Duisburg. . Die kleine Bar „Goldengrün“ in Duisburg genießt einen guten Ruf in der Clubszene. Doch jetzt verbietet das Ordnungsamt das Auflegen in dem Club: DJs gelten per Gesetz als Live-Musiker - für Livemusik fehlt den Betreibern aber die Konzession.

„Ich bin jetzt offiziell Musiker“, sagt Bartosz Kwiecinski, freut sich darüber aber gar nicht. „Ich auch“, klagt Thomas Amshove.

Bisher waren die beiden schlicht die Betreiber der kleinen Bar „Goldengrün“ an der Realschulstraße, und zwischendurch haben sie sich – wie einige andere DJs auch – an die Plattenspieler im hinteren Bereich des Ladens gestellt, um ihre Gäste mit Musik zum Tanzen zu animieren. Doch DJs sind Live-Musiker, darauf besteht das Duisburger Ordnungsamt und hat das Recht auf seiner Seite. Deshalb ist jetzt Schluss mit dem Tanzen im „Goldengrün“.

„Formal sind wir die Dummen“, räumt Thomas Amshove zerknirscht ein. Bevor das Lokal vor neun Monaten eröffnete, waren er und sein Partner beim Ordnungsamt und sprachen über die Konzession. „Da haben wir erzählt, was wir planen: Lesungen, Filme zeigen, Platten auflegen, Konzerte. Das einzige, was bemängelt wurde, waren die Konzerte.“ Denn das „Goldengrün“ liegt in einem Wohngebiet. Eine Konzession, die Live-Musik erlaubt, bekamen Amshove und Kwiecinski deshalb nicht. Einmal im Monat dürfen sie aber ein Konzert veranstalten, und daran haben sie sich gehalten. „Wer kommt denn darauf, dass DJs auch zu Live-Musik gerechnet werden?“, fragt Amshove. Im „Goldengrün“ jedenfalls niemand. „Auch dem Ordnungsamt ist das erst nach neun Monaten aufgefallen.“

Keine Probleme mit den Nachbarn

In dieser Zeit hat sich das „Goldengrün“ aber gerade durch die DJ-Veranstaltungen im Duisburger Nachtleben profiliert und ein in der Szene beliebtes Programm auf die Beine gestellt. Eintritt wird an solchen Abenden übrigens nicht fällig, denn das „Goldengrün“ soll ausdrücklich keine Disko sein. „Wo ist denn überhaupt der Unterschied zwischen Musik vom Band, für die ich die Reihenfolge vorher festgelegt habe, und Musik, bei der ich die Playlist am Abend selbst zusammenstelle? Das ist doch am Ende die gleiche Arbeit, die geleistet wird“, betont Amshove.

Um die Lautstärke der Musik oder Beschwerden der Bewohner in den umliegenden Häusern geht es in dieser Diskussion nicht. „Das ist doch das Wichtigste in einem Wohngebiet. Mit unseren Nachbarn kamen wir immer gut aus“, erklärt der „Goldengrün“-Mitbesitzer. „Die Regelung, die jetzt bei uns durchgesetzt wird, hat sicherlich oft ihre Berechtigung. Aber man kann das doch mal im Einzelfall prüfen. Wenn es keine Probleme mit der Lautstärke gibt, dann ist es einfach nicht sinnvoll, das durchzusetzen.“

„In was für einer Stadt wollen wir leben?“

Eine Stelle, die in dieser Frage zwischen Ordnungsamt und „Goldengrün“ vermitteln könnte, hat Thomas Amshove in der Stadt noch nicht gefunden. „Wir haben keinen Ansprechpartner, weil sich hier niemand für Läden wie unseren interessiert. Und eine Lobby haben wir schon gar nicht.“

Inzwischen stecke man als Duisburger Veranstalter oder Betreiber durch zahlreiche Verordnungen in einem Korsett, das es unmöglich mache, überhaupt noch Veranstaltungen durchzuführen. „Da sind wir dann bei der Frage: In was für einer Stadt sollen wir denn leben? Auch wenn einzelne Verordnungen an einem Beispiel sinnvoll sind, kann man doch nicht alle blind bei jeder Veranstaltung anwenden.“

Die Stadt brauche deshalb dringend jemanden, der beide Seite und vor allem die Verhältnismäßigkeiten kenne.