Duisburg. Die Duisburger City soll 2023 attraktiver werden. Forderung nach mehr Ordnungskräften. Diese Ideen haben Politiker für eine bessere Innenstadt.
Die Duisburger Innenstadt steht vor großen Herausforderungen. Wirtschaftsförderer und Stadtentwickler bemühen sich seit Jahren, den Abwärtstrend zu stoppen: In bester Lage stehen etliche Ladenlokale leer. Doch ein Anmietungsfonds, der neue Ansiedlungen fördern soll, hat noch nicht den gewünschten Erfolg auf der Königstraße gebracht. Mit dem Bau der Torhäuser an der Düsseldorfer Straße, dem geplanten Abriss der Pavillons am Kuhtor und der Umgestaltung des Kuhlenwalls zur Flaniermeile Richtung Innenhafen, dem künftigen Mercatorquartier und dem Umbau der Altstadt wird die City sich aber auch baulich verändern.
Zuletzt sind zunehmend auch soziale Probleme sichtbar geworden. An den Anblick von Menschen, die am Lifesaver ihr Bierchen trinken, haben sich viele Duisburger und Duisburg-Besucher schon gewöhnt. Doch im Rahmen des Weihnachtsmarktes beschwerten sich Händler und Passanten über Bettler. Auch eine Jugendbande verbreitete Angst. Nachbarn der Hohe Straße schrieben sogar einen Brief an den Oberbürgermeister. Wie also soll es weitergehen mit der Innenstadt? Diese Antworten geben die Bezirkspolitiker der verschiedenen Parteien auf die nicht ganz leicht zu beantwortete Fragen.
Martin Schumacher (CDU): „Überwachung, Betreuung und gegebenenfalls Sanktionierung der Bettler-, Trinker- und Drogenszene“
Die CDU ist überzeugt: 2023 werden zukunftsträchtige Städtebau-Projekte in der Innenstadt fortgeführt und abgeschlossen, „die wir als CDU politisch entscheidend mittragen“. Mit wirtschaftlichem Blick auf die Innenstadt müsse der stationäre Einzelhandel gestärkt werden. „Leerstände von Ladenlokalen sind zu vermeiden oder zu beseitigen.“ Darüber hinaus solle die Attraktivität und die Aufenthaltsqualität der Innenstadt weiter verbessert werden. „In diesem Zusammenhang ist auch der Aspekt von Sauberkeit und Ordnung in der Innenstadt ein wesentlicher Ansatz der CDU – von der Kontrolle der ordnungsgemäßen Altpapierbereitstellung zur Abholung über die Lösung der Taubenproblematik – bis hin zur Überwachung, Betreuung und gegebenenfalls Sanktionierung der auffälligen Bettler-, Trinker- und Drogenszene.“
Auch interessant
Damit rücke die soziale Perspektive verstärkt ins Blickfeld. „Mehr Präsenz von Ordnungsamt und Polizei in der City wäre wünschenswert, um Ordnungswidrigkeiten und Straftaten vorzubeugen. Dabei sollte auch das jüngste Phänomen der marodierenden Jugendbanden ermittelt werden.“ Andererseits sollen laut CDU aber auch Hilfsangebote gemacht werden – „ein Drogenkonsumraum wird 2023 beispielsweise ein Thema sein“.
Karin Bräunling (SPD): In City-Nähe ein Areal für Jugendliche finden
Karin Bräunling, Vorsitzende der SPD-Fraktion, betont: „Unserer Fraktion ist es ein Anliegen, den Aufenthalt in der Innenstadt für alle so attraktiv zu gestalten, dass die Verweildauer dort länger wird. Sauberkeit und Sicherheit ist nur einer der Punkte, an denen wir in Zukunft arbeiten werden, aber auch das Thema Klima und Umwelt in der Innenstadt ist ein Hauptpunkt. Die Verkehrsanbindung und Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer mit ihren Problemen werden wir verstärkt in unsere Arbeit aufnehmen.
Im Bereich der Sicherheit ist die Aufstockung des Personals bei den Ordnungskräften ein Anfang und sollte weiter ausgebaut werden. Wir stellen uns vor, dass in Citynähe ein Areal gefunden werden kann, dass es den Jugendlichen ermöglicht, ihre Freizeit dort zu verbringen und damit verstärkt den Innenstadtkern zu meiden.
Auch interessant
Zu den städtebaulichen Unternehmungen sind in der Bezirksvertretung Mitte die ersten Abschnitte bereits auf den Weg gebracht und Beschlüsse gefasst worden. Hier werden wir auch weiterhin darauf achten, dass die Umsetzung vorangeht. Der rückläufige Handel in den Innenstädten ist nicht nur in Duisburg ein großes Problem, sondern wird von vielen umliegenden Kommunen ebenfalls beklagt. Aber auch hier ist uns ein Anliegen, die Kaufkraft und Nahversorgung in der Innenstadt zu erhalten oder auszubauen.“
Frank Albrecht (FDP): ÖPNV-Angebot in der Innenstadt ist ausbaufähig und erinnert an eine Kleinstadt
Frank Albrecht (FDP) widerspricht: „Der Einzelhandel, wie wir ihn vor zwanzig Jahren hatten, wird in dieser Form nicht mehr zurückkommen. Um so wichtiger ist es, die Innenstadt mit dem Kern Königstraße attraktiver zu machen mit einer Mischung aus Handel, Gastronomie und Kultur.“ Der Rahmen für die beliebten Stadtfeste und Märkte sei gut, als „stark ausbaufähig“ bezeichnet er aber das ÖPNV-Angebot, das von Takt und Informationsangebot her an das Angebot in „einer größeren Kleinstadt“ erinnert. Zentrumsnahes Wohnen, auch für ältere Menschen, zum Beispiel in der Altstadt müsse nach FDP-Meinung gefördert werden.
„Elementar für die Entwicklung der Innenstadt ist die Sicherheit, die sich leider verschlechtert hat. Null-Toleranz für Gewalt und Kriminalität ist das Gebot. Auch Obdachlose und Bettler haben sich an Regeln zu halten.“ Der städtische Ordnungsdienst solle von der Stadt verstärkt und besser ausgebildet werden. „Es sind aber auch mehr Angebote für Jugendliche notwendig.“
Die städtebaulichen Großprojekte wie „Duisburger Dünen“ und „Mercatorquartier“ sind zu begrüßen und können zur Belebung der Innenstadt beitragen. Zur zügigen Umsetzung dieser Projekte ist es aber unabdingbar, dass die städtische Bauverwaltung wieder personell so verstärkt wird.
Marcel Witt (Junges Duisburg): Fahrradboxen für die Innenstadt
„Wir begrüßen die jüngsten Planungen der Altstadt – am Marientor sowie Calaisplatz. Diese Planungen wirken darauf hin, die Innenstadt miteinander zu verbinden und neu zu beleben. Wir benötigen auch hier attraktiven modernen Wohnraum, insbesondere für junge Familien“, betont Marcel Witt (Junges Duisburg).
Mit dem „Mybus“ sei bereits eine Forderung von Junges Duisburg umgesetzt worden, den Innenhafen besser anzubinden. Auch das Dellviertel biete „tolle Ausgehmöglichkeiten“. Es gebe jedoch weiteren Bedarf, etwa eine Mischung aus flexibel nutzbarem ÖPNV und privaten Angeboten wie Leihfahrräder oder E-Scootern. „Zur weiteren Unterstützung der Mobilität fordern wir einen massiven Ausbau von Fahrradboxen zum sicheren Abstellen von Fahrrädern. Angebote statt Verbote helfen zu einem Umdenken in der Mobilität.“
In der Innenstadt gebe es zudem aus Sicht von Marcel Witt „drei schwerwiegende Probleme“: „Erstens: Fehlender Parkraum für Anwohner wie Besucher.“ In den vergangenen Jahren seien Dutzende Pkw-Plätze weggefallen. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass nicht noch mehr Parkraum reduziert wird.“ Zweitens gebe es beim Leerstand viel zu tun. Drittens seien vermehrt Ordnungswidrigkeiten in der Innenstadt ein Problem. „Die Besucher bleiben aus, da sich eine stark präsente Trinker-, Drogen-, und Bettlerszene in der Innenstadt ausweitet“, glaubt Witt. Zwar gebe es eine Citywache der Polizei, die mit dem Ordnungsamt eng zusammenarbeitet. „Eine weitere Unterstützung kann eine Videoüberwachung sein.“
Michael Dubielczyk (Die Fraktion/Die linke Partei): „Einrichtung einer öffentlichen Toilette am König-Heinrich-Platz prüfen“
Mit Blick auf die Stadtentwicklung beim Mercatorquartier, erklärt Michael Dubielczyk stellvertretend für „Die Fraktion/Die linke Partei“: „Wir befürworten grundsätzlich die Entwicklung im Mercatorquartier, fordern allerdings eine soziale Komponente ein.“ Damit sind neue Sozialwohnungen und barrierefreie Bleiben gemeint.
In Sachen ÖPNV solle die Stadt die Linienführung der 933 noch einmal überdenken. „Die Streckenführung sollte tagsüber wieder nach dem ehemaligen Nahverkehrsplan über die Friedrich-Wilhelm-Straße laufen. Abends sollte sie dann über die Landfermannstraße, das Stadttheater und den Schäferturm fahren“, lautet der Vorschlag der Fraktion – und kommt damit auch einem Vorschlag von Bürgern aus Neuenkamp entgegen.
Kritischer ist Dubielczyk beim Thema Fahrradverkehr in der Innenstadt: Auf der Königstraße müsse es zu einer besseren Vereinbarkeit zwischen Rad- und Fußverkehr kommen. „Wir fordern das Aufstellen von mehrsprachigen Hinweisschildern, dass an Tagen ohne Wochenmärkte Schritttempo erlaubt ist, die Räder zu Zeiten des Weihnachtsmarktes und anderer Feste aber geschoben werden müssen.“ Rücksichtnahme auf Fußgängerinnen und Fußgänger sowie behinderte Menschen und Kellner der Restaurantbetriebe müsse oberste Priorität haben. „Durch das Einhalten dieser Maßnahmen könnte sich die Aufenthaltsqualität auf der Königstraße deutlich verbessern“, ist Dubielczyk sicher.
Auch interessant
In der Umgebung des König-Heinrich-Platzes und insbesondere beim Zugang zu der Park-Tiefgarage verrichten regelmäßig Menschen ihre Notdurft, weiß der Politiker. „Um dem Abhilfe zu schaffen, fordern wir, zu prüfen, wie und wo eine öffentliche Toilette am König-Heinrich-Platz hergerichtet werden kann.“
Gabriele Siegert (Bündnis 90/Die Grünen): „Teile der Innenstadt, besonders die Bahnhofsplatte, benötigen mehr Schatten, am besten durch Bäume“
Dr. Gabriele Siegert (Bündnis 90/Die Grünen) erinnert daran, dass es in Duisburg die „nette Toilette“ gibt. Dabei stellen etwa Gastronomen kostenlos ihre WCs zur Verfügung. „Das ist kostengünstig für die Stadt und sollte kein Geheimtipp sein. Plakate und Flyer sollten darauf hinweisen, und mehr Gastronomie-Beteiligung eingeworben werden.“ Die Grünen wollen erreichen, dass ein weiteres Ärgernis abgestellt wird: „Die Innenstadt für alle sollte barrierefrei sein. Aufzüge und Rolltreppen der U-Bahnstationen dürfen nur kurzzeitig ausfallen, nicht monatelang defekt sein.“
Grundsätzlicher sind diese Forderungen: „Teile der Innenstadt, besonders die Bahnhofsplatte, aber auch der Platz vor dem Theater benötigen mehr Schatten, am besten durch Bäume, damit der Aufenthalt auch in den immer heißeren Sommern erträglich ist.“ Außerdem sollten Trinkwasserbrunnen an mehr Standorten als vorgesehen, realisiert werden. „Unser Ziel einer autofreien Innenstadt wollen wir schrittweise erreichen: Die Verbesserung des ÖPNV ist dafür nötig.“
Für die Belebung der Innenstadt sei das Haniel-Open-Air ein großer Gewinn. „Zusätzlich andere niederschwellige und vielfältigere kulturelle Angebote würden weitere Zielgruppen ansprechen“, ist Siegert überzeugt. Für Menschen mit geringem Einkommen sollten Räume der Begegnung, zum Verweilen und Spielen geschaffen werden. „Dazu könnte die Stadt leerstehende Geschäftsräume anmieten.“ Die Angebote sollten auch von Kindern und Jugendlichen nutzbar sein. „Streetwork und räumliche Angebote für Wohnungslose wollen wir ausbauen, der Drogenkonsumraum sollte endlich umgesetzt werden.“