Essen-Katernberg. Mit dem „Blauen Klassenzimmer“ vermittelt die Emschergenossenschaft Nähe zur Natur. Was Lehrer und Kinder am Katernberger Bach erforschen können.
Im Rahmen des Generationenprojektes Emscher-Umbau wurde der bislang verrohrte Katernberger Bach wieder offengelegt. Hier investierte die Emschergenossenschaft rund 29 Millionen Euro. Am neu entstandenen Bachlauf finden sich Furten, ein „Matschufer“ und neben der Freien Schule ein „Blaues Klassenzimmer“ als Lernstandort im Freien. Hier führen Steinstufen herab zum Gewässer.
Sebastian Ortmann von der Emschergenossenschaft steht für offene Kommunikation mit den Anwohnern, für größtmögliche Einbeziehung der Menschen vor Ort. Er formuliert das Prinzip der Partizipation: „In Sachen Beteiligung sind wir hier in die Vollen gegangen. Wenn die Emscher zum Mitmachfluss werden will, ist das hier die Blaupause.“ Wie das durchaus ambitionierte Bildungsengagement wirkt, zeigt ein Workshop für Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher.
Kleintiere wie Schwimmkäfer sind wichtig für die Wasserqualität
Biologe Kai Möx steht im Wasser und erläutert, was es zu entdecken gibt: „Zum Beispiel Köcherfliegenlarven, Schwimmkäfer, Kaulquappen.“ Kleintiere seien wichtig zur Bestimmung der Wasserqualität. Das könne man von Kita bis Oberstufe gut nachvollziehen, von einfachstem Experiment bis zur komplexen Analyse. Die Pädagogen sollen als Multiplikatoren dienen. Mit einfachen und kostengünstigen Mitteln sollen sie Kindern wieder mehr Nähe zur Natur vermitteln.
Ute Kleff und Marianne Zelko vom CSE-Familienzentrum „Taka-Tuka-Land“ an der Heßlerstraße sind begeistert: „Wir haben Informatives über den Emscher-Umbau erfahren, sind dann schnell zur Praxis übergegangen. Haben geschaut, welche Tiere in Flussgewässern leben. Ohne großen Aufwand kann man Kindern das zeigen. Da reichen ein Haushaltssieb und ein heller Blumentopfuntersetzer.“
Die Emschergenossenschaft hat das Bilderbuch „Unterwegs mit den Flusspiraten zu den Tieren am Bach“ herausgegeben. Hier erfahren die Kinder, was am Blauen Klassenzimmer alles huscht, schwimmt und krabbelt. Die Erzieherinnen werden ihre Kinder mitnehmen auf Entdeckertour: „Unsere Kita liegt an der Schurenbachhalde. Dort gibt es auch einen Bach und kleine Tümpel.“
Ort wird dem Stadtteil zurückgegeben und dient der Vernetzung
Lena Stieler ist Lehrerin der nahe gelegenen Kantschule: „Unsere Schüler haben beim Sauber-Zauber auch hier Müll gesammelt. Ich finde es sehr schön, dass dieser Ort dem Stadtteil zurückgegeben wurde. Hier können wir den Kindern erklären, wie sich das von einer stinkenden Köttelbecke bis zur Renaturierung entwickelt hat.“
Der Workshop sei sehr kurzweilig gewesen: „Ich weiß jetzt, welche Materialien ich benötige.“ Darüber hinaus sei das Blaue Klassenzimmer der ideale Platz, um Menschen des Stadtteils miteinander zu vernetzen: „Ich wünsche mir eine weitere Steigerung der Aufenthaltsqualität, vielleicht durch eine Gastronomie. Das würde noch mehr Belebung bringen und der Stadtteil profitieren.“
Ingrid Ratay ist Leiterin der Stadtteilentwicklung bei der Stadtverwaltung: „Die Kooperation von Genossenschaft, Ministerium und Stadt ist hier in Katernberg beispielhaft. Wir bleiben aber nicht stehen beim Bach. Hier soll noch ganz viel passieren. Das Gebäude und der Hof der Freien Schule sollen aufgewertet werden.“
Am Schulgebäude steht der Schriftzug „Komm an den Bach“
Sebastian Ortmann weist auf den fast trockengefallenen Bach: „Hier sehen wir den Klimawandel. Das saubere Regenwasser wollen wir entkoppeln von der Mischkanalisation und ins Gewässer führen.“ Ingrid Ratay ergänzt: „Wenn wir den Schulhof entsiegeln, wollen wir das mit einer Neugestaltung verbinden.“ An der Hauswand der Freien Schule ist der riesige Schriftzug „Komm an den Bach“ zu bewundern. Geschäftsführerin Martina Morzonek-Kolberg strahlt: „Unsere Kinder sind jeden Tag mit Kescher und Becherlupen am Bach unterwegs. Sie beobachten auch die Pflanzen.“
QR-Codes führen zu informativen Webseiten
An einer Info-Stele und an der Freien Schule sind QR-Codes angebracht. Mit dem Handy gescannt gelangt man zu den Webseiten der Emschergenossenschaft. Unter „Katernberger Bach“ und „Bildungsengagement“ finden sich auf www.eglv.de nützliche und wissenswerte Infos.
Es gibt Audioguides, die von den Kindern der Schule sowie einigen Lehrkräften besprochen wurden. Auch sind erklärende Videos zu entdecken und die mit der Uni Duisburg-Essen entwickelte Wasserforscherbox, die ausgeliehen werden kann.
Ganz in der Nähe produzieren Imker mit ihren Bienenvölkern originalen Katernberger-Bach-Honig, so Sebastian Ortmann: „Wir werden verstärkt heimische Blühmischungen anpflanzen, als Futter auch für Wildbienen.“
Am „Blauen Klassenzimmer“ gebe es keinerlei Beschränkungen: „Man muss sich nicht anmelden. Wer kommt, der kommt. Wenn mehrere Gruppen gleichzeitig da sind, umso besser. Die können dann gemeinsam forschen.“