser von Dach und Parkplätzen des Essener RWE-Stadions wird abgekoppelt und in die Berne eingeleitet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auch bei Lebensmittelhändlern oder Discountern wäre eine solche Maßnahme denkbar, sagt Raskob. Wenn der Boden es zulässt, könne auch dort ein Mulden-Rigolen-System wie unter den RWE-Parkplatz gebaut werden. Beim Neubau sei dies einfacher, aber auch bereits bestehende Parkplätze könnten umgebaut werden.

Es sei entscheidend, in welcher Entfernung der nächste Bach lege und wohin das Regenwasser fließen könne, erklärt Giga. Außerdem müsse die Wirtschaftlichkeit beachtet werden. Die eingesparten Gebühren müssten mit den Kosten ins Verhältnis gesetzt werden.

Weitere Orte mit Regenwasserabkopplung

Nach Angaben der Emschergenossenschaft gibt es in Essen noch weitere Orte, an denen das Regenwasser abgekoppelt wurde.

  • Auf dem Gelände der Zeche Zollverein Schacht XII sind die Straßen und Parkplatzflächen (61.900 Quadratmeter) sowie Dachflächen (22.200 Quadratmeter) von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt worden.
  • Auf dem Gelände der Zeche Zollverein/Kokerei sind Straßen und Parkplatzflächen abgekoppelt worden (48.047 Quadratmeter) sowie Dachflächen (56.726 Quadratmeter)
  • Beim EVAG-Betriebshof (heute Ruhrbahn) an der Adelkampstraße sind neben Dachflächen (5000 Quadratmeter) auch Parkplatzflächen von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt worden (20.000 Quadratmeter)
  • Die Dachflächen der Gruga-Messehallen sind abgekoppelt worden (rund 35.600 Quadratmeter), die Parkplätze allerdings nicht.
  • Bei der Firma Stauder sind Dachflächen (rund 10.600 Quadratmeter) und Wege- und Anlieferungsflächen abgekoppelt worden (2000 Quadratmeter). Alle diese Maßnahmen sind über die Emschergenossenschaft mit Mitteln aus der Zukunftsvereinbarung Regenwasser gefördert worden.

Ausflugstipp RWE-Stadion

Wer den RWE-Spielern in dieser Saison an der Hafenstraße die Daumen drückt, sollte also mal einen Blick auf den Parkplatz werfen. Mit dem Fahrrad kommt man auf der Naturroute der Stadt am Stadion und an der Berne vorbei, in die das abgekoppelte Regenwasser hineinfließt.