Hundertmeister in Duisburg schließt am Wochenende - letztes Konzert
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Duisburg. .
„Ehe man sich versieht, befindet man sich in der Provinz.“ Frank Jebavy, Leiter des Duisburger Festivalbüros, gehört zu den Trauernden um das Kulturzentrum Hundertmeister, das am Wochenende sein Quartier am Dellplatz verlassen wird.
Jebavy war bei der Eröffnung des Zentrums im April 1998 der erste Geschäftsführer des Hauses, das zuletzt meist nur noch durch Geldprobleme auf sich aufmerksam machte. Der heutige Festivalbüro-Chef sieht den Niedergang des Hundertmeisters als Beispiel dafür an, dass die freie Kultur-Szene in der Stadt keine Unterstützung mehr findet: „Es ist wieder ein Teil der Duisburger Kultur damit verloren gegangen.“
Ein Motor für die Stadt
Dabei sei doch gerade diese Kreativ-Szene ein Motor für eine Stadt, die damit ein junges und interessantes Publikum an sich binden könnte. Als symptomatisch sieht es Jebavy an, dass nur noch darüber gesprochen wird, mit wie viel Geld das Zentrum bezuschusst und nicht mehr, warum das Haus finanziell unterstützt wurde.
Nachdem das Zentrum Eschhaus Mitte der 80er Jahre abgerissen worden war, hatte man sich lange um ein Nachfolgezentrum in der Stadt bemüht. Als die Pläne, das Zentrum in der Alten Feuerwache in Hochfeld zu etablieren, scheiterten, bot man dem neu gegründeten Verein Feuerwache das ehemalige Kultur- und Freizeitzentrum am Dellplatz an. Und tatsächlich war das Hundertmeister schnell ein Erfolgsprojekt mit vielen jungen Besuchern, einem spannenden Kulturprogramm und guten Einnahmen.
Doch als das Pulp in Hochfeld und die neue Szene am Innenhafen für Konkurrenz sorgten, wurde die Lage schwieriger. Zudem habe man, so Jebavy, im Management des Hauses auch schwer wiegende Fehler gemacht. Zuletzt sei das Programm „austauschbar“ gewesen und man habe sich nur noch „mit sich selbst beschäftigt“. Wenn das Hundertmeister jetzt vom Netz gehe, dann sei auch die Förderung für die Freie Szene in Duisburg vorbei. Die Folge sei, dass viele junge Künstler und Musiker abwandern und die Stadt an urbaner Lebensqualität verliere. Jebavy: „Der Freien Szene fehlt in Duisburg die Lobby.“
Schließung - und doch noch ein Konzert
Der Insolvenzverwalter hat für den 30. Juni die Schließung des Hundertmeisters angekündigt. Seine Bemühungen um eine Nachfolgelösung für einen reibungslosen Übergang sind fehlgeschlagen. In der vergangenen Woche hatte er noch einmal unterstrichen, dass er auch mit Rücksicht auf die Alt-Gläubiger keine neuen Verträge mit Mitarbeitern schließen könne.
Am Freitag findet dennoch ein Konzert statt: Das „BigBand-Konzert“ mit der Bigband der Musikschule Bottrop und der Bigband der Niederrheinischen Musikschule. Veranstalter sind allerdings Theater und Philharmonie, Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt für das Konzert kostet 10 Euro.
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